Carlo Hörr – Erfolgreicher local hero beim DTB-Pokal

Der Stuttgarter Lokalmatador Carlo Hörr räumte im März beim DTB Pokal 2022 in der Porsche Arena einen kompletten Medaillensatz ab. Mit der Unterstützung durch die heimischen Zuschauer erturnte er nicht nur im Einzel Gold am Reck und Silber an den Ringen, sondern konnte gemeinsam mit dem deutschen Mixedteam die Silber- sowie mit dem Herrenteam die Bronzemedaille mit nach Hause nehmen. Die Sport.S-Redaktion hat sich mit dem 24-Jährigen an seinem Arbeitsplatz, dem Kunstturnforum am Olympiastützpunkt Stuttgart, getroffen, um nach seinen Erfahrungen beim DTB-Cup zu fragen.

Autor:Stefanie Hägele

31. Mai 2022

Carlo Hörr

Foto: DTB/ dedicated sports

Klasse Auftritte, tolle Ergebnisse – war der DTB Pokal 2022 so etwas wie das Karrierehighlight für dich?
Carlo Hörr: Es war definitiv ein Highlight, aber ich sage immer, es gibt viele Highlights, die einen durch die Saison begleiten. Natürlich war es durch die Gegebenheiten schon etwas Besonderes für mich, weil meine Freunde da waren und mich unterstützt haben. Wenn man bei Olympia oder bei einer Weltmeisterschaft dabei ist oder gar eine Medaille holt, ist das aber definitiv höher einzustufen. Dennoch ist jeder Wettkampf etwas Besonderes. Klar ist es auch nochmal was anderes, wenn man „zuhause“ an den Start geht. Die Zuschauer haben auch eine richtig gute Stimmung in der Halle gemacht.

Wie war es für dich, endlich wieder vor Zuschauern zu turnen?
Carlo Hörr: Bei der Weltmeisterschaft in Japan waren ja auch wieder Zuschauer erlaubt, aber da gab es keine solche Stimmung wie in Stuttgart. Beim DTB Pokal war das schon nochmal was anderes, auch wenn das Publikum im Gegensatz zu der Zeit vor der Pandemie noch etwas verhalten war. Wir hatten da ja noch Maskenpflicht. Es ist schon ein wenig „ungemütlich“, den ganzen Tag in der Halle zu sitzen und eine Maske zu tragen. Dazu kommt auch noch, dass die Menschen nicht mehr so gerne eng aneinander sitzen. Ich bin mir aber sicher, dass es jetzt so langsam wieder mehr wird, und ich freue mich auch richtig, dass wir inzwischen wieder regelmäßig vor Zuschauern turnen können.

Beim DTB Pokal gab es ja auch erstmals den Mixed-Wettkampf. Wie war es für euch, mit den Frauen gemeinsam an den Start gehen zu können?
Carlo Hörr: Es war mega cool und hat Spaß gemacht, auch mal gemeinsam mit den Mädels zu turnen. Normalerweise kommt es selten vor, dass wir gemeinsam turnen, und das war jetzt ein erster Test. Bisher hatte es das nur beim Swiss Cup gegeben, wo Zweierteams mit einer Frau und einem Mann turnen. Schön war auch zu sehen, dass die Amerikaner und Italiener immer durch das komplette Turnteam angefeuert wurden, das hatte schon seinen Reiz. Mir persönlich hat es großen Spaß gemacht und wir hätten auch ehrlich gesagt nicht damit gerechnet, dass wir ins große Finale kommen, geschweige denn noch den zweiten Platz belegen. Wir hatten gleich bei unserem ersten Gerät mit zwei Stürzen begonnen. Dadurch, dass die anderen aber auch gepatzt haben, wurde es dann wieder spannend. Dass wir gegen die US-Amerikaner verlieren würden, war uns von Anfang an klar. Die waren einfach richtig gut und hatten so manche Elemente in ihren Übungen drin – das war schon eine andere Hausnummer. Ich hoffe, dass der Mixed-Wettbewerb beim DTB Pokal auch weiterhin stattfindet.

Welche Ambitionen und Ziele hast du für die Saison 2022?
Carlo Hörr: Mein Hauptziel ist es, mich für die Europameisterschaft in München zu qualifizieren. Für mich geht es jetzt auch nicht mehr nur um die Qualifikation für den Kader, sondern ich möchte auch bei den Wettkämpfen aktiv mitturnen. Ich denke, mittlerweile bin ich so weit, um für andere eine starke Konkurrenz zu sein und mich an sie ranzuturnen. Es kommt aber natürlich auch immer auf den Tag und die körperliche Form an. Wenn man zwei Tage schlecht turnt, weil man einfach keinen guten Tag erwischt hat, ist man weg vom Fenster.

Du turnst ja in der Bundesliga schon eine Weile für den TV Schwäbisch Gmünd-Wetzgau…
Carlo Hörr: Ja, es ist jetzt meine vierte Saison, die ich mit Wetzgau bestreite. Das ist ein klasse Verein mit einer coolen Mannschaft. Deshalb habe ich mich 2018 auch dazu entschieden, von Heilbronn dorthin zu wechseln. Egal was ist, wenn ich was brauche, unterstützen sie mich, wo sie nur können. Der Verein ist sehr familiär und ich habe keinen Anlass, woanders hinzugehen. Wenn ich meine „Seele“ verkaufe, dann für immer (lacht). Unser Mindestziel in der Bundesliga ist das Erreichen des kleinen Finales. Wenn wir es in das große Finale schaffen, ist es umso besser.