Niko Kappel – Inklusionsbeauftragter des DLV
Die Sportfans in ganz Deutschland kennen Niko Kappel als Paralympics-Sieger 2016, Weltmeister 2017 und frisch gebackener Weltrekordhalter im Kugelstoßen. Der 26-jährige Ausnahmeathlet des VfB Stuttgart richtet seine Aufmerksamkeit jedoch nicht nur auf seine sportliche Karriere, er engagiert sich nebenher auch noch ehrenamtlich in verschiedenen Bereichen rund um den Behindertensport. Der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) ernannte Niko Kappel nun Anfang 2022 zum Inklusionsbeauftragten und sorgte dafür, dass sein eh schon voller Terminkalender künftig noch mehr aus den Nähten platzt. Aber was sind eigentlich die Aufgaben eines DLV-Inklusionsbeauftragten? Die SPORT.S-Redaktion hat sich am Olympiastützpunkt mit Niko Kappel getroffen, um mit ihm über seinen neuen „Job“ zu sprechen.
Autor: Stefanie Hägele
Niko Kappel nach einem gelungenen Wurf
Foto: Tom Weller/ 24passion
Niko, gratuliere zu deiner neuen Aufgabe beim DLV. Wie kam es zustande, dass du Inklusionsbeauftragter geworden bist?
Niko Kappel: Der Deutsche Leichtathletik-Verband ist auf mich zugekommen und hat gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, die ehrenamtliche Aufgabe zu übernehmen. Die Aufgabe des Inklusionsbeauftragten gab es schon eine ganze Weile, es wurde nur nie öffentlich bekanntgegeben, wer der Ansprechpartner dafür ist. Die „Stelle“ kam durch eine Kooperation des Deutschen Leichtathletik- Verbandes, des Württembergischen und des Deutschen Behindertensportverbands zustande, die mit Hilfe des Olympiastützpunkts Stuttgart in die Wege geleitet wurde. Schon seit längerem bezieht die Trainerakademie Para-Sportarten mit ein. Jetzt hat auch der Baden-Württembergische Leichtathletik-Verband die Athleten aufgenommen und hat damit für unsere Trainer einen offiziellen Dienstauftrag geschaffen. Durch diese Kooperation profitieren wir Sportler und können jederzeit am Stützpunkt unser Training absolvieren. Die positive Resonanz nach der Veröffentlichung war schon enorm.
Weshalb hast du diese Stelle angenommen und was sind deine Ziele?
Niko Kappel: Mir ist es wichtig, den Menschen einfach zu zeigen, dass es nichts „Besonderes“ ist, wenn man eine Behinderung hat, und dass wir alle einfach normal miteinander umgehen können. Ich würde gerne die Hemmschwelle beseitigen und das Feingefühl bei den Menschen wecken. Außerdem möchte ich ihnen mitgeben, dass den Kindern im Kindergarten oder in der Schule frühzeitig gezeigt werden muss, dass sie mit einem Kind, das zum Beispiel im Rollstuhl sitzt, genauso normal umgehen können, wie mit anderen Kindern. Der Sport ist dafür der perfekte Aufhänger. Hier können alle Barrieren fallen. Wenn die Menschen hier erfahren, dass man keine Bedenken haben muss etwas falsch zu machen, kann man dies perfekt in die Gesellschaft übertragen.
Wie sehen deine Aufgaben in der ehrenamtlichen Position genau aus?
Niko Kappel: Meine Aufgabe ist es, die Menschen und Vereine darüber aufzuklären, dass man mit behinderten Sportlern ganz normal umgehen kann. Durch die Politik haben viele Leute „Angst“ etwas falsch zu machen und sie halten sich deshalb lieber zurück. Vereine und Sportbegeisterte, die eingeschränkt sind, müssen einfach miteinander kommunizieren. Es sollte ganz normal sein, dass man zum Verein seiner Wahl gehen kann, um ein Schnuppertraining auszumachen – egal ob man jetzt eine Einschränkung hat oder nicht. Ich möchte die Menschen dazu anregen, sich Gedanken zu machen, wie man jedes Kind erreichen kann und auch die Trainings gemeinsam gestaltet. Alle müssen einfach eine gewisse Flexibilität mitbringen, die man ja eh im Leben braucht, und dann funktioniert das auch. Die Entwicklung von Ideen jeglicher Art und deren Weitergabe an den DLV ist auch Teil des Jobs.
Wie können sportbegeisterte Menschen, die eine Behinderung haben, die Vereine am besten kontaktieren?
Niko Kappel: Einfach auf sie zugehen und ein Schnuppertraining ausmachen. Ich hatte das Glück, dass ich nie ein Problem hatte einen Verein zu finden, bei dem ich meinen Sport ausüben konnte. Damals bin ich einfach zu einem Verein gegangen, habe gesagt, dass ich gerne ins Leichtathletiktraining kommen würde, und habe dann gefragt, an welchem Tag es stattfindet. Wenn man entspannt und flexibel an die Vereine herantritt, gibt es da auch keine Probleme.
Ist es auch ein Ziel, in Zukunft Events wie die Olympischen Spiele und die Paralympics zusammenzulegen?
Niko Kappel: Das ist eher schwierig, denn hier spielen mehrere größere Faktoren zusammen. Ich glaube es ist logistisch nicht stemmbar, so viele Athleten aus verschiedenen Sportarten zur gleichen Zeit am gleichen Ort unterzubringen. Bei den Spielen werden ja meistens komplett neue „Dörfer“ mit Unterkünften gebaut. Diese doppelt so groß zu bauen, wäre schwierig und es wäre auch nicht nachhaltig. Und dann laufen beide Events allein schon über mehrere Wochen – gemeinsame Spiele ließen sich von der Dauer her kaum abbilden. In der Leichtathletik haben wir ja schon manchmal gemeinsame Wettkämpfe. Das macht auch immer großen Spaß, aber das ist halt auch eine einzige Sportart, in der man die Athleten zusammenbringt. Ich würde beide Events weiterhin getrennt laufen lassen. Es wirft meiner Meinung nach kein schlechtes Licht auf die Inklusion, wenn große Sportveranstaltungen wie die Paralympics weiterhin getrennt bleiben.