Stuttgart Reds Softball – eine der Topadressen in Deutschland
Baseball und Softball sind besonders in den USA, Südamerika und Ostasien sehr beliebt. Die Sportarten zeichnen sich durch vielseitige und abwechslungsreiche Anforderungen, wie Fangen, Werfen oder Laufen aus und erfordern Schnelligkeit, Kraft und Präzision. Sie sind jedoch im deutschsprachigen Raum noch eher unbekannt. Nicht so beim TV Cannstatt, bei dem sowohl Baseball als auch Softball in Deutschlands höchster Liga gespielt werden. Im Softball wurden die Stuttgart Reds im letzten Jahr Südmeister und verpassten nur knapp das Playoff-Finale. Mit zwei Frauenmannschaften, einer gut aufgestellten Jugendabteilung und vielen Talenten in ihren Reihen sind die Reds eine der Topadressen im deutschen Softball. Im Jahr 2027 findet im neuen Stadion die Softball-EM mit über 24 Nationalmannschaften statt – eine Chance für den Sport, wie Abteilungsleiter Christoph Manske und Bundesligaspielerin Kira Manske finden.
Autor:Lara Auchter
Kira Manske in Aktion.
Fotos: Iris Drobny
Was genau ist eigentlich Softball?
Das Spielprinzip ähnelt, mit kleinen Abweichungen, dem großen Bruder Baseball: Beim Softball gibt es drei grundlegende Positionen – die Pitcherin, die Fängerin und die Schlagfrau. Auf dem Spielfeld stehen sich zwei Mannschaften mit je neun Spielerinnen gegenüber, die abwechselnd in der Verteidigung oder im Angriff spielen. Dabei steht die defensive Mannschaft im Feld und versucht das Punkten der gegnerischen Offense zu verhindern. Ziel der angreifenden Mannschaft ist es, die Bases bzw. letztendlich die Home-Base zu erreichen, ohne dabei von der verteidigenden Mannschaft ins Aus gespielt zu werden. Das Spielfeld ist in drei Bases, oder Stationen, sowie eine Homebase unterteilt. Diese sind in einem breitgezogenen Drachenviereck dargestellt.
Die Pitcherin, bringt den Ball durch einen Unterhandwurf ins Spiel. Diesen Ball versucht nun die gegnerische Schlagfrau, oder Batterin, zu treffen und soweit es geht ins Feld zu schlagen. Hat sie dies geschafft, versucht die Spielerin so schnell wie möglich das Feld zu umrunden und die Bases zu erreichen, bevor eine Verteidigerin den Ball fängt und die Schlagfrau ins Aus wirft. Die angreifende Mannschaft erhält einen Punkt, wenn eine Spielerin alle Stationen umrundet hat und erfolgreich die Homebase erreicht. Gelingt dies mit nur einem Schlag und in einem Lauf, spricht man von einem Homerun.
Gerade das Einzelduell zwischen der Pitcherin und der Schlagfrau macht den Sport aus, wie Reds-Coach und -Abteilungsleiter Christoph Manske erzählt: „Das private Duell zwischen zwei Einzelspielerinnen in einem Mannschaftssport ist für mich das eigentlich Spannende am Softball, da es direkt den Spielausgang beeinflusst.“
Gerade im Softball ist dieses Duell noch entscheidender als im Baseball, da durch das kleinere Spielfeld und den kürzeren Abstand zwischen den Bases ein gut geschlagener Ball schneller einen Punkt für die offensive Mannschaft einbringen kann. „Durch die Gegebenheiten ist im Softball ein Homerun schon erreicht, wenn er circa 65 Meter fliegt. Im Baseball braucht es dazu mindestens 95 Meter“, erklärt Christoph Manske.
Andere Wurftechnik als beim Baseball
Der größte Unterschied zwischen Baseball und Softball ist aber die Wurftechnik der Pitcherin. Im Softball wird der Ball von unterhalb der Hüfte geworfen. Laut Christoph Manske ist diese Position auch die schwierigste im ganzen Sport: „Man wirft aus 14 Metern von unten, direkt aus der Schulter heraus. Die Top-Pitcherinnen werfen mit einer Geschwindigkeit von über 60 Meilen pro Stunde. Sie haben ein großes Repertoire an Wurfvarianten, die in verschiedene Richtungen wegbrechen oder eine andere Geschwindigkeit und Rotation besitzen, um die Schlagfrau zu verwirren. Die Präzision, Wurftechnik und Kraft, die diese Mädels in ihrem Arm haben, ist phänomenal. Aber es fordert natürlich auch seinen Tribut und der Körper, besonders der Arm und die Schulter, leiden schon unter diesen Kräften.“
Gerade weil die Position der Pitcherin sehr speziell ist, setzen die Stuttgart Reds dabei auf ihre erfahrenen Importspielerinnen aus den USA. Durch das hohe professionelle Niveau in den Vereinigten Staaten sind die Spielerinnen sehr gut ausgebildet. Sie trainieren von klein auf so intensiv, dass sie den Sport auf höchstem Niveau betreiben können.
Importspielerinnen aus den USA
„Unsere Amerikanerinnen sind wirklich Gold wert. Wir haben eigentlich jedes Jahr zwei neue Importspielerinnen, waren aber mit unseren aktuellen beiden so zufrieden, dass sie auch für diese Saison bei uns geblieben sind“, verrät der Reds-Abteilungsleiter. „Klar haben wir gewisse Erwartungen an unsere Imports. Sie sind die Topspielerinnen in unserem Team und müssen Erfolgsgaranten sein. Dadurch, dass wir hier sehr viele Jugendmannschaften haben, achten wir bei den Verpflichtungen aber vor allem darauf, dass die Spielerinnen gut coachen können“, fügt er an. Denn die US-Imports sollen keine Spielerinnen sein, die nebenbei auch als Trainerinnen tätig sind. Sie sollen vielmehr Trainerinnen sein, die auch das Bundesliga-Team als Spielerinnen weiterbringen.
Die Spielerinnen freut es, wenn sie erfahrene Teamkolleginnen aus den USA haben, die sie auf und neben dem Feld voranbringen können. „Die Mädels, die hier sind, machen das richtig gut und wir sind froh sie zu haben“, sagt Kira Manske, die die verschiedenen Altersklassen im Nachwuchs der Stuttgart Reds durchlaufen hat und jetzt, mit 17 Jahren, fester Bestandteil des Bundesliga-Teams ist.
Erfolgreiche Stuttgart Reds
Die Abteilung Softball des TV Cannstatt besteht aus zwei Frauenmannschaften und mehreren Jugendteams in den Altersklassen zwischen neun und 19 Jahren. Etliche Spielerinnen aus dem eigenen Nachwuchs haben, wie Kira Manske, bereits den Sprung in die Frauenteams geschafft.
Die erste Mannschaft der Reds geht in der höchsten deutschen Spielklasse, der Bundesliga Süd, an den Start. Das zweite Team spielt in der Verbandsliga. In der vergangenen Saison wurden die Reds mit einer Bilanz von 17 Siegen und drei Niederlagen Meister der Bundesliga Süd und qualifizierten sich dadurch für die Playoffs. Dort unterlagen sie im Halbfinale dem späteren Meister Wesseling Vermins. „Wir haben eine super Saison gespielt und sind sehr stolz auf unsere Leistungen. Besonders unsere jungen Spielerinnen haben geglänzt und konnten sich weiter im Team und auf Bundesliga-Niveau etablieren“, freut sich Abteilungsleiter und Trainer Christoph Manske.
Zur Frage nach den Erwartungen für die Saison 2024 entgegnen der 55-Jährige und seine Tochter Kira, dass sie einfach in jedem Spiel ein bisschen besser sein wollen als im vorherigen. Diese Devise scheint gut aufzugehen, standen die Reds-Damen zum Redaktionsschluss dieser Ausgabe doch mit sieben Siegen und nur einer Niederlage auf dem zweiten Tabellenrang der Bundesliga Süd.
Kira Manske (2. von links) und Christoph Manske (rechts) im Gespräch mit SPORT.S
Softball-EM 2027 in Stuttgart
Ein Ereignis, auf das man bei den Reds schon jetzt hinfiebert, ist die 2027 auf dem Schnarrenberg stattfindende Europameisterschaft. Mit der Vergabe des Turniers im Februar dieses Jahres an die Reds und die Stadt Stuttgart findet zum ersten Mal eine Softball-EM in Deutschland statt. „Wir freuen uns natürlich riesig darauf“, strahlt Christoph Manske. „Ich habe vor ein paar Jahren zum Vorstand gesagt, lass uns doch die Bewerbung hinschicken, das bekommen wir schon hin. Damals waren gleich alle Feuer und Flamme. Jetzt, da unsere Bewerbung aber wirklich akzeptiert wurde und wir gegenüber unserem Mitbewerber London den Zuschlag erhalten haben, würden wir natürlich am liebsten gleich mit der EM loslegen. Aber wir müssen in den nächsten drei Jahren noch einiges auf dem Gelände bewegen, um das Turnier wirklich über die Bühne bringen zu können.“
Schon im Jahr 2010 war Stuttgart einer der drei Standorte für die Baseball-EM. Damals hatte die EM in drei Städten stattgefunden. Diesmal wird die Softball-EM an nur einem Standort ausgetragen – ein großes Unterfangen, braucht es doch mindestens drei Plätze, auf denen gleichzeitig gespielt bzw. trainiert werden kann. „Aktuell haben wir natürlich unser Softballfeld hier auf dem Vereinsgelände, und auch unser neu erbautes Baseballstadion wird für die EM genutzt und angepasst. Trotzdem brauchen wir noch ein weiteres Feld, damit neun Spiele pro Tag stattfinden können. Daran arbeiten wir gerade und stehen auch im Austausch mit der Stadt“, so der Abteilungsleiter. Zusätzlich muss eine Flutlichtanlage installiert werden und auf jedem Platz müssen die Voraussetzungen für internationale Livestreams sowie eine gewisse Anzahl an Tribünenplätzen geschaffen werden.
Dennoch bleiben die Stuttgart Reds gelassen und sehen das Turnier als große Chance für die Sportart Softball in Deutschland: „Das Jahr 2027 kommt eigentlich perfekt, da wir viele hochkarätige Talente im Jugendbereich haben, die bis dahin in der Nationalmannschaft etabliert sind. Die EM wird eine tolle Werbung für den Sport und auch für uns als Verein sein und wir müssen jede Gelegenheit nutzen, um Softball nicht nur im Raum Stuttgart, sondern in ganz Deutschland bekannter zu machen.“