Die HCOB-Handballer gastieren am zweiten Spieltag der Aufstiegsrunde zur zweiten Bundesliga beim hochgehandelten Westmeister TV Emsdetten
Für die Experten ist der Fall klar: Wenn es darum geht, welche Teilnehmer an der Aufstiegsrunde die besten Aussichten auf den Aufstieg in die zweite Bundesliga haben, dann fällt nahezu immer der Name des TV Emsdetten. Der HC Oppenweiler/Backnang muss sich im ersten Auswärtsspiel dieser Runde auf eine sehr schwierige Aufgabe einstellen. Trainer Volker Blumenschein setzt auf einen guten Mix aus Mut und Geduld. Die Partie beginnt am Samstag (19 Uhr) in der Ems-Halle der im Münsterland.
Von Alexander Hornauer
Spiel eins brachte ein Remis. 31:31 gegen die HSG Hanau. „Leider nur ein Punkt“, urteilt der Trainer Volker Blumenschein mit etwas Abstand, „aufgrund der ersten Halbzeit war mehr wahrscheinlich nicht verdient.“ Andererseits hätte der letzte Wurf von Ruben Sigle statt an die Latte auch im Tor landen können. „Das Auftaktspiel hat uns aufgezeigt, dass gegen die Gegner in der Aufstiegsrunde keine schwachen Momente erlaubt sein werden.“ Deshalb wolle er mit seinem Team im nächsten Spiel über 60 Minuten eine gute Performance zeigen, unabhängig vom jeweiligen Spielstand.
Die Spielgeschwindigkeit gegen Hanau sei hoch gewesen, „flotter als in den Partien zuvor“, aber sein Team sei diesbetreffend bei der Musik gewesen, und in Halbzeit zwei erreichte auch die Abwehr das gewohnte Niveau. „Außerdem haben wir im Angriff gute Lösungen gefunden und waren dann die bessere Mannschaft.“ Für die Zuschauer sei die Partie ein Knüller gewesen, „es hat sie phasenweise aus den Sitzen gerissen.“ Auch für die Spieler sei es ein echtes Handballfest gewesen, „emotional war das ganz weit vorne und eine erste Belohnung für die tolle Saison in der Südstaffel.“
In Emsdetten wartet das nächste Highlight auf das HCOB-Team. „Das ist eine ausgezeichnete Mannschaft, gespickt mit großer Routine und zahlreichen Profis“, sagt Volker Blumenschein. „Da wir nur einmal in der Aufstiegsrunde auf diesen Gegner treffen, hat das Spiel so etwas wie Pokalcharakter.“ Weil die Emsdettener eine volle Halle hinter sich wissen, „ist die Begegnung für jeden ein Highlight, ganz gleich was man bisher im Handball erlebt hat. Wir werden das sicher genießen und wollen die Atmosphäre für eine sehr gute Leistung von uns nutzen.“
Sportlich gilt es, sich auf eine 6:0-Abwehr einzustellen, „die sich durch eine gute Körperlichkeit mit schnellem Umschaltspiel“ auszeichnet. Allerdings verstehen es die Emsdettener, auch mit einer eher offensiven Variante zu verteidigen. „Im Angriff vertrauen die Spieler ihren individuellen Fähigkeiten“, hat Volker Blumenschein beobachtet. Bedeutet: die Mannschaft spielt Standard-Auslösehandlungen und entwickelt viel Druck aus dynamischen 1:1-Situationen und dem Kleingruppenspiel mit dem Kreis. Vorteil für den Meister der Weststaffel: „Alle Positionen sind in etwa gleich torgefährlich.“ Bei Schneller Mitte und Gegenstoß ist auch eine 7:6-Variante möglich. Volker Blumenschein sagt: „Das wird eine Herkulesaufgabe für unsere Abwehr.“
Der HCOB will selbst Impulse setzen. „Wir werden uns gut auf das Spiel vorbereiten, haben unter der Woche ein paar Ideen entwickelt, wie wir in Angriff und Abwehr Nadelstiche setzen können“, sagt Trainer Volker Blumenschein, ohne sich in die Karten schauen lassen. Klar sei: Eine Steigerung muss her, aber sie ist möglich. „Am ersten Spieltag haben wir nicht unser maximales Potenzial abgerufen. Gelingt das, haben wir immer eine Chance Punkte mitzunehmen“ sagt der Coach und ergänzt: „Wir werden extrem mutig spielen und gleichzeitig geduldig unsere Chancen suchen. Der optimale Mix wäre zielführend.“
Personell siehts beim HCOB insofern gut aus, dass lediglich Florian Frank ausfällt. Felix Raff, zuletzt immer wieder im Einsatz, war unter der Woche studienbedingt nicht dabei. Wenn es pressiert, steht er als Nachrücker zum Einsatz bereit.
Emsdetten will ins angestammte Terrain zurück
Der Erste der ewigen Zweitliga-Tabelle: Seit 1981 gibt es die zweite Handball-Bundesliga. Kein Club hat länger in dieser Liga gespielt als der TV Emsdetten. Der Verein stieg 1985 als westdeutscher Meister nach Finalsiegen gegen SuS Oberraden in die zweite Liga auf und blieb dieser – von einem einjährigen Abenteuer in der ersten Liga abgesehen– bis zum vergangenen Sommer erhalten. Der erstmalige Abstieg in die Dritte Liga nach 36 Bundesligajahren markierte einen Einschnitt. Ziel ist deshalb die umgehende Rückkehr.
Der Saisonverlauf: In den Spielen der Hauptrunde dominierte Emsdetten die Weststaffel nach Belieben. Der Abstand zum Zweiten HSG Krefeld Niederrhein betrug neun Punkte. Nun zählt der Club zu den großen Favoriten für einen der ersten beiden Plätze in der Aufstiegsrunde. Der Verein hat die professionellen Strukturen aus dem Bundesligabetrieb beibehalten und steht – das gehört dann zwangsläufig dazu – somit auch unter einem gewissen Erfolgsdruck.
Prominente Spieler: Im vergangenen Sommer sorgte der Club für Aufsehen, weil es ihm gelang, den 109-maligen Nationalspieler Tobias Reichmann (zuvor MT Melsungen) für sein Drittligateam zu gewinnen. Im Kader finden sich viele Akteure mit langjähriger Bundesligaerfahrung, darunter auch der 32-jährige Rückraum-Mitte-Spieler Marcel Schliedermann. Er ist der ältere Bruder von HCOB-Akteur Daniel Schliedermann.
Rund ums Spiel
Die Ems-Halle mit einem Fassungsvermögen von rund 2200 Zuschauern könnte am Samstag fast voll, vielleicht auch ausverkauft sein. Auf Verdacht hinfahren ist also keine gute Idee. Zwischen 40 und 50 HCOB-Sympathisanten werden im nördlichen Münsterland erwartet. Rund 500 Kilometer sind es aus dem Murrtal nach Emsdetten.
Die Begegnung aus der Ems-Halle wird live auf Sportdeutschland.TV übertragen. Wer zuschauen möchte, benötigt einen Account und ein Ticket zum Preis von 4,50 Euro.
Als Schiedsrichter sind Sebastian Ebel aus Celle und Niklas Krähe aus Hamburg eingeteilt. Sie zählen – wie zuletzt das in Oppenweiler aktive Gespann Ernst/Friedhoff – zum Aufstiegskader der Dritten Liga und streben gute Bewertungen an. Auch sie erhoffen sich den Sprung in die zweite Bundesliga. Ein Spiel des HCOB haben die beiden bislang nicht geleitet, die Geografie spricht dagegen.