Souveräner Auftritt der HCOB-Handballer: Der Drittliga-Spitzenreiter ließ dem TSB Horkheim im Derby beim 38:30 keine Chance. Ab der siebten Minute dominierte die Heimmannschaft das Match in der stimmungsvollen Gemeindehalle deutlich, lag bis zu elf Tore vorn. Entscheidend dafür: die Breite des Kaders. Die Teilnahme an der Aufstiegsrunde ist gesichert, sie startet Mitte April. Zuvor geht es am kommenden Samstag bei der SG Pforzheim/Eutingen um die Meisterschaft.

Von Alexander Hornauer

Nach dem Hinspiel gegen Horkheim waren die HCOB-Handballer niedergeschlagen. Die Niederlage führte zur Trennung von Coach Matthias Heineke. Nach dem neuerlichen Aufeinandertreffen beider Mannschaften sah man im HCOB-Lager nur strahlende Gesichter: die Spiele um den Aufstieg waren das große Ziel, nun ist es erreicht. Bei einer Ehrenrunde wurden die Sportler begeistert gefeiert. Aber der Weg ist noch nicht zu Ende. Die Murrtaler sind in den Spielen um den Aufstieg, so kann man es in Fachkreisen nachlesen, nicht der meistgenannte Favorit, andererseits steht noch nicht fest, nach welchem Modus und gegen welche Gegner gespielt wird. Ein bisschen Glück bei der Auslosung, ein Tor über den Innenpfosten im richtigen Moment und wenig Verletzungspech – wer weiß, ob sich nicht doch ein Türchen auftut. So oder so, die Handballfreunde aus dem Murrtal dürfen sich auf außergewöhnliche Spiele freuen. Die Hauptrunde birgt ebenfalls noch ein Highlight. Der HCOB hat zwar einen der ersten beiden Plätze sicher, aber nun besteht am kommenden Wochenende die zusätzliche Chance, Meister der Südstaffel zu werden. Auch das ist ein lohnenswerter Anreiz.

Gegen Horkheim landete der HCOB einen souveränen Sieg. Die Gäste aus dem Unterland konnten das Fehlen der wurfgewaltigen Rückraumspieler Nick Fröhlich, Janik Zerweck und Oskar Neudeck (war dabei, kam aber nicht zum Einsatz) nicht kompensieren. „Wir hatten heute nicht die Shooter für die Tore aus neun oder zehn Metern“, analysierte Trainer Dragos Oprea. Dass die Horkheimer in zum Teil ungewohnter Formation spielten, hatte für den HCOB aber nicht nur Vorteile, befand Coach Volker Blumenschein: „Heute war alles, was wir vorbereitet hatten, für die Tonne, weil bei Horkheim teilweise ganz andere Spieler auf dem Feld standen als erwartet. Das hat man dann am Anfang gesehen.“ Die Gäste schafften bis zum 4:4 in der sechsten Minute stets den Ausgleich, kamen dabei zu gut herausgespielten Toren. Dann liefen sie sich immer öfter in der HCOB-Abwehr fest. Kam doch etwas aufs Tor, war es die Beute von Keeper Jürgen Müller. Schnell setzte sich der HCOB ab, 13:19, 17:12, 20:13 – schon zur Pause deutete vieles auf Heimsieg. Dass mit Außenspieler Florian Frank, Rückraumakteur Ruben Sigle und Torwart Stefan Koppmeier ebenfalls drei Akteure fehlten, fiel nicht so sehr ins Gewicht, weil die jeweils auf diesen Positionen spielenden Akteure gute Leistungen einbrachten. Trainer Volker Blumenschein meinte nachher, schon früh ein gutes Gefühl gehabt zu haben. Seine Sicht: „Als wir vier, fünf Tore weg waren, hat man dann schnell gespürt, dass wir das Spiel heute gewinnen werden.“

Abgesehen davon taten seine Handballer auf dem Feld auch in Halbzeit zwei einiges für den Erfolg. Die Abwehr blieb lange Zeit sehr aufmerksam. Horkheims Rückraumschützen mussten für ihre Erfolge sehr viel arbeiten, für die Außen und den Kreis taten sich wenig Räume auf. Erschwerend für die Gäste kam hinzu, dass Torwart Jürgen Müller eine ganze Reihe von Würfen entschärfte. Als er kurz vor dem Ende seinen Platz für Torwartlegende Stefan Merzbacher räumte, erhielt er tosenden Applaus. Der HCOB hingegen fand im Angriff viele kreative Lösungen. Der Ball lief flink durch die Reihen und so taten sich freie Wurfgelegenheiten auf. Die Außenspieler Philipp Maurer, Eric Bühler und Martin Schmiedt waren gut eingebunden und nutzten ihre Chancen effektiv. Auch im Konter setzte der Drittliga-Tabellenführer viele Akzente. Er profitierte zudem von seinem breiten Kader, immer wieder standen andere Akteure im Fokus. In der 39. Minute war nach einem Siebenmetertor von Timm Buck der deutlichste Vorsprung der Partie herausgeworfen, 26:15. Die Gastgeber nutzten den deutlichen Vorsprung, um Spielzeiten zu verteilen und ein wenig zu experimentieren. Weniger als sieben Tore Vorsprung waren es nie, am Ende waren es nach dem 38:30 durch Lukas Rauh acht.

Am Ende war die Freude groß, ein Meilenstand ist erreicht, und Volker Blumenschein traf beim Trainergespräch nach Spielende eine erste Einschätzung: „Der Einzug in die Aufstiegsrunde ist ein außergewöhnlicher Erfolg und eminent wichtig für die Entwicklung des HCOB.“

 

Stimmen zum Spiel

HCOB-Trainer Volker Blumenschein: „Der Einzug in die Aufstiegsrunde ist ein außergewöhnlicher Erfolg und eminent wichtig für die Entwicklung des HCOB. Heute war alles, was wir vorbereitet hatten, für die Tonne, weil bei Horkheim teilweise ganz andere Spieler auf dem Feld standen als erwartet. Das hat man dann am Anfang gesehen. Als wir vier, fünf Tore weg waren, hat man dann schnell gespürt, dass wir das Spiel heute gewinnen werden. Obwohl wir dann viel durchgewechselt haben, sind wir schnell auf zehn Tore Distanz gekommen.“

TSB-Trainer Dragos Oprea: „Als wir am Montag trainiert haben, hatten wir das Ziel, hier zu gewinnen. Es ist dann aber jeden Tag ein Spieler weniger geworden, und dann war es schwer, das wegzuwischen. Wir hatten heute nicht die Shooter für die Tore aus neun oder zehn Metern. Trotzdem kann ich meiner Mannschaft ein Riesenlob zu dieser Leistung machen.“

 

Rund ums Spiel

Bei Horkheim spielte mit Martin Lübke ein Handballer, der in der vergangenen Runde noch zum HCOB-Kader gehörte und im Verbandsligateam zum Torschützenkönig avancierte. Weil es beim TSB noch nicht zur Stammkraft reicht, wechselt er nun zum VfL Waiblingen. „Mein Trainer Dragos Oprea hat mir gesagt, dass es wichtig ist, dass ich jetzt viele Spielanteile bekomme.“ Die möchte er im Remstal sammeln; eventuell in Liga drei, aktuell belegt der VfL einen Aufstiegsplatz.

Stefan Merzbacher ist seit 2002 beim TV Oppenweiler und beim HCOB, lange Jahre als großartiger Keeper, nun als Torwarttrainer. Weil Stefan Koppmeier fehlte, saß er auf die Bank, und irgendwie war wohl allen klar: wenn es irgendwie möglich ist, läuft der Rekordspieler auch auf. Acht Minuten vor dem Ende war es so weit, Einsatz Nummer 378 in der ersten Mannschaft stand an. Kaum hatte er die ersten beiden Bälle abgewehrt, tönten „Ede“-Sprechchöre durch die Halle.

Für den HCOB war es im 48. Derby der 12. Sieg (bei 10 Unentschieden und 26 Niederlagen). Das zeigt auf: Siege gegen Horkheim sind keine Alltäglichkeiten und verursachen deshalb besondere Freude. Trotz der sportlichen Rivalität beider Mannschaften ist das Verhältnis auf den Rängen bei den Derbys allerdings von großem gegenseitigem Respekt geprägt und positiv sportkameradschaftlich.

Acht Teilnehmer an der Aufstiegsrunde stehen fest: In der Nordstaffel sind der TuS Vinnhorst und der MTV Braunschweig Erster und Zweiter, in der Weststaffel sind der TV Emsdetten und die HSG Krefeld Niederrhein uneinholbar vorn, im Südwesten die HSG Hanau und der TuS Ferndorf. Der Süden wird mit dem HCOB einen Teilnehmer stellen. Aus der Staffel Ost kommt Meister EHV Aue hinzu. Mit dem HC Eintracht Hildesheim gibt es hier einen weiteren Kandidaten. Die Niedersachsen sind Dritter, sie können am letzten Spieltag aber am aktuellen Zweiten HC Erlangen II vorbeiziehen. Schafft es die Eintracht, ist sie Team Nummer neun im Aufstiegsrennen.

Was den Spielmodus betrifft, macht die Frage „Acht oder Neun“ einen Riesenunterschied. Nehmen acht Mannschaften an der Aufstiegsrunde teil, wird es zwei Gruppen mit jeweils vier Teams geben. Dabei trifft jedes Team einmal zuhause und auswärts auf jeden Gegner. Nach sechs Spieltagen sind die Sieger der beiden Gruppen die Aufsteiger in die zweite Bundesliga. Bei neun Startern wird eine Gruppe gebildet. Jede Mannschaft spielt einmal gegen jedes andere Team und hat dabei viermal Heimrecht und vier Auswärtsfahrten. Die beiden Erstplatzierten steigen auf. Damit sich die Clubs auf beide Konstellationen vorbereiten können, gibt’s am Dienstagabend eine Onlineversammlung.

Durch die Qualifikation für die Aufstiegsrunde haben sich die HCOB-Handballer das Ticket für die Teilnahme am Deutschen Handball-Pokal der Saison 2023/2024 gesichert.

Im Abstiegskampf der Südstaffel hat sich der TSV Neuhausen/Filder durch ein 33:29 gegen den TV 08 Willstätt den Klassenverbleib gesichert. Willstätt befindet sich nun in einem Fernduell mit der HG Oftersheim/Schwetzingen um Platz elf. Dieser berechtigt zur Teilnahme an einer bundesweiten Relegationsrunde, die vage Chancen auf den Ligaverbleib eröffnet. Als Absteiger standen schon vor diesem Spieltag der TVS 1907 Baden-Baden und die SG Köndringen/Teningen fest.

 

HC Oppenweiler/Backnang – TSB Horkheim 38:30

 

  1. März 2023

20 Uhr

Gemeindehalle Oppenweiler

 

HC Oppenweiler/Backnang:

Jürgen Müller, Stefan Merzbacher (Tor), Daniel Schliedermann, Tobias Gehrke (4), Timm Buck (8/5), Alexander Schmid (1), Felix Raff (1), Tim Dahlhaus (2), Martin Schmiedt (5), Jakub Strýc (3), Philipp Maurer (4), Eric Bühler (3), Lukas Rauh (1), Marc Godon (3), Tim Düren (3). – Trainer: Volker Blumenschein.

 

TSB Horkheim:

Julian Malek, Benjamin von Petersdorff (Tor), Louis Mönch (6/1), Rico Reichert (2), Mark Robertz, Daniel Grosser (4/1), Martin Lübke (1), Noah Matusik, Oskar Neudeck, Johannes Rebmann (6), Niklas Matusik (2), Florian Uhl (4), Yannik Starz (4). – Trainer: Dragos Oprea.

 

Schiedsrichter:

Nicolas Jaros (Lauterstein) und Felix Thrun (Waldstetten).

 

Zuschauer:

700.

 

Siebenmeter:

5/6 : 2/3 (Buck scheitert an von Petersdorff – Mönch scheitert an Müller).

 

Zeitstrafen:

12:8 Minuten (Raff/zweimal, Gehrke, Strýc, Godon, Düren – Niklas Matusik/zweimal, Uhl, Lübke).

 

Spielverlauf:

7:4, 13:9, 20:13 – 27:17, 32:23, 38:30.