Es gibt in den ersten drei Handball-Ligen in Deutschland eine Mannschaft, die in dieser Saison kein einziges Spiel verloren hat: den EHV Aue. Am Maifeiertag um 17 Uhr gastiert der Seriensieger im Aufstiegsspiel zur zweiten Bundesliga beim HC Oppenweiler/Backnang in der Gemeindehalle. Der hat gleichermaßen Respekt wie Motivation und will schaffen, was alle anderen Drittligisten nicht hinbekommen haben: den hohen Favoriten stolpern lassen.
Von Alexander Hornauer
Auch der HCOB hatte erfolgreiche Monate, absolvierte neun Spiele ohne Niederlage. In Emsdetten riss die Serie, die sieben Siege und ein Remis hervorbrachte. Keine Schande, zumal sich die zu den Topfavoriten um den Aufstieg zählenden Münsterländer energiegeladen präsentierten, trotzdem ärgerlich. „Wir waren nicht weit weg“, sagt Trainer Volker Blumenschein, der das Match eingehend mit der Mannschaft analysierte. „Genau genommen haben wir das Spiel in einer ganz schlechten Phase in den letzten fünf Minuten vor der Halbzeit abgegeben. Die restlichen 55 Minuten waren wir auf Augenhöhe.“ Das sei einerseits ärgerlich, „zeigt aber auch, dass wir die nächsten Aufgaben mit Selbstvertrauen angehen können.“
Der EHV Aue – der sich am Mittwochabend die Punkte mit dem TV Emsdetten teilte – ist ein Kaliber ähnlicher Qualität. Wieder ist der HCOB Außenseiter. „Sie haben die Oststaffel nach Belieben dominiert und auch in der Aufstiegsrunde noch kein Spiel verloren“, verweist Volker Blumenschein auf die Fakten. Die bewegliche Hintermannschaft des Erzgebirgischen Handballvereins lasse im Schnitt weniger als 26 Gegentreffer zu, eine gute Marke. Offensiv ist Aue, das nach dem Abstieg im Vorjahr weiter unter Zweitligabedingungen arbeitet, ausgeglichen und hochklassig besetzt. Aus Sicht von Volker Blumenschein sind die Rückraumspieler Elias Gansau und der tschechische Nationalspieler Diendonné Mubenzem sowie Rechtsaußen Maximilian Lux die herausragenden Akteure.
Aber der HCOB setzt auf den Heimvorteil. „Wir gehen in jedes Spiel mit dem Ziel zu gewinnen, und bei Heimspielen erst recht“, sagt Volker Blumenschein. Immer wieder gelang es den Murrtalern in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten, in heimischer Umgebung auch vermeintlich stärkere Rivalen zu besiegen. Wenn die Gemeindehalle ins Rollen kommt, wird es für jeden Gegner schwer. „Wir brauchen dazu eine sehr gute Leistung über die ganze Spielzeit“, sagt Volker Blumenschein und führt weiter aus: „Die Abwehr muss im Zusammenspiel mit den Torhütern von der ersten Minute an perfekt funktionieren.“ Dann könne sein Team Sicherheit für den Angriff gewinnen und Chancen für den Gegenstoß erhalten. Im besten Fall entwickelt sich daraus ein Flow.
Die kurze Pause – der HCOB hatte am dritten Spieltag drei, von einer echten Spielpause will Trainer Volker Blumenschein aber nicht reden – sei kein Nachteil gewesen: „Wir haben jetzt die Möglichkeit, uns optimal auf den Gegner vorzubereiten.“ Außerdem gibt es aus dem Mittwochsspiel der Sachsen gegen den TV Emsdetten zusätzliches Analysematerial. „Zudem haben wir die Gelegenheit, kleinere Blessuren länger auskurieren zu können. Deshalb gehen wir ausgeruht und mit vollen Akkus ans Werk. Die Motivation, unser Punktekonto auszugleichen, ist riesig.“ 3:3 Punkte und das Wissen, schon gegen zwei der drei meistgenannten Aufstiegskandidaten (Aue, Emsdetten, Vinnhorst) gespielt zu haben, böte Perspektiven. Noch ist es Theorie. Die Umsetzung muss auf dem Feld erfolgen.
So oder so freut sich Trainer Volker Blumenschein auf das Heimspiel am Maifeiertag. „Die Aufstiegsrunde ist für uns Alle ein Highlight. Für den Verein, die Mannschaft und natürlich auch für mich“, sagt der Trainer. Spiel wie gegen Hanau und in Emsdetten mit proppenvollen Hallen und leidenschaftlichen Fans seine außergewöhnlich. „Auch wenn für uns der sportliche Erfolg an erster Stelle steht, genießen wir die aktuelle Situation mit den spannungsgeladenen Spielen in der Aufstiegsrunde“, sagt Volker Blumenschein und weiß genau: Der Genuss wäre umso größer, wenn ausgerechnet der HC Oppenweiler/Backnang der erste Aue-Bezwinger dieser Saison wäre.
Zur personellen Lage: Ein paar Spieler sind angeschlagen, vermutlich können aber alle mitspielen, bis auf Florian Frank, der noch einige Wochen fehlen wird.
Rund ums Spiel
Wenn schon ein Handballspiel am Maifeiertag durchzuführen ist – in Oppenweiler gab es das zuletzt exakt vor zehn Jahren mit dem Endspiel um die Württembergische Handballmeisterschaft (31:29 gegen die HSG Langenau/Elchingen) – dann öffnet der HCOB die Bewirtung ein bisschen früher. Es wird gegrillt und gibt gekühlte Getränke sowie Bier vom Fass aus dem Bierwagen. DJ Ollo legt die neuesten Schallplatten auf und für alle Kinder und Jugendgebliebenen besteht die Möglichkeit, die eigene Wurfkraft an einem Wurfgeschwindigkeitsmessungsgerät zu ermitteln.
Der HCOB verkauft Eintrittskarten für das Spiel gegen Aue im Internet unter www.hcob.de/tickets sowie an der Abendkasse.
Die Begegnung aus der Gemeindehalle wird live auf Sportdeutschland.TV übertragen. Wer zuschauen möchte, benötigt einen Account und ein Ticket zum Preis von 4,50 Euro.