Handicap macht Schule: Inklusionsprojekt feiert 10. Geburtstag

Im Schuljahr 2013/2014 rief die SportRegion Stuttgart zusammen mit dem Württembergischen Behinderten- und Rehabilitationssportverband (WBRS) das gemeinsame Schulprojekt HANDICAP MACHT SCHULE ins Leben. Am 14. Januar 2014 fand in Schorndorf der erste Schulbesuch statt.

Grundschulkinder lernen im Sportunterricht den Behindertensport in Form von Blindenfußball und Rollstuhlbasketball aktiv kennen und sollen im Umgang mit Behinderungen sensibilisiert werden.

Zehn Jahre nach seiner Gründung hat das Projekt inzwischen über 430 Schulen und 840 Klassen im Großraum Stuttgart besucht und mehr als 19.000 Kinder erreicht. 

Fotos: Ferry Porsche Stiftung

Autor:Lara Auchter

25. März 2024

„Es geht hauptsächlich darum, dass die Kinder den Behindertensport kennenlernen. Durch Blindenfußball und Rollstuhlbasketball machen wir dies den Kindern einfach, da beide Sportarten im Kern schon bekannt sind und einfache Regeln haben“, berichtet die WBRS-Verantwortliche Barbara List.

Gemeinsam mit der SportRegion führt der Württembergische Behinderten- und Rehabilitationssportverband rund 55 Schulbesuche pro Jahr durch – hauptsächlich in den vierten Klassen der Grundschulen, in den letzten Jahren aber auch immer häufiger in weiterführenden Schulen. „In den höheren Klassen erhoffen wir uns, dass wir dort auch die Jugendlichen erreichen, die in Richtung Trainerausbildung gehen und dadurch etwas für sich persönlich mitnehmen können“, erklärt Barbara List.

Initiiert hatte das Projekt die SportRegion Stuttgart, die in den Schulen für das Thema sensibilisieren und den Weg für inklusiven Sportunterricht an öffentlichen Schulen ebnen möchte.

Zum Ende der Sommerferien werden interessierte Schulen angeschrieben und Anmeldeunterlagen verteilt. Sobald ein Termin vereinbart wurde, begibt sich das Trainerteam zur Schule. Pro Schulbesuch werden zwei Einheiten à 90 Minuten angeboten, bei denen immer zwei Klassen teilnehmen können.

Das Team besteht neben Barbara List aus Benjamin Zoll, der die Blindenfußball-Einheiten betreut, und Werner Rieger, der den Kindern Rollstuhlbasketball näher bringt. Benjamin Zoll arbeitet als Lehrer für blinde und sehbehinderte Menschen und war desweiteren als Co- und Athletiktrainer bei der Blindenfußball-Nationalmannschaft tätig. Werner Rieger ist selbst aktiver Rollstuhlbasketball-Spieler, hat dort früher in der 2. Bundesliga gespielt und ist als Referent in Sachen Inklusion und Behindertensport tätig.

Besonders im Rollstuhlbasketball wird am Anfang der Einheit der Fokus darauf gelegt, den Rollstuhl nicht nur im Kontext mit Behinderungen zu sehen, sondern ihn auch als Sportgerät zu betrachten.

„Rollstuhlbasketball ist ein sehr inklusiver Sport. Menschen mit und ohne Behinderung können den Sport betreiben und es wird bis in die erste Bundesliga auch nicht nach Geschlecht aufgeteilt. Das macht es natürlich für die Kinder noch faszinierender. Im Rollstuhl Sport zu treiben, ist etwas komplett Neues für sie. Die Kinder haben Spaß und nehmen wichtige neue Erfahrungen mit“, beschreibt Barbara List die Bedeutung des Rollstuhlbasketballs in dem Projekt.

„Wir wollen für das Thema Behinderungen sensibilisieren und dafür sorgen, dass schon im jungen Alter offen darüber gesprochen wird. Das Schöne daran ist, dass die Grundschulkinder keine Berührungsängste kennen und sich auch nicht scheuen, viele Fragen über das Thema zu stellen“, berichtet die Projektleiterin und stellt dabei heraus, wie wichtig der gemeinsame Austausch in diesem Thema ist.

Besonders die Freude und das Interesse der Kinder während der beiden Sportstunden, sowie das positive Feedback der Schulen und Lehrer:innen unterstreichen den Erfolg von HANDICAP MACHT SCHULE.

Inzwischen ist das Projekt nicht nur in der Region Stuttgart sondern in ganz Württemberg präsent. Es ist für die Schulen komplett kostenlos und wird über Spenden- und Fördergelder finanziert. Aktuell ist die Ferry-Porsche-Stiftung ein großer Unterstützer des Schulprojekts, und auch der WLSB unterstützt mit Fördergeldern.

„Das Projekt war ursprünglich nur für ein paar Jahre geplant. Da aber das Interesse der Schulen so groß ist und wir es auch weiterhin durch große Unterstützung finanzieren können, wird das Projekt hoffentlich noch lange weiterlaufen“, freut sich Barbara List.