Das war eine deutliche Angelegenheit. Die Handballer des HC Oppenweiler/Backnang waren im dritten Spiel der Aufstiegsrunde chancenlos. Ein grandios aufspielender EHV Aue setzte sich mit 38:25 in der Gemeindehalle durch. Der Ostmeister zeigte dem Südmeister mit einer aufmerksamen Abwehr die Grenzen auf und hatte auch im Angriff ständig gute Lösungen. HCOB-Coach Volker Blumenschein nahm es pragmatisch: „Wir müssen einen Strich unter dieses Spiel ziehen.“
Von Alexander Hornauer
„Vielen Dank für die Gastfreundschaft“, meinte der Vorsitzende des EHV-Fanclubs und meinte das aufrichtig ehrlich. In der Tat war es – sieht man vom Handballspiel ab – eine schöne Veranstaltung mit sympathischem Miteinander in und um die Gemeindehalle. Ärgerlich aus Sicht des HCOB war an diesem Tag, dass der Fokus nun mal auf dem Sport liegt. Auch auf dem Feld präsentierten sich die Murrtaler gastfreundlich. Oder um es mit den Worten von Trainer Volker Blumenschein auf den Punkt zu bringen: „Der Sieg für Aue ist hochverdient, wir haben nichts auf die Platte gebracht.“
In der Tat leisteten sich die Murrtaler viele Aussetzer im Angriff, vor allem die Zahl der technischen Fehler war hoch. Oft ging der Ball durch Fehlabgaben verloren. Je größer der Rückstand war, umso häufiger passierten diese Missgeschicke. Allerdings ging es zu weit, allein eigene Nachlässigkeiten als entscheidend für den deutlichen Ausgang zu nennen. Im Gegenteil, zu dominant trat der unter Vollprofibedingungen agierende Ex-Zweitligist in der Gemeindehalle auf. Volker Blumenschein meinte: „Man hat gesehen, was passiert, wenn eine Mannschaft wie Aue auf einem sehr hohen Niveau spielt und wir schlecht.“ Gar nicht zur Entfaltung kommen lassen habe der Gast aus Sachsen sein Team. Die Gäste spielten ihre körperlichen Vorteile – die Abwehrreihe präsentierte sich durchweg großgewachsen und dennoch beweglich – und ihre individuelle Klasse gnadenlos aus. EHV-Trainer Stephan Just war hochzufrieden. Der langjährige Bundesligaspieler (Spitzname Apollo) gestand: „Das habe ich so nicht erwartet.“ Das Auswärtsspiel in Hanau vor einer Woche, als der Club einen Punkt aus der Hand gleiten ließ, hatte ihn zur Vorsicht ermahnt. „Heute haben wir das geschafft, was wir in Hanau nicht hinbekommen haben“, lobte Stephan Just sein Team und betonte, „dass man gesehen hat, was mit Disziplin, Geduld und Leidenschaft möglich ist.“
Bis zum 4:4 lagen die HCOB-Handballer zweimal in Führung, doch bald zeigte sich: Der EHV kam mit weniger Aufwand zu seinen Treffern als die Heimmannschaft. Bis zum 8:9 konnten die Murrtaler das halbwegs kompensieren, dann erwies sich die Abwehr der Sachsen als zunehmend unüberwindbar. Die Gastgeber erhöhten im Angriff das Risiko, um zu Chancen zu kommen, das ging nach hinten los und mündete in Ballverlusten. Der Rückstand wuchs beständig an. Auf der Gegenseite entwickelte Aue Torgefahr von allen Positionen, wobei Rückraum-Mitte-Spieler Sebastian Paraschiv nochmals herausragte. Die Handballer aus dem Erzgebirge machten im gesamten Spiel so wenig technische Fehler, dass sie an einer Hand abzulesen waren. Auch im Tor hatte Gästekeeper Pascal Bochmann mehr Paraden auf dem Zettel als das HCOB-Duo Jürgen Müller und Stefan Koppmeier. Unterm Strich führte das dazu, dass die Hausherren im dritten Spiel der Aufstiegsrunde zum dritten Mal mit 21 Gegentoren in die Pause gingen. Zu viel. Angesichts von nur 12 selbst erzielten Treffern war die Niederlage beim Seitenwechsel absehbar.
Nach der Pause spielten die HCOB-Handballer im Angriff besser. Anspiele an den Kreis (Jakub Strýc) erwiesen sich zu Beginn des zweiten Durchgangs als probates Mittel, um zu einem Torerfolg zu kommen. Allerdings fingen die Sportler aus Aue manches zu riskante Anspiel ab. Ab der 40. Minute wuchs der Rückstand der Hausherren wieder an – auch, weil Aues bester Torschütze Elias Gansau nun „on fire“ und von der HCOB-Abwehr kaum zu bremsen war. Ein bisschen deprimierend aus Sicht der Einheimischen war, dass – wenn schon nichts lief – auch noch ein paar Bälle an den Pfosten gingen, bei Aue hingegen über den über den Innenpfosten ins Netz sprangen. Als Torwart Stefan Koppmeier ein Siebenmeterduell gewann, landete der Ball prompt in den Händen des Schützen, der im zweiten Anlauf einnetzte. Letztlich machte das nur ein paar Tore Unterschied aus, auf die kam es dieses Mal nicht an, Aue siegte deutlich genug mit 25:38. Für den HCOB wars lehrreich, auch dafür ist die Aufstiegsrunde da. Trainer Volker Blumenschein entschied sich für einen pragmatischen Lösungsansatz: „Da hilft jetzt nur eins, wir müssen einen Strich unter dieses Spiel ziehen.“ Aue indes bleibt weiterhin Deutschlands einziger unbesiegter Drittligist in dieser Saison.
Stimmen zum Spiel
HCOB-Trainer Volker Blumenschein: „Der Sieg für Aue ist hochverdient, wir haben nichts auf die Platte gebracht. Man hat gesehen was passiert, wenn eine Mannschaft wie Aue auf einem sehr hohen Niveau spielt und wir schlecht. Sie haben uns überhaupt nicht zur Entfaltung kommen lassen. Deshalb hilft da nur eins, wir müssen einen Strich unter dieses Spiel ziehen.“
EHV-Trainer Stephan Just: „Das habe ich so nicht erwartet. Wir haben heute das geschafft, was wir in Hanau nicht hinbekommen haben; man hat gesehen, was mit Disziplin, Geduld und Leidenschaft möglich ist. Diese Leistung freut uns sehr und macht uns Mut.“
Rund ums Spiel
Am kommenden Sonntag tritt der HCOB beim TuS Vinnhorst an, es geht zum dritten Mal in Folge gegen einen der höchstgehandelten Kandidaten für den Aufstieg. Die Handballer aus dem Murrtal treten die Reise in den Raum Hannover bereits am Vortag an. Wer das Spiel vor Ort ansehen will und Eintrittskarten benötigt, kann bis Mittwoch um 14 Uhr eine E-Mail an tickets@hcob.de schreiben.
Während im Aufstiegsrennen in die zweite Bundesliga nichts entschieden ist, stehen erste Aufsteiger in die Dritte Liga fest. In Bayern hat HT München das Rennen gemacht. In der Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar ist der TV 1878 Homburg Meister. Bei den Saarländern wirkte Ex-HCOB-Handballer David Szilagyi am Titelgewinn mit. Den Weg in die Dritte Liga geht der Rückraumspieler aber nicht mit, er wechselt zum HC St. Ingbert-Hassel in die fünftklassige Saarlandliga.