Julian Hillmer: 16-jähriges Skisprungtalent aus Fellbach
Julian Hillmer ist gerade mal 16 Jahre alt und zählt zu den großen Skisprungtalenten Deutschlands. Der Fellbacher hat sich schon als kleines Kind in seinen ungewöhnlichen Sport verliebt und besucht inzwischen das Ski-Internat in Furtwangen. Wir haben uns mit Julian im Fellbacher Moveri Fitnesstudio getroffen, wo er sich während seiner Besuche in der Heimat fit hält, und haben einen fokussierten jungen Sportler kennengelernt, der nicht nur hoch, sondern vor allem auch weit hinaus möchte…
Autor: Lara Auchter
Julian Hillmer in Action. Foto: Jan Simon Schäfer
Julian, du bist aus Fellbach und Skispringer. Klär uns bitte mal auf: Wie passt das zusammen? Fellbach ist ja nicht unbedingt als Skispringer-Hochburg bekannt…
Julian Hillmer: Stimmt (lacht). Ich kam zum Skispringen, als wir bei einer Geburtstagsfeier auf der Schwäbischen Alb gewandert sind – genauer gesagt in Degenfeld, wo es drei Skisprungschanzen gibt. Als ich dort die Schanzen zum ersten Mal gesehen habe, war mir sofort klar, dass ich dort runterspringen möchte. Da war ich acht Jahre alt. Seitdem bin ich nicht mehr davon losgekommen.
Degenfeld bei Schwäbisch Gmünd ist von Fellbach ja nicht unbedingt um die Ecke. Wie hat das funktioniert mit dem Training? Wie oft hattest du als Kind Training?
Julian Hillmer: Ich hatte immer zwei- bis dreimal die Woche Training in Degenfeld. Von Fellbach sind das 45 Minuten Fahrtzeit, das haben meine Eltern glücklicherweise für mich auf sich genommen. Später kam auch noch Janne Holz aus Waiblingen dazu, da konnten wir dann zusammen eine Fahrgemeinschaft bilden und unsere Eltern haben sich abgewechselt.
Inzwischen bist du im Ski-Internat im Schwarzwald…
Julian Hillmer: Genau, ich bin seit Sommer 2022 auf dem Otto-Hahn-Gymnasium, einer Eliteschule des Sports in Furtwangen. Dort kann ich mich neben der Schule viel mehr aufs Skispringen konzentrieren und habe auch Top-Bedingungen mit eigenem Kraftraum sowie Trainern, wie unter anderem dem ehemaligen Skispringer Martin Schmitt.
In welcher Leistungsstufe bist du gerade unterwegs?
Julian Hillmer: Aktuell bin ich im D-C-Kader vom DSV, das ist der Einstiegskader für Nachwuchsspringer. Ich bin aber noch sehr jung und habe deswegen viel Zeit mich hochzuarbeiten, auch was die Juniorenkader angeht.
Wieviele Sprünge hast du schon gemacht und was ist deine Bestweite?
Julian Hillmer: Eine genaue Anzahl weiß ich nicht, aber letzte Saison habe ich von Mai bis März über 700 Sprünge gemacht. Gerade springen wir auf einer K90 Schanze, da geht es 80 bis 100 Meter weit. In Oberhof bin ich letztes Jahr auf der Normalschanze mit 140 Metern meine persönliche Bestweite gesprungen.
Was sind deine Ziele? Wo möchtest du mal hinkommen?
Julian Hillmer: Natürlich ist es mein großes Ziel, den Schritt in den Profibereich zu schaffen. Gerade die Vierschanzentournee oder die Olympischen Spiele, die Wettkämpfe, die man im Fernsehen sieht, da möchte ich auf jeden Fall mal hin.
Wie schaffst du es, in diesem jungen Alter schon komplett fokussiert zu bleiben? Als Laie stellt man sich das richtig schwierig vor, oben auf der Schanze zu sitzen und dort auch nur runterzuschauen, ohne in Panik zu verfallen (lacht)…
Julian Hillmer: Das Problem hatte ich zum Glück nie, ich hatte schon immer Spaß am Springen. Kurz vor dem Sprung bin ich total im Fokus. Ich höre nichts, ich fühle nichts, ich denke nichts. Es gab, während ich bei einem meiner Sprünge in der Luft war, bei einem Wettkampf mal einen lauten Knall, der alle erschreckt hat. Ich habe diesen aber gar nicht gehört und erst später mitbekommen, was eigentlich passiert ist. Bei sowas bin ich froh, dass ich mich nicht ablenken lasse, weil es sonst durchaus gefährlich werden kann.
Julian Hillmer beim Training im Moveri Studio in Fellbach. Fotos: Seventyfour.studio (2)
Nun hat man in den letzten Jahren immer mehr die Auswirkungen des Klimawandels gesehen. Besonders der Wintersport leidet aufgrund des Schneemangels darunter. Wie gehst du mit der Situation um, vor allem da du deine Karriere ja noch vor dir hast?
Julian Hillmer: Tatsächlich ist Skispringen eine Wintersportart, die man auch im Sommer betreiben kann. Dazu werden Kunststoffmatten bewässert und auf der Landezone, wo normalerweise Schnee liegt, ausgelegt. Das funktioniert genauso gut und es gibt auch im Sommer schon Skisprung-Wettkämpfe, deshalb mache ich mir da weniger Sorgen um meinen Sport.