Michael Schweikardt – Neuer Headcoach beim TVB Stuttgart

Michael Schweikardt bestritt als Spieler 427 Partien in der Handball-Bundesliga. Der gebürtige Waiblinger begann mit dem Handballspielen beim TV Bittenfeld, ehe er für sieben Jahre zu FRISCH AUF! Göppingen wechselte. Von dort ging es weiter nach Melsungen, bevor es ihn zurück in die Heimat zog. Wieder zuhause, trug er 2015 zum Bundesliga-Aufstieg des TVB bei und beendete 2019 seine Karriere. Hauptberuflich in der Jugend- und Anschlussförderung beim TVB tätig, betreute er von 2019 bis 2022 als Trainer den Drittligisten TSB Heilbronn-Horkheim. Am Ende der letzten Saison verabschiedete er sich vom TSB, um mehr Zeit für die Familie zu haben – ein Plan, der nur für kurze Zeit aufging, denn seit Mitte Oktober ist der 39-Jährige neuer Cheftrainer beim Bundesliga-Team des TVB Stuttgart. Wir haben bei Michael Schweikardt nachgefragt, wie es dazu kam und was er als Trainer anders macht als sein Vorgänger.

Autor:Lara Auchter

8. Dezember 2022

Daumen hoch für den TVB.

Fotos: Bildermacher Jens Körner

Du hattest eigentlich in Horkheim aufgehört, um ein bisschen kürzer zu treten. Jetzt bist du Cheftrainer beim TVB Stuttgart in der Handball-Bundesliga. Was ist „schiefgelaufen“?
Michael Schweikardt: Mein Job beim TVB in den Jugendabteilungen und im Scouting war tatsächlich sehr familienfreundlich. Dann ist der TVB aber schlecht in die Bundesliga-Saison gestartet und ich wurde gefragt, ob ich übergangsweise das Traineramt übernehmen könnte. Dieser Übergang bestand dann aus zwei Siegen in drei Spielen, und daraufhin wollte der Verein, dass ich meine Arbeit bis zum Ende der Saison fortsetze.

Hattest du damit gerechnet, dass es etwas Festes werden könnte?
Michael Schweikardt: Tatsächlich nicht. Die Verantwortlichen hatten mich gefragt, ob ich den Job mal für eine Woche machen kann, da wir zwei Heimspiele vor der Brust hatten. Die Nachfolgersuche im Handball gestaltet sich aber sehr schwierig. Das ist nicht wie im Fußball, wo 20 Trainer warten, bis wieder ein Job in der Bundesliga frei wird. Die Spiele unter meiner Leitung waren dann enorm wichtig und wir haben gute Ergebnisse erzielt. Deswegen haben wir gesagt, wir machen so weiter. Das war aber nicht von Anfang an der Plan.

Das ist bestimmt ein enormer Unterschied – dritte Liga zu Bundesliga…
Michael Schweikardt: Es ist definitiv etwas anderes. Als Drittligatrainer hast du drei- oder viermal die Woche Training. Jetzt ist es ein 24-Stunden-Job, das Pensum ist sehr hoch und der Zeitdruck ist aufgrund des eng getakteten Spielplans ebenso groß. Es macht aber wirklich viel Spaß. Auch fahre ich von zuhause zur Halle nur zwei und zum Büro zehn Minuten. Ab und zu kann ich auch zu Fuß zur Arbeit gehen, das vereinfacht nochmal vieles.

Wie baut man als neuer Trainer eine Profimannschaft wieder auf, die mit fünf Niederlagen in Serie in die Saison gestartet ist?
Michael Schweikardt: Ich habe mir ein paar handballerische Dinge rausgesucht und die Taktik ein bisschen verändert. Letztendlich hatte ich auch nur vier oder fünf Tage Zeit bis zum ersten Spiel. Das Wichtigste war, dass ich mit jedem einzelnen Spieler gesprochen habe. Ich habe einfach versucht, ihnen Selbstvertrauen zu geben. Nach so einem Trainerwechsel wollen die Spieler auch selbst beweisen, dass sie es verdient haben zu spielen. Es ist einfach wichtig, Ruhe auszustrahlen und ihnen Vertrauen zu schenken, dann regeln sich auch die mentalen Probleme von selbst.

Wie lief dann das erste Spiel?
Michael Schweikardt: Wir sind relativ schlecht ins Spiel gekommen und schon früh mit drei oder vier Toren hinten gelegen. Ich habe den Spielern dann gesagt, dass schlechte Phasen in einem Spiel normal sind, aber über das ganze Spiel hinaus diese Unsicherheiten abgelegt werden müssen. Wir wurden dann immer besser und konnten am Ende souverän gegen den TBV Lemgo-Lippe gewinnen. Die Spieler haben durch dieses Erfolgserlebnis mehr Selbstvertrauen bekommen und so konnten wir auch das nächste Spiel gewinnen.

Was ist das Ziel für die restliche Saison?
Michael Schweikardt: Wir hatten Platz 12 als Ziel ausgegeben. Das ist immer noch machbar. Minimalziel ist der Klassenerhalt. Noch wichtiger ist mir aber, dass wir das Leistungsniveau stabilisieren.

Willst du nach der Saison weitermachen?
Michael Schweikardt: Wenn wir die restlichen Spiele gut bestreiten und auch unserem Saisonziel näherkommen, wird es auf jeden Fall Gespräche geben. Natürlich ist der Reiz, als Handballtrainer in der Bundesliga zu trainieren sehr groß. Trotzdem muss man das gut abwägen und gemeinsam mit der Familie entscheiden, da das Trainerleben sehr schnelllebig ist.