Porsche Tennis Grand Prix – Mehr als „nur“ ein Tennisturnier

Seit 1978 empfängt der Porsche Tennis Grand Prix die weltbesten Tennisspielerinnen zu dem einwöchigen Event, das seit 2006 in der Stuttgarter Porsche-Arena zuhause ist. Seit 2005 bildet Markus Günthardt gemeinsam mit der Sportlichen Leiterin Anke Huber die Doppelspitze des Traditionsturniers. Wir haben uns mit dem 65-jährigen Turnierdirektor unterhalten, um einige Insider-Einblicke hinter die Kulissen des Events zu bekommen und zu erfahren, was das Organisationsteam für den im April stattfindenden 46. Porsche Tennis Grand Prix geplant hat. 

Autor:Donna Scherlinzky

27. März 2023

Die Nummer 1 der Weltrangliste, Iga Swiatek aus Polen,
freute sich 2022 über den Sieger-Porsche. Fotos: Porsche AG

Seit Monaten konzipiert das aus etwa zwanzig Personen bestehende Kernteam das große WTA 500 Turnier, auf das die Tennisfans der Region hinfiebern. Vom 15. bis 23. April nimmt der Porsche Tennis Grand Prix die Porsche-Arena ein und bietet in dieser Zeit 22 der besten Tennisspielerinnen, sowie vier Qualifikantinnen und zwei Wildcard-Inhaberinnen ein enthusiastisches Publikum. Nicht umsonst wurde das Sportevent der WTA Tour (Women’s Tennis Association) von den Spielerinnen insgesamt zehn Mal zum weltweit beliebtesten Turnier seiner Kategorie gewählt.
Der Tennis Grand Prix ist für seine Teilnehmerinnen etwas Besonderes – so viel ist klar. Turnierdirektor Markus Günthardt klingt stolz, als er erklärt, weshalb dies der Fall ist: „Wir sind vergleichbar mit der zweiten Woche eines Grand Slams. Die Dichte der Top-Spielerinnen ist bei uns sehr hoch und wir rechnen damit, dass sieben oder acht Top-Ten-Spielerinnen in Stuttgart aufschlagen werden. Das hat man sonst nirgends“.

Nur 28 Frauen aus der ganzen Welt können im Hauptfeld teilnehmen. Obwohl die Teilnehmerinnen wissen, dass nur die besten acht von ihnen gesetzt werden und deshalb eventuell schon in der ersten Runde zwei Top-Spielerinnen aufeinander treffen können, kommen sie nach Stuttgart. „Es ist nicht so, dass wir das höchste Preisgeld bezahlen oder der absolut größte Titel sind. Dass wir trotzdem die Weltelite am Start haben, spricht für das Gesamtpaket, das wir den Spielerinnen bieten“, so der Turnierdirektor. Die Teilnehmerinnen können sich auf exzellente Trainings- und Spielbedingungen sowie begeisterte Zuschauer freuen, die für eine gute Atmosphäre in der Halle sorgen.

Turnierdirektor Markus Günthardt

Auch der seit 1978 vergebene Sonderpreis – ein Porsche Sportwagen für die Siegerin – spielt sicherlich eine Rolle und sorgt für Extra-Motivation. Überhaupt hat der Stuttgarter Sportwagenhersteller einen wichtigen Anteil am Erfolg des Traditionsturniers, ist er doch nicht nur von Anfang an Titelsponsor, sondern hat seit 2002 auch die Rolle des Veranstalters inne.

Die Sportliche Leiterin Anke Huber, die in ihrer aktiven Zeit 1991 und 1994 selbst zweimal den Porsche Tennis Grand Prix gewonnen hat, ist zuständig für alles, was die Spielerinnen und die WTA betrifft. Da der Porsche Tennis Grand Prix kein verpflichtendes Turnier auf der WTA Tour ist, ist sie im ständigen Austausch mit Spielerinnen, die sie von einer Teilnahme in Stuttgart überzeugen möchte. Vor allem Amerikanerinnen zum Turnier zu bringen sei eine Herausforderung, da der Grand Prix in Stuttgart das erste Turnier der Saison in Europa ist, weiß Markus Günthardt.

Dass dafür trotzdem immer wieder Tennisspielerinnen aus den USA und der ganzen Welt in die baden-württembergische Landeshauptstadt reisen, spricht für das Gesamtpaket, von dem Günthardt gesprochen hat. „Kontakte zu pflegen und auch die jeweiligen Teams unserer Spielerinnen gut zu behandeln, hilft natürlich“, fügt er mit einem Augenzwinkern hinzu.

Ein weiteres Highlight, um das sich der Deutsche Tennis Bund (DTB) und auch die Organisatoren des Porsche Tennis Grand Prix in diesem Jahr kümmern, ist der Billie Jean King Cup, der am 14. und 15. April direkt im Vorfeld des Turniers erstmals nach vier Jahren wieder in Deutschland ausgetragen wird. Der Billie Jean King Cup ist der wichtigste Teamwettbewerb im Damentennis und wurde 1963 zum ersten Mal ausgetragen, um das fünfzigjährige Jubiläum der International Tennis Federation (ITF) zu feiern. Eine vom DTB getroffene Auswahl an deutschen Tennisspielerinnen tritt an diesen beiden Tagen in der Porsche-Arena gegen Brasilien um den Einzug in die Finalrunde des Cups an.

Markus Günthardt sieht den Billie Jean King Cup als eine Win-Win-Win-Situation – ein Win für den Porsche Tennis Grand Prix 2023, der mit einem absoluten Highlight startet. Ein zweites Win für den Deutschen Tennis Bund, weil es zu diesem Zeitpunkt nirgends im Land eine bessere Infrastruktur gibt. Und ein drittes Win für die deutschen Spielerinnen, die sich damit bestens für den Porsche Tennis Grand Prix vorbereiten und voller Selbstvertrauen in das Turnier starten können.

Auf dem Center Court in der Porsche-Arena werden die Spielerinnen auch in diesem Jahr wieder eine außergewöhnliche Stimmung erleben.

Die einzige Schwierigkeit für die dort nominierten Spielerinnen besteht darin, dass sie am Qualifikationstag für den Grand Prix nicht teilnehmen können, weil dieser parallel zum Billie Jean King Cup stattfindet. Die einzige Möglichkeit für diese Spielerinnen ist also, über eine der beiden Wildcards ins Feld zu rücken. Anke Huber, Markus Günthardt und der DTB sind diejenigen, die die schwierige Entscheidung treffen müssen, wer eine Wildcard bekommt. Eine der Anwärterinnen ist auch in diesem Jahr die Lokalmatadorin Laura Siegemund, die das Turnier 2017 gewinnen konnte. Aufgrund ihrer Weltranglisten-Position müsste sie eigentlich die Qualifikation spielen, sie wird aber voraussichtlich beim Billie Jean King Cup für Deutschland im Einsatz sein und hätte deshalb keine Chance, sich zu qualifizieren.

Hinter den Kulissen des Porsche Tennis Grand Prix passiert vieles, damit während des Events alles reibungslos ablaufen kann. Die Vorbereitungszeit für das Turnier allein beträgt etwa zwei bis drei Monate. Langweilig wird es dem Team in dieser Zeit nicht. Was am längsten bei der Planung dauert, ist das Rahmenprogramm. „Wir haben immer viele Ideen auf dem Tisch, können aber nicht alle umsetzen oder verwerfen sie, wenn sie sich als unrealistisch herausstellen“, erklärt Markus Günthardt. Unter temporärer Unterstützung arbeiten insgesamt mehrere hundert Personen am Porsche Tennis Grand Prix mit.

Mit dem Rahmenprogramm soll dem Publikum auch außerhalb des Center Courts Unterhaltung geboten werden. Teilweise erwartet die Zuschauer an einem Tag bis zu zwölf Stunden Weltklasse-Tennis. Der Eintritt wird nicht in eine Nachmittags- oder Abendsession eingeteilt, sondern gilt für den gesamten Tag. Deswegen ist es auch das Ziel der Veranstalter, die Besucher von Anfang bis Ende des Turniertages in der Porsche-Arena zu halten. „Man kann natürlich nicht erwarten, dass jemand zehn Stunden am Stück auf der Tribüne sitzt. Deshalb ist es wichtig, Gastronomie, Einkaufsmöglichkeiten und Unterhaltungsprogramme für die ganze Familie außerhalb des Courts zu bieten“, so Markus Günthardt. Die Besucher:innen hätten beispielsweise die Möglichkeiten, einen Einblick in das Training der Spielerinnen zu bekommen, denn der Trainingsplatz ist im Publikumsbereich angesiedelt. Daneben können Besucher in der Porsche Welt in die Geschichte des Turniers und von Porsche eintauchen, sowie im Public Village die bunte Ausstellung erleben.

Auch für Kinder wird viel geboten sein. Sie können sich auf eine Carrera-Bahn, einen Pit Stop Contest und Race-Simulatoren freuen. Nachwuchsspielerinnen und -spieler dürfen unter dem Motto „Die Kleinen ganz groß“ die Woche über selbst Hand anlegen und beim Porsche Mini Tennis Grand Prix teilnehmen. Der Trainingscourt verwandelt sich dafür am Finalwochenende in eine Kleinfeldarena, auf der die 16 besten Spieler:innen am Ende den oder die Gewinner:in ausspielen.

Günthardt ist stolz, als er von einem neuen Programmpunkt spricht, der dieses Jahr erstmalig angeboten wird: „Wir machen parallel zum Porsche Tennis Grand Prix ein neues Event, das es so noch nirgends auf der Welt gibt. Wir nennen es die Racket Sports World“. Diese Welt dreht sich um verschiedene Schlägersportarten, von Tennis, Badminton und Tischtennis bis hin zu Padel und Touchtennis. „Ich bin auch selbst gespannt, wie das alles dann rüberkommen wird“, fügt der Turnierdirektor hinzu. „Wir haben den Hintergedanken, dass wir unseren Porsche Tennis Grand Prix-Zuschauern mehr bieten wollen, aber vielleicht auch noch zusätzliches Publikum in die Halle bringen können“.

Die Racket Sports World soll nicht nur für die Besucherinnen und Besucher des Hauptevents am Center Court gedacht sein. Erstmals will das Team des Porsche Grand Prix noch ein zweites Ticket anbieten, das nur für den Publikumsbereich außerhalb des Center Courts und damit die Racket Sports World gedacht ist. Den Organisatoren geht es dabei darum, dass der Publikumsbereich zu allen Zeiten gefüllt sein soll. „Bei einem Tennisturnier ist dieser Bereich während der Spiele komplett leer. Dagegen ist er knallvoll, wenn auf dem Center Court nichts passiert. Dem möchten wir damit entgegenwirken“, bestätigt Günthardt.

Auch diejenigen, die beim Porsche Tennis Grand Prix nicht live dabei sein können, ihn aber dennoch verfolgen wollen, werden vom Organisationsteam versorgt. Neben der Übertragung auf Eurosport und Tennis Channel wird das Turnier auch auf porsche-tennis.com ausgestrahlt. „2021 haben wir zum ersten Mal selbst über unsere Homepage gestreamt, mit proaktiver Einbindung der Zuschauer“. Günthardt und sein Team wollen dieses Konzept noch weiter ausbauen.

Bis zum Beginn des Porsche Tennis Grand Prix am 15. April wird auf jeden Fall noch einiges hinter den Kulissen geplant und festgelegt – und sobald die Veranstaltung dann beendet ist, beginnt auch schon wieder die Planung für das nächste Jahr.

Laura Siegemundaus Stuttgart ist eine Kandidatin für eine Wildcard.