Die Handballer des HC Oppenweiler/Backnang gewinnen gegen den MTV Braunschweig aufgrund einer fantastischen Abwehrleistung

Das war ein souveräner Auftritt und eine fantastische Abwehrleistung. Der HC Oppenweiler/Backnang hat den ersten Sieg in der Aufstiegsrunde zur zweiten Bundesliga eingefahren. Der Meister der Südstaffel überrollte den MTV Braunschweig mit 30:17. So wenig Gegentore gab es noch nie in Liga drei. Trainer Volker Blumenschein hatte sein Team perfekt auf den siebten Feldspieler der Gäste eingestellt.

Von Alexander Hornauer

Es ist ein Markenzeichen der Handballer aus Niedersachsen, im Angriff durchgängig den Torwart vom Feld zu nehmen und einen siebten Feldspieler einzusetzen. Das verschafft ihnen ein Überzahlspiel. Gut vorgetragen führt dies nicht selten zu freien Wurfchancen auf den Außenpositionen oder über den Kreis. Die Spielweise wirkt ein bisschen schablonenhaft, nicht jeder findet das super. Aber der Erfolg gibt dem MTV Recht. Die Mannschaft erreichte in der Nordstaffel Rang zwei und hat in der Aufstiegsrunde bereits zwei Siege vorzuweisen.

In Oppenweiler wartete eine taktisch von Coach Volker Blumenschein sehr gut auf diese Spielweise eingestellte Abwehr. Den ersten Angriff beendeten die Braunschweiger zwar mit dem Führungstor, allerdings dauerte er fast zwei Minuten, der Treffer war am Ende eher glücklich. Es war ein Vorbote auf das, was auf Braunschweig zukam. In den darauffolgenden Minuten musste MTV-Coach Volker Mudrow ansehen, wie sich sein Team von der aufmerksamen HCOB-Defensive einen Ball nach dem anderen abluchsen ließ. Es gelang den Sportlern in den grünen Trikots, Zuspiele an den Kreis zu unterbinden und Bälle zu gewinnen. Volker Blumenscheins brachte es auf den Punkt: „Die Abwehr hat funktioniert und Torwart Jürgen Müller hat viele Würfe gehalten.“ Folglich war es ein leichtes, das Spielgerät über eine oder zwei Stationen in des Gegners Hälfte zu tragen und ins leere Tor zu werfen. Sechs Tore hintereinander erzielte der HCOB auf diese Weise. Beim 7:1 trafen die Gäste eine ungewohnte Entscheidung: sie ließen von ihrer Spielform ab. Torwart Mustafa Wendland blieb nun dauerhaft auf dem Spielfeld.

Wesentlich erfolgsversprechender entwickelte sich die Partie für die Gäste im Sechs gegen Sechs nicht. Der HCOB bestimmte die Begegnung, hatte lediglich eine schlechte Phase, als aus einem 12:7 ein 12:10 wurde. Aber in den letzten sieben Minuten vor der Pause ließ die Abwehr dann nur noch ein weiteres Gegentor zu, auf der anderen Seite fanden die Gastgeber zur Treffsicherheit zurück, und so standen die Vorboten zur Pause beim 16:11 schon deutlich auf Sieg.

Im zweiten Durchgang hatte sich die Abwehr der Murrtaler noch besser auf die Braunschweiger eingestellt. Die Gastgeber ließen nur noch sechs Gegentore zu. Sie zwangen die MTV-Akteure zu Würfen aus ungünstigen Winkeln, und so ließ sich Torwart Jürgen Müller oft minutenlang nicht überwinden. Der HCOB kompensierte auch, mehrmals in Unterzahl spielen zu müssen. Die beiden  Schiedsrichter waren auf beiden Seiten etwas zu fleißig mit dem Verteilen von Hinausstellungen. Von Braunschweig kam ab einem bestimmten Zeitpunkt nicht mehr viel. Es ging nur noch um die Höhe des Sieges. Marc Godon, dem HCOB-Handballer mit Braunschweiger Vergangenheit, blieb es vorbehalten, kurz vor dem Ende den 30. Treffer zum Endstand von 30:17 zu werfen.

HCOB-Trainer Volker Blumenschein war zufrieden und meinte: „Wir wollten die schlechte Leistung aus dem Heimspiel gegen Aue wettmachen und zeigen, dass wir damit umgehen können. Es war uns vor allem wichtig, dass wir kämpferisch voll dagegenhalten können. Beides hat man heute gesehen.“ Nachdem sein Team zuletzt gegen die die drei Profiteams der Aufstiegsrunde ohne Punkt blieb, „war es wichtig, endlich zwei Punkte zu holen.“ MTV-Trainer Volker Mudrow befand: „Der Sieg für den HCOB ist verdient, die Mannschaft hätte schon in Vinnhorst den Sieg verdient.“ Er ging nicht zu sehr in die Details, sondern brachte es auf den Punkt: „Sie haben uns in allen Belangen dominiert.“

 

Stimmen zum Spiel

HCOB-Trainer Volker Blumenschein: „Wir wollten die schlechte Leistung aus dem Heimspiel gegen Aue wettmachen und zeigen, dass wir damit umgehen können. Es war uns vor allem wichtig, dass wir kämpferisch voll dagegenhalten können. Beides hat man heute gesehen. Natürlich war es wichtig, endlich zwei Punkte zu holen. Die Abwehr hat funktioniert und Torwart Jürgen Müller hat viele Würfe gehalten. Wir waren sehr engagiert und haben das als Mannschaft hervorragend gemacht.“

MTV-Trainer Volker Mudrow: „Wir waren heute chancenlos. Der Sieg für den HCOB ist verdient, die Mannschaft hätte schon in Vinnhorst den Sieg verdient. Sie haben uns in allen Belangen dominiert. Für den MTV Braunschweig war das heute das weiteste Auswärtsspiel, das wir je hatten.“

 

Rund ums Spiel

Nur 17 Gegentore, das rechtfertigt den Blick ins große Buch der Statistik. Also: So wenig Treffer hat der HCOB in zuvor 216 Drittliga-Begegnungen nicht hinnehmen müssen. Letztmals gab es 2014 in der Baden-Württemberg-Oberliga ein ähnliches Defensiv-Erfolgserlebnis, damals hieß es 27:17 gegen die SG Lauterstein. Wie stark die HCOB-Abwehrleistung war, lässt sich am statistischen Fakt festmachen, dass Braunschweig in den fünf Spielen zuvor im Schnitt 32,2 Treffer erzielte.

Zur Tabelle: Weil die Niedersachsen nun noch gegen Aue und Emsdetten antreten müssen, darf sich der HCOB gute Chancen ausrechnen, in der Abschlusstabelle an ihnen vorbeizuziehen. Vielleicht gelingt es schon am Donnerstag durch einen Sieg im Auswärtsspiel beim HC Eintracht Hildesheim. Anschließend treffen die Murrtaler noch auf die HSG Krefeld Niederrhein und den TuS Ferndorf.

Einen Rekord konnte auch Volker Mudrow, Trainer und Alles-Erlediger beim MTV Braunschweig, vermelden: „Für uns war das heute das weiteste Auswärtsspiel, das wir je hatten.“ Der Club aus Niedersachsen spielte zwar schon in der zweiten Liga, dies allerdings zu Zeiten, als diese noch in eine Nord- und eine Südstaffel geteilt war.

Nach 33 von 34 Spieltagen stehen die Aufsteiger aus der Baden-Württemberg-Oberliga in die Dritte Liga fest. Die TGS Pforzheim kehrt nach einem Jahr zurück, der VfL Waiblingen ist nach 14-jähriger Abstinenz wieder drittklassig. Mit Evgeni Prasolov wirkte ein Ex-HCOB-Handballer am Aufstieg des Teams aus dem Remstal mit.