VFL Sindelfingen Leichtathletik präsentiert Olympia-Perspektivteam

Ob in den Lauf- oder Wurfdisziplinen, der VfL Sindelfingen stellt seit vielen Jahren einige der besten Leichtathleten des Landes und blickt auf eine erfolgreiche Historie zurück. Im Jahr 2020 feierte die Leichtathletik-Abteilung ihr 100-jähriges Bestehen und schickt seit Jahren regelmäßig Sportlerinnen und Sportler zu Olympischen Spielen. Dieses Ziel hat sich der VfL auch für die kommenden beiden Großveranstaltungen vorgenommen und präsentierte nun Ende Februar bei einer Pressekonferenz sein Perspektivteam für die nächsten beiden Großereignisse 2024 in Paris und 2028 in Los Angeles.

Autor:Lara Auchter

25. März 2024

Der VfL Sindelfingen gehört seit vielen Jahrzehnten zu den erfolgreichsten Leichtathletik-Abteilungen in Deutschland und ist weit über die Grenzen der Region bekannt. Zahlreiche Erfolge bei internationalen Meisterschaften – ob im Junioren- oder Aktiven-Bereich – errang die VfL Leichtathletik-Abteilung in ihrer 100-jährigen Historie, und das mit begrenzten finanziellen Mitteln und einem komplett ehrenamtlich arbeitendem Vorstands- und Trainerteam.

 

HISTORIE UND OLYMPIATEILNAHMEN

Die Sindelfinger Leichtathleten sind im Jahr 1920 aus verschiedenen Vereinen hervorgegangen. Nach dem Krieg zog man 1954 in das neu erbaute Floschenstadion um und rief mit den Schwabenkampfspielen einen Wettkampf ins Leben, der über 25 Jahre lang Anziehungspunkt für Athletinnen und Athleten aus ganz Deutschland sowie den angrenzenden Ländern wurde. Gab es zu dieser Zeit noch wenige Spitzenathleten im eigenen Verein, änderte sich die Situation mit dem Einbau der Kunststoffbahn im Olympiajahr 1972.

Anfang der 1980er Jahre gehörten die Sindelfinger Leichtathleten nun zu den besten des Landes und waren auch immer öfter international vertreten – nicht zuletzt, weil man mit dem „Glaspalast“ eine einzigartige Trainings- und Wettkampfstätte bekommen hatte. Bei den Olympischen Spielen 1984 war Heidi-Elke Gaugel nicht nur die erste Sindelfinger Athletin bei Olympischen Spielen, sondern holte auch die erste Medaille, als sie mit der 4x100m Staffel in Los Angeles Gold gewann. Seitdem sind über 10 Athleten bei sechs Olympischen Spielen für den VfL Sindelfingen an den Start gegangen. Diese Zahl soll sich nun durch das Perspektivteam in den nächsten vier Jahren erhöhen.

Allein Werner Späth führte bereits sieben Athletinnen und Athleten zu Olympia. Der aktuelle Trainer von Carolina Krafzik und Lisa Sophie Hartmann machte Sindelfingen dabei zur Hochburg für die 400 Meter Hürden. Weitere Erfolgsgaranten im Trainerteam sind u.a. Sebastian Marcard, Artur Hoppe, Bastian Franz und Oleg Stepanov.

PERSPEKTIVTEAM PARIS 2024

Für die Olympischen Spiele im Sommer qualifiziert hat sich bereits die 400 Meter Hürden-Läuferin Carolina Krafzik. Die 28-Jährige ist fünffache Deutsche Meisterin in ihrer Disziplin und seit 2019 unangefochten die deutsche Nummer Eins über die lange Hürdenstrecke. Schon 2021 qualifizierte sich die Grundschullehrerin für die Olympischen Spiele und schaffte es in Tokio, genauso wie bei den Weltmeisterschaften 2023, ins Halbfinale, und belegte dort einen Platz unter den ersten zehn der Welt.

Auch Constantin Preis hat sich über die 400 Meter Hürden schon sein zweites Olympiaticket gesichert. Der 25-Jährige wurde 2019 bis 2021 jeweils Deutscher Meister über die Langhürden und gewann 2023 die Silbermedaille. Auch im Juniorenbereich sammelte der Pforzheimer etliche Medaillen. Die Olympischen Spiele in Paris werden nach Tokio 2021, sowie zwei WM-Teilnahmen 2019 und 2023 und der Teilnahme bei den Europameisterschaften 2022, das fünfte sportliche Großevent sein, bei dem der Masterstudent den Adler auf der Brust tragen wird.

Eine weitere Athletin die sich für ihre zweiten Olympischen Spiele qualifizieren kann, ist Sprinterin Jessica-Bianca Wessolly. Die gebürtige Mannheimerin startet seit 2023 für den VfL Sindelfingen und wurde in den Jahren 2018 und 2020 deutsche Meisterin über die 200 Meter. 2022 gewann die 27-Jährige bei den Heim-Europameisterschaften in München die Goldmedaille mit der 4×100 Meter Staffel. Zudem nahm sie schon zweimal an Welt- und Europameisterschaften teil.

PERSPEKTIVTEAM LOS ANGELES 2028

Das Perspektivteam für die Olympischen Spiele 2028 besteht größtenteils aus noch jungen Athletinnen und Athleten sowie Nachwuchstalenten, die in den letzten Jahren im Jugendbereich Eindruck hinterlassen haben und sich in den nächsten vier Jahren zu Leichtathlet:innen mit Olympia-Potenzial entwickeln können.

Die 23-jährige Melanie Böhm wurde 2021 U23-Meisterin und 2022 U23-Vizemeisterin über die 400 Meter Hürden. Auch bei den Deutschen Meisterschaften der Aktiven konnte die Masterstudentin schon Medaillen sammeln, wie im vergangenen Jahr die Bronzene über die Langhürden sowie den Meistertitel mit der 4×400-Meter Staffel des VfL.

Mit Lotta Mage ist eine weitere Läuferin über die 400 Meter Hürden im Perspektivteam zu finden. Die Physikstudentin gewann 2021 den deutschen Meistertitel in der U18 und startete im vergangenen Jahr bei den U20-Europameisterschaften in Jerusalem.
Über die 400 Meter Sprint gewann Lisa Sophie Hartmann bei den Deutschen Hallenmeisterschaften 2024 die Bronzemedaille. Diese holte die 24-Jährige auch bei den Deutschen Meisterschaften 2020, damals aber noch über die 400 Meter Hürden. In der gleichen Disziplin gewann sie auch die Goldmedaille bei den Deutschen U20-Meisterschaften im Jahr 2017. Ebenso ist die Studentin eine wichtige Stütze in der 4×400-Meter Staffel. In der Staffel hat Lisa Sophie Hartmann in diesem Jahr sogar noch die Chance, sich für Großevents, inklusive Olympia, zu qualifizieren.

Bei den Wurfdisziplinen hat der 20-jährige Tizian Lauria beste Chancen auf eine Olympische Karriere. Der Filderstädter wurde im letzten Jahr U23-Europameister im Kugelstoßen und holte bei den U20-Weltmeisterschaften 2022 die Bronze-Medaille. Zudem wurde der Polizeioberkommissarsanwärter im Jahr 2023 jeweils Deutscher Vizemeister bei den Aktiven und den U23-Meisterschaften.

Der zweite Kugelstoßer im Team ist Eric Maihöfer. Der 22-Jährige gewann bei der U23-EM 2023 in Finnland hinter seinem Teamkollegen die Silbermedaille und wurde 2022 Deutscher U23-Meister. Zudem holte sich der Bundespolizei-Anwärter noch mehrere nationale Medaillen bei weiteren Juniorenwettkämpfen.

Die 17-jährige Luise Herrmann ist eine weitere Athletin, die in einer Wurfdisziplin zuhause ist. Die Schülerin wurde im Hammerwurf 2022 Dritte und 2023 Zweite bei den Deutschen U18-Meisterschaften.

Der neue Shootingstar der Sindelfinger ist seit wenigen Wochen Alexander Stepanov. Der 20-Jährige wurde im Februar überraschend Deutscher Hallenmeister über die 800 Meter. Zudem belegte er bei der U20-EM im Vorjahr den sechsten Rang.

Emily Junginger ist eine Athletin des VfL Sindelfingen, die auf den Langstrecken unterwegs ist. Bei der Cross-EM 2023 gewann die 17-Jährige gemeinsam mit dem Team Deutschland die Silbermedaille. Zudem holte sie bei den Deutschen U18-Meisterschaften Medaillen im Crosslauf sowie über die 3.000 Meter und ist zweifache U18-Vizemeisterin über die 10 Kilometer Straße.

Auch Mia Jurenka ist auf den Langstrecken unterwegs. Die 21-Jährige gewann bei den Cross-Europameisterschaften 2021 und 2023 jeweils Silber mit dem Team und wurde 2021 bei den U20-Meisterschaften Deutsche Meisterin im Crosslauf. Außerdem gewann sie 2023 bei der U23-DM den Meistertitel über die 10 Kilometer.

Der Sindelfinger Paul Specht ist ebenso Langstreckenläufer, studiert seit 2021 in den USA und tritt für die Wake Forest University bei College-Wettbewerben an. Außerdem nahm er an der U23-Cross-EM 2022 teil und hält den U20-WLV-Rekord über die 10 Kilometer.

SINDELFINGEN SETZT AUF DIE ZUKUNFT

Der VfL Sindelfingen zeigt durch mehrere Olympiateilnehmer mal wieder, dass ein Verein, der mit geringen finanziellen Mitteln in der Welt der Deutschen Leichtathletik als einer der „kleineren Fische“ gilt, sportlich trotzdem ganz oben mitschwimmen kann. Auch für die Zukunft ist die Leichtathletik-Abteilung gut aufgestellt und setzt für Olympia 2028 auf noch junge Talente mit enormem Potenzial, die in den kommenden Jahren die Sindelfinger Olympia-Tradition aufrecht erhalten können.

Alexander Stepanov: Deutscher Hallen-Meister

Er sorgte für die wohl größte Sensation bei den Deutschen Hallen-Meisterschaften 2024 in Leipzig. Alexander Stepanov vom VfL Sindelfingen überraschte mit seinem Titelgewinn über die 800 Meter nicht nur die Experten, sondern auch sich selbst.
Mit einem starken Endspurt verwies der 20-Jährige seine Konkurrenten mit einer neuen Hallen-Bestzeit von 1:48,75 Minuten auf die Plätze.

„Ich war gerade im Ziel und hatte meinen Sieg noch nicht mal richtig realisiert, da wurde ich schon zum Interview geholt. Das hat mich alles kurz richtig überrollt, ich habe mich aber riesig gefreut und habe gesehen, was alles möglich ist. Auf dem Erfolg kann ich jetzt aufbauen“, erzählt der Abiturient beim Fotoshooting nach der Pressekonferenz.

Foto: Ralf Schick