Drittligist gewinnt mit 26:24 bei der SG Pforzheim/Eutingen und feiert den größten Erfolg der Vereinsgeschichte
Die Handballer des HC Oppenweiler/Backnang sind Meister der Dritten Liga, Staffel Süd. Es ist der größte Erfolg der Vereinsgeschichte. Im Auswärtsspiel bei der SG Pforzheim/Eutingen fuhr der HCOB den fünften Sieg in Serie ein. Entscheidend für das 26:24 waren die gute Abwehr und eine gehörige Portion Cleverness. Mit dem Abpfiff brachen alle Dämme, die Sportler feierten ihren Erfolg mit den Fans, die das Match in der Bertha-Benz-Halle zum halben Heimspiel umfunktioniert hatten.
Von Alexander Hornauer
Linksaußen Florian Frank, derzeit verletzt, hatte sich schon kurz vor dem Ende des Spiels auf den Weg in die Kabinen gemacht. Er holte einen Schwung voller T-Shirts, auf dem in großen Lettern „Meister Dritte Liga“ geschrieben stand. Walter Heinrich hatte sie unter Geheimhaltungsstufe eins gedruckt, es hätte schließlich auch schiefgehen können. Tat es aber nicht. Vizemeister in der dritthöchsten Spielklasse waren die Murrtaler schon, 1989 noch unter dem Dach des TV Oppenweiler in der damaligen Regionalliga Süd. Nun gelang der Titelgewinn, acht Jahre nach dem Aufstieg in die Dritte Liga. Das Ergebnis einer kontinuierlichen Entwicklung, der Lohn für eine hervorragende Saison und letztlich ein Ereignis, das als Erinnerung in den Köpfen aller Beteiligten bleiben und zugleich in die Vereinschronik eingehen wird.
Philipp Maurer, Rechtsaußen und in Pforzheim mit sechs Toren bester Torewerfer des HCOB, beantwortete die Frage, was ihm die Meisterschaft bedeutet: „Alles.“ Er erinnerte daran, wie er gemeinsam mit dem seinerzeit aus Schwaikheim gekommenen Ruben Sigle und dem aus Oppenweiler stammenden Florian Frank vor zehn Jahren als Aufsteiger in die Baden-Württemberg-Oberliga gestartet ist. „Jetzt haben wir gemeinsam den Verein von unten an die Spitze der Dritten Liga geführt. Für mich ist ein Traum wahrgeworden.“
Ein anderer Protagonist der Partie in Pforzheim war Torwart Stefan Koppmeier. Weil der sonst häufig im Vordergrund stehende Jürgen Müller krank fehlte, lag die Last im Tor auf den Schultern des Handballers, der sich im Sommer nach fünf Jahren im Murrtal zum TSV Weinsberg verabschiedet. Aber was heißt schon Last, es war eine Freude: In der Halle des Vereins, bei dem er große Teile seiner Jugend verbrachte, trug Stefan Koppmeier maßgeblich zum Sieg bei. Ein gehaltener Siebenmeter gleich zu Beginn, starke Paraden, die ein Wegkommen ermöglichten, und Glanztaten in den heißen Schlussminuten. „Für mich war es heute wie ein Nachhausekommen und der emotionalste Moment in meiner Karriere. Der Gewinn der Meisterschaft mit dieser Mannschaft ist unglaublich viel wert.“
Die SG Pforzheim/Eutingen, die Ausnahmetorwart Bastian Rutschmann verabschiedete, war zum Abschluss ein unbequemer Gegner. Allerdings gelang es dem HCOB, sich nach einer ausgeglichenen Anfangsphase abzusetzen. Die Murrtaler stellten eine sehr gute Abwehr und ließen in den ersten 30 Minuten nur neun Gegentreffer zu. Sie ließen sich auch von häufigem Unterzahlspiel nicht aus dem Tritt bringen, kompensierten das vorne durch den Austausch des Keepers gegen einen sechsten Feldspieler und spielten ihre Angriffe mit dem exakt richtigen Maß aus Geduld und Zielstrebigkeit. Zur Pause stand es 14:9, das sah stark nach Auswärtssieg aus.
Nach Wiederanpfiff machte die SG Pforzheim/Eutingen Druck, kam mehrmals auf drei und sogar zwei Tore heran. Der HCOB kassierte in der Phase zwischen der 30. und der 43. Minute mehr Gegentore als in der ganzen ersten Halbzeit, legte in der Abwehr anschließend aber wieder einen Gang zu. Auch die SG bekam nun einige Zeitstrafen, das nutzte die Mannschaft von Coach Volker Blumenschein, um freie Wurfchancen herauszuspielen und den Abstand immer wieder zu erhöhen. Das 25:22 durch Felix Raff – er ist dann zur Stelle, wenn man ihn braucht – war neun Minuten vor dem Ende ein Big Point, dann verwandelte Martin Schmiedt einen Siebenmeter zum 26:22.
Fortan lautete das Motto: Hinten dicht und vorne die Zeit von der Uhr nehmen. Auf der Tribüne hielt es diejenigen, die in grün angereist waren, schon lange nicht mehr auf den Sitzplätzen. Die letzten Sekunden tickte die Uhr runter, dann war das 26:24 amtlich: Der HCOB ist Drittligameister. Der Pforzheimer Hallensprecher legte genau die 40 Jahre alte Platte von Peter Schilling auf, die auch bei Heimsiegen des HCOB in der Gemeindehalle gespielt wird: „Major Tom, völlig losgelöst“.
Rund ums Spiel
Württembergischer Meister 1986 und 2013, Süddeutscher Pokalsieger 1987 und nun: Drittligameister. Die Mannschaft der Saison 2022/2023 hat Großes geleistet. Und der Weg ist noch nicht zu Ende. Eine Woche wird pausiert, dann startet die Aufstiegsrunde zur zweiten Bundesliga. Es ist eine maximale Herausforderung. Acht Spiele auf höchstem Niveau, prominente Gegner mit Nationalspielern, aber auch ein gnadenloser Modus: nur zwei von neun Mannschaften steigen auf. Im Murrtal ist die Vorfreude riesig. Es ist die Chance, sich bundesweit zu präsentieren. Wie der Spielplan aussehen wird, entscheidet sich in der kommenden Woche. Dann gibt es auch Infos, wie man an Eintrittskarten für die Heimspiele kommt.
Trainer Volker Blumenschein hat mit dem Team 23:5 Punkte eingefahren, seit acht Begegnungen überhaupt nicht mehr verloren. Viermal war er mit Horkheim Vizemeister, nun hat es mit dem Meistertitel in der Dritten Liga für den Erfolgscoach geklappt.
Der TuS Fürstenfeldbruck siegte zeitgleich bei den Rhein-Neckar Löwen II, deshalb musste der HCOB für den Meisterschaftsgewinn in Pforzheim siegen. Jetzt gehen die Bayern in die Sommerpause, sie haben nicht für die Aufstiegsrunde gemeldet. Allerdings haben sie sich wie der HCOB für den DHB-Pokal qualifiziert. Dasselbe kann der VfL Pfullingen schaffen, der sich als Dritter für den Ligapokal qualifiziert hat. Auch der SV Salamander Kornwestheim als Vierter dürfte weiterspielen, will aber nicht. Dieser Startplatz wird ersatzlos gestrichen.
Es war nicht die Saison der drei südbadischen Mannschaften. Der TV 08 Willstätt, der TVS 1907 Baden-Baden und die SG Köndringen/Teningen steigen in die Baden-Württemberg-Oberliga ab. Die HG Oftersheim/Schwetzingen hat sich in die Relegationsrunde gerettet. Die Kurpfälzer spielen in acht Begegnungen gegen den DHK Flensborg, HaSpo Bayreuth, TV Kirchzell und das Team HandBALL Lippe – die Zweitvertretung des TBV Lemgo – um einen Platz in der Dritten Liga der kommenden Saison. Nehmen nicht alle zwölf aufstiegsberechtigten Teams aus den vierten Ligen ihr Aufstiegsrecht wahr, können sich auch mehr Teams in dieser Relegationsrunde retten.
Will man an einem Tag der Freude einen Minuspunkt finden, dann diesen: Einen Vertreter des Deutschen Handball-Bundes, der den Spielbetrieb organisierte, sichtete man nicht. Ehrungen seien nicht mehr vorgesehen. Es mag sachliche Gründe geben, emotional betrachtet ist es schade.