Randsportradar von Beyond Sports: Blindenfußball

Das Rasseln des Balls, das Klopfen der Teamguides an die Torpfosten, und ein laut gerufenes „Voy“ zur Koordination – Blindenfußball ist ein Sport, der nicht nur beeindruckende Fähigkeiten erfordert, sondern auch verbindende Werte wie Gemeinschaft und Zusammenhalt fördert. Eine zentrale Figur dieses Sports in Deutschland ist Alexander Fangmann, Kapitän der deutschen Nationalmannschaft und mehrfacher deutscher Meister mit dem MTV Stuttgart. Seine Geschichte und seine Perspektiven geben einen einzigartigen Einblick in diese außergewöhnliche Sportart.

Autor:Lara Auchter

11. Dezember 2024

Die Blindenfußball-Bundesliga ist die höchste Spielklasse für Blindenfußball in Deutschland, organisiert vom Deutschen Behindertensportverband (DBS). Der Inklusionssport wird nach einem besonderen Regelwerk gespielt, das sich aus dem Futsal ableitet und den Bedürfnissen der Spieler angepasst ist. Gespielt wird auf einem 20 x 40 Meter großen Feld, das von Banden an den Seiten begrenzt wird. Diese dienen nicht nur der Spielfeldbegrenzung, sondern helfen den Spielern auch bei der Orientierung. Da nicht alle Feldspieler denselben Blindheitsgrad haben, tragen alle Augenmasken, um Chancengleichheit sicherzustellen. Einzig die Torhüter sind sehend und haben die Aufgabe, das Spiel zu steuern und ihre Mitspieler zu dirigieren. Und welche Skills sind besonders wichtig im Blindenfußball? „Fußballerisches Können ist natürlich wichtig, aber auch Geduld sollte mitgebracht werden, zudem auch die Freude am Sport. Auch können wir uns im Endeffekt nichts abgucken. Das ist so ein bisschen das, was das sportliche Erlernen bei blinden Menschen erschwert“, so Alexander Fangmann.

Im Alter von acht Jahren erblindete Alexander aufgrund einer Netzhautablösung, doch seine Leidenschaft für den Fußball blieb bestehen. „Im Kinderfußball habe ich noch sehen können. Nach meiner Erblindung habe ich dann mit meinen sehenden Freunden auf dem Bolzplatz weiter Fußball gespielt,“ erinnert sich Alex. Den Blindenfußball entdeckte er später als eine neue Möglichkeit, den Sport, den er liebte, in einer völlig anderen Dimension auszuüben: „Das war für mich eine ganz neue Art und Weise, um diesen Sport zu erleben.“

Foto: Alexander Fangmann

Als Kapitän der deutschen Blindenfußball-Nationalmannschaft trägt Alexander eine besondere Verantwortung. „Ich war damals der Jüngste in der Mannschaft und wurde als Kapitän gewählt. Das war schon etwas Besonderes für mich,“ sagt er. Über die Jahre habe er gelernt, diese Aufgabe als Ehre und Chance zu begreifen, seine Mannschaft zu repräsentieren und anzuführen. Im Blindenfußball ist Hören entscheidend: Der Ball enthält Rasseln, und Teamguides sowie Trainer helfen mit akustischen Signalen. Diese einzigartige Kommunikation prägt den Sport und fördert die Zusammenarbeit auf dem Spielfeld. „Hören ist ein gutes Stichwort,“ erklärt der Kapitän. „Wir müssen auf dem Kleinfeld sehr viel kommunizieren. Die Bande hilft uns zwar bei der Orientierung, aber auch der Austausch untereinander ist enorm wichtig.“

Die Blindenfußball-Bundesliga, gegründet 2008, hat sich mittlerweile als höchste und professionellste Spielklasse in Deutschland etabliert. Alexander und seine Teamkollegen vom MTV Stuttgart waren dabei von Anfang an prägend. Mit sieben Meistertiteln ist der Verein eine feste Größe. Die weiteren Bundesligavereine sind der FC St. Pauli, Marburg, Borussia Dortmund, FC Schalke 04, Düsseldorf, Ingolstadt und der österreichische Verein Wien. Neben den sportlichen Erfolgen betont Alex jedoch vor allem die soziale Komponente des Sports: „Der Blindenfußball verkörpert Gemeinschaft, Zusammengehörigkeit und das gemeinsame Verfolgen von Zielen.“

Blindenfußball ist mehr als nur ein Sport. Er verbindet Menschen, gibt ihnen eine Plattform, und ermöglicht ihnen, Grenzen zu überwinden. Alexander ist nicht nur Spieler, sondern auch ein Wegbereiter dieser Bewegung in Deutschland. Trotz seiner Erfolge hat er noch Wünsche für die Zukunft: „Ich würde mir auf den sehenden Positionen, wie beim Torwart oder den Guides, noch mehr Zuspruch wünschen. Mehr Unterstützung würde uns helfen, im Sport weiter zu wachsen und mehr Fans zu gewinnen.“ Mit seiner Arbeit als Inklusionsmanager und seinem Engagement auf und neben dem Spielfeld setzt sich der erfahrene Blindenfußballer unermüdlich für eine stärkere gesellschaftliche Integration ein – ein Vorbild, das weit über den Sport hinaus strahlt.

Der MTV Stuttgart ist immer auf der Suche nach neuen Spielern – sowohl auf der Feldposition als auch im Tor. Auch neue Guides sind immer willkommen. Alle Infos zum Blindenfußball in Stuttgart findest du unter www.mtvstuttgart.de/fussball/blindenfussball

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