Drei Tage nach dem ernüchternden haben die MHP RIESEN Ludwigsburg die Chancen auf ein begeisterndes Gastspiel: Am Samstag (21.12.; 18:30 Uhr) gastieren die Schwaben in Hamburg. Unterstützt von einer sicherlich lautstarken Barock-Pirates-Delegation möchten die Gelb-Schwarzen zurück auf die Siegerstraße und, zunächst einmal unabhängig vom Ergebnis, spielerisch überzeugen.
Die Tatsache, dass zwei der längsten, nationalen Auswärtsfahrten im Saisonverlauf spielplanbedingt kombinierbar sind, freute vor einigen Wochen sowohl Team-Manager Yannick Rohatsch als auch Großteile der Mannschaft. Die Gelb-Schwarzen sind zwar von Dienstagnachmittag bis Sonntagvormittag ununterbrochen und in fremden Betten unterwegs, müssen sich dafür aber nur einmal auf den Weg machen. Nach einer weiteren Nacht in Weißenfels ging es am Donnerstag die verbliebenen rund 400 Kilometer von Sachsen-Anhalt gen Norden. Trainiert wurde und wird, dank partnerschaftlicher Unterstützung der Veolia Towers, dreifach in der Inselpark Arena. Im Süden der Hansestadt versuchen die Ludwigsburger in der vierten Adventswoche den Spagat aus sinnhafter Vorbereitung, intensivem Training, gedanklicher Sortierung und emotionaler Frustrationstoleranz. Schließlich soll eine Kombination aus diesen vier Dingen am Samstag wieder die spielerische Wende und den fünften Erfolg im sechsten Dezember-Spiel mit sich bringen. Der zwölfte Kalendermonat war bis Mittwoch und trotz aller Personalengpässe sehr gut verlaufen, der Lauf aber in der Stadthalle Weißenfels jäh beendet worden.
Schon in der Halbzeitpause analysierte Headcoach John Patrick am Dyn-Mikrofon die immense Fehleranzahl: „Wir wollten zu sehr mit dem Kopf durch die Wand, hatten keine Struktur und haben nicht das gespielt, was wir trainiert haben. Das war leider eine schreckliche Halbzeit […], zu viel Chaos. Wir müssen disziplinierter sein, auch in der Verteidigung. Das war heute auf beiden Seiten gar nichts.“
Die zweite Halbzeit war in der Folge zwar besser, wirklich Momentum aufbauen, die Partie drehen oder gar den Sieg bringen, konnte sie aber nicht. Zu fehlerbehaftet war der Ballvortrag, zu schwach die Wurfquote(n), zu chancenlos die Ludwigsburger. Das Gute ist nun, dass durch die Spielplan-Fülle im Jahresendspurt viele Gelegenheiten bestehen, um die Sache besser zu machen und zurück auf die Siegerstraße zu kommen. Genauer gesagt gar drei.
Hunter Maldonado ist fraglich, Julis Baumer reist nach
Die Bedingungen hierfür sind unverändert, das personelle Aufgebot beinahe unverändert: Hinter der Einsatzmöglichkeit von Hunter Maldonado steht ein Fragezeichen. Der 25-Jährige musste am Mittwoch kürzertreten, spielte insgesamt 14:51 Minuten – nach dem Seitenwechsel aber kaum. Erneut wird es beim US-Amerikaner erst am Spieltag eine Entscheidung über den Einsatz geben, diesmal aber mit Julis Baumer einen weiteren Akteur zur personellen Entlastung geben. Der 17-Jährige reist am Freitag nach Schulschluss gen Norden, ist qua Alter und Erfahrung aber natürlich kein Heilsbringer, sondern (wichtiger) Rollenspieler. Seit dem Spielschluss in Weißenfels lag der Fokus aber drauf, dass es die MHP RIESEN auch mit dem verfügbaren Personal deutlich besser können, sie bewiesen es bereits mehrfach, zuletzt beim überzeugenden 69:65-Sieg gegen Chemnitz am Sonntag. Beim dritten Spiel binnen sieben Tagen soll nun wieder das positive – im Ludwigsburger Fall defensiv gallige und offensiv gnadenlos ackernde – Gesicht gezeigt werden.
Die emotionale Ausgangslage wird im Vorfeld der Partie eine Rolle spielen, soll es auf dem Parkett aber nicht mehr. Hamburg spielt nach ernüchternden Wochen mit Rückenwind aus zwei Liga- und einem EuroCup-Sieg in Serie befreit auf, bezwang am Dienstag Titelkandidat Hapoel Bank Yahav Jerusalem 82:80 – ist mit lediglich drei Erfolgen aus 12 absolvierten Spieltagen aber am Tabellenende zu finden. Was für Benka Barloschky und Co. aber ein Fortschritt ist: Bereits jetzt sind die Hanseaten international besser als im Vorjahr (18 Spiele, 16 Niederlagen). Die aufsteigende Form kommt nicht von ungefähr und den Veolia Towers ist, auch wenn die europäische Saison sehr wahrscheinlich mit dem Hauptrunden-Ende enden wird, national erneut ein Play-In-Platz zuzutrauen. Diesen erreichten sie auch 2023/2024 über Platz 10, schalteten Oldenburg aus, schieden in der finalen Partie aber in und gegen Ludwigsburg aus. Anno 2025 soll es mindestens einen Schritt weiter gehen.
Jonas Wohlfarth-Bottermann kann dabei eine Schlüsselrolle einnehmen: Der 34-Jährige kennt Klub, Coach und einige Akteure – allen voran Brae Ivey aus der Vorsaison. Der Topscorer ist mit 19,3 Punkten pro Partie nicht mehr aus dem Towers-Spiel wegzudenken, erhielt mit Johnathan Stove (13,0) Anfang Dezember auch einen kongenialen Nebenmann, der die Guard-Rotation mit Jaizec Lottie (10,8) komplettierte. Einen entsprechenden Gegenpol erhält das Hamburg-Spiel durch die Big-Men-Fraktion um Kur Kuath (10,0 / 5,3 RpS) und Jordan Barnett (10,7 / 3,3) sowie zahllose Rollenspieler, darunter Kenneth Ogbe, Niklas Wimberg und Benedikt Turudic.
Der Schlüssel zum Sieg ist für Ludwigsburg der Ballbesitz und der damit einhergehende Vortrag: In Weißenfels war die Wurfquote zwar schwach, die Turnover-Anzahl sowie die unnötigen Fehler aber entscheidend. In Hamburg und beim zweitanfälligsten Turnover-Team der easyCredit BBL (16,0 pro Partie) möchten die Gelb-Schwarzen ihre elitäre Verteidigung nutzen – und sich damit selbst eine schöne Bescherung zu Weihnachten machen.
Zahlenspiele zum 12. Spieltag | #HAMLUD
17,9 – Assists spielen die Hanseaten im Schnitt pro Partie. Damit stellen, nach Berlin (20,1) und Oldenburg (18,2), die drittteamdienlichste Mannschaft Deutschlands. Was durchaus eine beachtliche Facette ist, denn keiner der drei Klubs findet sich in den Top-3 der Tabelle.
12,8 – Offensivrebounds pro Partie sichert sich Ludwigsburg pro Partie – trotz einem der körperlich kleinsten Teams der easyCredit BBL. Der Einsatz unter den Brettern ist bei den MHP RIESEN beachtlich, die Trefferquote noch optimierungsbedürftig (40,3 FG%).
19,3 – Punkte markiert Brae Ivey in dieser Saison im Oberhaus und ist damit der Most Improved Player der Liga. Der in der Vorsaison nach Hamburg gewechselte US-Amerikaner steigerte seinen Schnitt bisher um beinahe 10 Punkte (von 9,6 in 2023/2024 auf 19,3 in 2024/2025).
Infos
Veolia Towers Hamburg vs. MHP RIESEN Ludwigsburg
Samstag, 21.12.2024; Tip-Off 18:30 Uhr
Inselpark Arena, Kurt-Emmerich-Platz 10, 21109 Hamburg
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