Familienherberge Lebensweg: Gemeinsamer Besuch mit Guido Buchwald

Was hat eine Erholungsstätte für Familien mit behinderten und schwerstkranken Kindern in einem Sportmagazin zu suchen? Auf den ersten Blick eigentlich nichts. Wären da nicht Guido Buchwald sowie einige Sportvereine, die die Familienherberge Lebensweg unterstützen – der Fußball-Weltmeister von 1990 als Botschafter, die Vereine mit Charity-Aktionen. Auch wir verfolgen den Weg von Gründerin Karin Eckstein und ihrer im Süden Deutschlands einzigartigen Einrichtung schon lange. Jetzt haben wir uns gemeinsam mit Guido Buchwald auf den Weg nach Illingen-Schützingen gemacht, um Karin Eckstein und ihrer Familienherberge einen Besuch abzustatten und eine Einrichtung kennenzulernen, in der sich Familien rundum wohlfühlen können.

Autor:Lara Auchter

2. Oktober 2025

Illingen-Schützingen, Hinter dem Dorf 50. Schon allein die Anschrift sagt sehr viel über die idyllische Lage der Familienherberge Lebensweg im Enzkreis aus, in der Familien gemeinsam mit ihren besonderen Kindern eine Auszeit von ihrem Pflegealltag nehmen können.

„Meine Geschwister und ich hatten schon länger den Plan, unseren elterlichen Hof einmal so umzubauen, dass etwas Sinnvolles daraus entsteht“, erzählt Karin Eckstein. Die ehemalige Kinderkrankenschwester, selbst Mutter dreier erwachsener Kinder und fünffache Oma, arbeitete lange in der ambulanten Pflege. „Ich war oft bis zu 12 Stunden bei den Familien zuhause und habe als Vertrauensperson sehr viel von ihrem Alltag mitbekommen. Bei ihnen war es durchweg so, dass die Verantwortung für ihr Kind keine Auszeit zuließ, um aus dem Pflegealltag ausbrechen zu können. Bei der Kurzzeitpflege hätten sie ihre Kinder abgeben müssen – das fällt vielen Eltern sehr schwer. Und in barrierefreien Hotels wäre die Pflege, unter erschwerten Bedingungen, wieder bei ihnen hängen geblieben.“

Deshalb, so die 61-Jährige, sei die Vision einer Herberge entstanden, in der die Familien gemeinsam Urlaub machen können und ihre Kinder eine fachgerechte 24/7-Versorgung erhalten, die den Eltern und Geschwistern die Freiheit bietet, Angebote des Hauses wahrzunehmen oder den Tag frei zu gestalten.

Karin Eckstein (2. von rechts) und „Überraschungsgast“ Guido Buchwald (Mitte im weißen Pullover) beim Grillabend der Urlaub machenden Eltern. Foto: Linda Grof

Mit einem Kuchenverkauf und der Gründung eines Fördervereins startete Karin Eckstein gemeinsam mit Martin Mörmann im Jahr 2014 die Umsetzung ihrer Vision, bei der den beiden von Anfang an klar war, dass es „ein defizitäres Werk“ werden würde. Im Mai 2015 wurde das Baugesuch für den Umbau des elterlichen Hofs eingereicht, genau drei Jahre später folgte die Eröffnung.

Fast von Beginn an stand Guido Buchwald dem ehrgeizigen Projekt als Botschafter zur Seite. „2014 fand bei einem Getränkehersteller ein Nachhaltigkeitstag statt, bei dem Karin einen Infostand mit einem Pappmodell der Familienherberge hatte“, erinnert sich der Fußballweltmeister von 1990. „Das Thema selbst, das Konzept sowie Karins Enthusiasmus – das alles hat mich fasziniert. Deshalb musste ich nicht lange nachdenken, als sie mich gefragt hat, ob ich sie mit meinem Namen unterstützen kann.“

Guido Buchwald (mitte rechts), mit dem Team Lebensweg und den Sport.S-Redakteuren.

Der 64-Jährige öffnete der Familienherberge Türen zu Geldgebern, die zum Teil mit sechsstelligen Beträgen den Bau unterstützten. Und auch zehn Jahre später ist sein Einsatz ungebrochen. So „kämpfte“ er sich trotz vollem Terminkalender extra durch den Feierabendverkehr von Kirchentellinsfurt nach Illingen-Schützingen, um uns zu treffen. Im Rahmen seiner verschiedenen, oft ehrenamtlichen Engagements wird er regelmäßig mit dem Nebensatz „wenn ihr mir was Gutes tun wollt, dann überweist eine Spende an die Familienherberge Lebensweg“ seiner Rolle als Botschafter gerecht.

Was dies alles bewirkt, durften wir im Gespräch mit einigen Eltern, die ob des weltmeisterlichen Besuchs ganz große Augen bekamen, bei deren gemeinsamem Grillabend erfahren. „Das ist die einzige Woche im Jahr, in der wir als Familie Urlaub machen können. Wir können uns hier mal beide gleichzeitig um unsere große Tochter kümmern, die als Geschwisterkind sonst immer hinten anstehen muss, und können einfach auch mal eine Pizza essen gehen, weil wir wissen, dass unser Sohn gut aufgehoben ist“, schwärmt ein Vater.

„Wir haben acht Pflegezimmer, deren Einrichtung wir jeweils auf die Bedürfnisse der Kinder anpassen. Im ersten Stock sind die Zimmer für Eltern und Geschwister, die jederzeit nach ihren Kids schauen können“, berichtet Karin Eckstein. „Dabei halten sich die Kinder meist in der Gemeinschaft der anderen Gastkinder auf, denn wir sind ja kein Krankenhaus, sondern ein Erholungsort. Bei uns sollen nicht nur die Eltern, sondern auch die Kinder Urlaub haben.“

Insgesamt sorgen 30 Pflegekräfte in Teil- und Vollzeit in den liebevoll eingerichteten Räumen für eine Zwei-zu-eins- und gegebenenfalls auch für eine Eins-zu-eins-Betreuung. Dadurch entstehen der gemeinnützigen Gesellschaft enorme Kosten, die – wie Andrea Kienzle vom Lebensweg-Spendenmanagement weiß – „zu mindestens einem Drittel durch Spenden finanziert werden müssen.“

 

Wir möchten an dieser Stelle unsere Leserinnen und Leser, vor allem aber auch die Sport-Organisationen der Region aufrufen: Wenn ihr eine Charity-Aktion plant, dann berücksichtigt bitte die Familienherberge Lebensweg!
Infos findet ihr unter www.familienherberge-lebensweg.de, und wir möchten euch schon jetzt den Tag der offenen Tür am 26. April 2026 ans Herz legen.