Eine Halbzeit lang war der HC Oppenweiler/Backnang ein unbequemer Gegner, lag im DHB-Pokalspiel gegen TuSEM Essen zwischendurch vorn. Zum Coup fehlte in Durchgang zwei ein Stück. Im Angriff mangelte es am erforderlichen Tempo, um den Zweitligisten in Bedrängnis zu bringen. Der Traditionsverein nutzte die Ballgewinne zu Kontern, zog davon und siegte mit 24:33.
Von Alexander Hornauer
HCOB-Coach Daniel Brack musste auf die Rückraumspieler Tim Dahlhaus, Außen Philipp Maurer und den vielseitig einsetzbaren Lukas Rauh verzichten. Er verteilte die Spielanteile unter allen Akteuren. Bei allem Ehrgeiz, im Pokal für eine Überraschung sorgen zu wollen: der Ligaspielbetrieb ist halt auch wichtig. Im Tor begann Zugang Levin Stasch, der zuletzt stark geforderte Jürgen Müller rückte erst in der zweiten Halbzeit zwischen die Pfosten.
In Halbzeit eins präsentierte sich der Drittligist lange Zeit auf Augenhöhe. Auch, weil die Essener Akteur nicht das taten, was ihnen ihr Trainer Michael Hegemann aufgetragen hatte. „Wir haben uns im Eins-gegen-Eins aufgerieben“, bemängelte der Ex-Nationalspieler, hatte aber auch Lob für den Underdog parat: „Der HC Oppenweiler/Backnang hat uns wirklich gefordert.“ Die Gastgeber spielten munter auf und zogen im Angriff zielstrebig zum Tor. Elias Newel hatte gute Szenen, Kreisläufer Alexander Schmid wurde gut in Szene gesetzt, Niklas Diebel traf aus der zweiten Reihe.
Der HC Oppenweiler/Backnang kam zu gut herausgespielten Treffern, hielt die Partie offen, lag beim 2:1 und beim 11:10 vorn. HCOB-Trainer Daniel Brack meinte: „In der ersten Halbzeit hatten wir eine richtig gute Angriffsleistung, wir hätten sogar den einen oder anderen Treffer mehr erzielen können.“ Nach rund 20 Minuten durften man auf ein knappes Spiel setzen, vielleicht auf eine Überraschung. Die Chancen, ein bisschen davonzuziehen, waren da. Aber sie blieben ungenutzt.
Außerdem schlichen sich in den Schlussminuten des ersten Durchgangs die vom Coach erwähnten Fehler ein. Zu den vergangenen Torchancen kamen ungenaue Zuspiele. In Summe standen am Ende 15 technische Fehler in der Statistik, der Ball weg verloren. Der TuSEM, durch den Auswärtssieg beim 1. VfL Potsdam ohnehin selbstbewusst, nutzte das zur Rückeroberung der Führung. Das Team von Michael Hegemann nahm eine knappe Führung mit in die Kabine – 17:15.
Nach dem Seitenwechsel machte der Zweitligist weiter Druck. „Wir haben viele Bälle wegverteidigt“, freute sich Michael Hegemann über die Steigerung bei seinem Team. Und der HCOB? Versäumte es, schneller nach vorne zu spielen. „Mir hat die Tempoorientierung gefehlt“, sagte Trainer Daniel Brack. Die Erkenntnis: „dann wird es gegen eine Mannschaft, die in der zweiten Liga im Moment zu den Spitzenteams zählt, schwer.“ Das machte sich auf der Ergebnistafel schnell bemerkbar.
Essen setzte sich Zug um Zug ab, hatte im Rückraum mehr Optionen. Max Neuhaus und Alexander Schoss mit fünf Toren, Julias Rose mit sechs, sie gingen entschlossen voran. Wiederholt gelangen dem Zweitligisten nun auch Tore durch Konter oder über den erweiterten Gegenstoß. Der HCOB indes blieb seiner eher bescheidenen Wurfquote treu. Nur 56 Prozent waren es am Ende, und in Durchgang zwei nur neun Tore bei 19 Angriffen. Zu wenig, zumal der TuSEM mit stabilen 70 Prozent verglichen damit einen deutlich besser Wert aufwies. Am Ende hieß es 24:33. Und damit bleibt es dabei: die Drittligisten konnten die Zweitligisten in dieser Pokalsaison nicht ärgern, stets setzte sich der Favorit durch, auch in Oppenweiler.
Stimmen zum Spiel
HCOB-Trainer Daniel Brack: „In der ersten Halbzeit hatten wir eine richtig gute Angriffsleistung, wir hätten sogar den einen oder anderen Treffer mehr erzielen können. Dann hat mir allerdings die Tempoorientierung gefehlt, und dann wird es gegen eine Mannschaft, die in der zweiten Liga im Moment zu den Spitzenteams zählt, schwer.“
TuSEM-Trainer Michael Hegemann: „Wir haben in der ersten Halbzeit nicht unser Spiel gemacht und der HC Oppenweiler/Backnang hat uns wirklich gefordert. Da haben wir uns im Eins-gegen-Eins aufgerieben. In der zweiten Halbzeit haben wir viele Bälle wegverteidigt. Vorne hat man unsere Abschlussqualität gesehen.“
Rund ums Spiel
Der Deutsche Handballpokal hat an Reiz verloren. Eine mega-kurzfristige Änderung der Spielordnung Ende Juni hatte den HCOB um das schon eingeplante attraktive Pokal-Saisonauftaktspiel gegen einen Zweitligisten gebracht. Nun klemmte die Partie termintechnisch an einem unattraktiven Termin unter der Woche zwischen zwei Ligaspielen, da fehlten vor allem viele Kinder und Jugendliche. Nur 172 Besucher lösten ein Ticket. Viele durften wenigstens zuhause vor den Fernseher hocken und zuschauen, der Livestream aus der Gemeindehalle hatte 1881 Zugriffe.
Für TuSEM Essen geht es im Pokal nun zum Viertligisten HC Gelpe/Strombach – und dann könnte es im Achtelfinale ein Highlightspiel gegen einen der Großen des deutschen Handballs geben. Günstig für den Zweitligisten ist zudem, dass die Fahrt nach Gelpe nicht so weit ist. Vom Busfahren haben sie beim Traditionsverein langsam genug. Nach dem Spiel in Oppenweiler ging es direkt nach Hause, am Wochenende weiter nach Dresden. Und am vergangenen Wochenende war die Mannschaft in Potsdam. Solange die Fahrten erfolgreich sind, lassen sie sich entspannt bewältigen.
Für den HCOB geht es am Wochenende mit einem Auswärtsspiel bei den Rhein-Neckar Löwen II weiter. Gelingt am Sonntag ab 17 Uhr ein Erfolg in der Östringer Erich-Bamberg-Stadthalle, ist das Pokal-Aus vermutlich schnell vergessen.