Anke Huber – Sportliche Leiterin des Porsche Tennis Grand Prix
Seit Jahren gehört der Porsche Tennis Grand Prix zu den hochkarätigsten Turnieren im Damentennis. Eine Schlüsselrolle spielt dabei Anke Huber, selbst ehemalige Weltklassespielerin und heutige sportliche Leiterin des Turniers. Die 50-Jährige sorgt mit viel Erfahrung und Engagement dafür, dass sich die Stuttgarter Tennisfans Jahr für Jahr über ein hochkarätiges Teilnehmerfeld in der Porsche-Arena freuen dürfen. Auch in diesem Jahr werden von 12. bis 21. April wieder einige der besten Tennisspielerinnen der Welt in Stuttgart aufschlagen. Im Gespräch mit der SPORT.S-Redaktion gewährt die gebürtige Bruchsalerin Anke Huber unseren Lesern Einblicke in ihre Arbeit, in die Herausforderungen der Spieler-Akquise und in das Turnier selbst.

Autor:Lara Auchter
Wie geht man als Sportliche Leiterin vor, um jedes Jahr ein solch hochkarätiges Teilnehmerfeld zusammenzustellen?
Anke Huber: Man hofft natürlich zunächst, dass die Spielerinnen von alleine kommen und sich für das Turnier anmelden. Wir versuchen bereits im Vorjahr, sie für das nächste Jahr zu binden. Das wird jedoch immer schwieriger, weil sich viele Spielerinnen erst sehr spät entscheiden. Letztes Jahr war ich zum Beispiel bei den WTA Finals in Riad, dem Saisonhöhepunkt mit allen Topstars, wo ich mit vielen Managerinnen und Spielerinnen sprechen konnte. Bei solchen Gelegenheiten beginnen die Gespräche über die Turnierplanung, und wir schauen, wie Stuttgart in ihre Pläne passt. Am Ende hofft man dann, dass es klappt.
Wie weit im Voraus planen die Spielerinnen ihre Turniere?
Anke Huber: Normalerweise planen sie ihre Saison im November oder Dezember des Vorjahres. Allerdings hat sich das in den letzten Jahren nach hinten verschoben, weil die Meldefristen verändert wurden. Früher mussten sie sich zwölf Wochen vor dem Turnier anmelden, heute sind es nur noch vier Wochen. Dadurch lassen sich viele Spielerinnen mehr Zeit und entscheiden kurzfristiger.

Die Sportliche Leiterin Anke Huber (links) bei der Siegerehrung 2024 mit Oliver Blume (Vorstandsvorsitzender Porsche AG), Siegerin Elena Rybakina, Finalistin Marta Kostyuk und Turnierdirektor Markus Günthardt. Fotos: Porsche Tennis
Der Porsche Tennis Grand Prix genießt weltweit einen sehr guten Ruf. Wie kommt es, dass Stuttgart unter den Spielerinnen so bekannt und beliebt ist, obwohl das Turnier als WTA 500-Event nicht zu den höchsten Kategorien gehört?
Anke Huber: Wir haben mit dem Porsche als Hauptpreis immer noch den attraktivsten Siegerpokal auf der Tour. In diesem Jahr ist es der Porsche Macan Turbo. Die Verlockung, diesen Sportwagen zu gewinnen, lässt auch die Topspielerinnen nicht kalt. Und es spricht sich eben auch herum, dass unser Turnier in Sachen Organisation eines der besten weltweit ist und wir den Spielerinnen alle Wünsche von den Augen ablesen.
Trotzdem hieß es zuletzt, dass es vor allem schwierig ist, amerikanische Spielerinnen nach Stuttgart zu holen. Warum ist das so?
Anke Huber: Das stimmt, es ist nicht einfach. Die Amerikanerinnen spielen generell ungern in Europa, weil die europäische Sandplatz-Saison sehr lang ist. Wenn sie einmal hier sind, bleiben sie meistens bis Wimbledon, aber viele meiden die frühen Turniere. Ich hoffe, dass wir diesmal durch den Billie Jean King Cup, bei dem die Amerikanerinnen in Europa spielen, mehr US-Spielerinnen nach Stuttgart bekommen. Aber es bleibt eine Herausforderung.
Jahr für Jahr treten in Stuttgart viele Top-Ten-Spielerinnen an. Hat man damit eine Erwartungshaltung geschürt, die Druck erzeugt?
Anke Huber: Ich sehe das relativ entspannt. Natürlich wäre es toll, wenn auch diesmal wieder acht oder neun Spielerinnen aus den Top 10 dabei wären. Aber auch wenn das mal nicht klappt, haben wir dennoch ein extrem starkes Feld. Die Leistungsdichte im Damentennis ist in den letzten Jahren enorm gewachsen. Eine Top-50-Spielerin kann jederzeit eine Nummer 1 schlagen. Das macht die Matches spannend – von Anfang an.

Nach der Generation um Angelique Kerber, Laura Siegemund und Tatjana Maria gibt es in Deutschland eine kleine Lücke im Damentennis. Wer könnte ihnen auf dem Weg in die Spitze folgen?
Anke Huber: Wir haben mit Eva Lys eine vielversprechende Spielerin. Sie hat großes Potenzial, muss aber noch konstanter werden. Es ist wichtig, nicht nur ein einzelnes gutes Turnier zu spielen, sondern dauerhaft auf hohem Niveau zu agieren. Wir haben ihr früh eine Wildcard für den Porsche Tennis Grand-Prix 2025 zugesagt, damit sie sich gezielt auf unser Turnier vorbereiten kann. Wir würden das nicht tun, wenn wir nicht an ihr Potenzial glauben würden.
Das Doppelturnier läuft in Stuttgart parallel zu den Einzeln, es steht aber etwas in deren Schatten. Wie sieht die Planung dafür aus?
Anke Huber: Immer weniger Top-Spielerinnen spielen auch Doppel, aber bei uns nutzen einige das Turnier als Matchpraxis für die Sandplatzsaison. Die meisten Doppelpartnerinnen stehen schon vorher fest, weil die Spielerinnen über die Saison hinweg zusammen antreten. Wir selbst greifen nur selten aktiv in die Gestaltung des Doppelfeldes ein, es sei denn, es könnte eine besonders spannende Paarung für das deutsche Publikum geben.
Wie läuft die Trainingsorganisation für die Spielerinnen während des Turniers ab?
Anke Huber: Unser Team im Players-Office koordiniert das. Die Spielerinnen tragen sich dort für Trainingszeiten ein, und wir versuchen, alle fair auf die verfügbaren Plätze zu verteilen. Wer am Spieltag antritt, darf sich auf dem Center Court einspielen, alle anderen trainieren auf den Nebenplätzen. Wir haben einen Trainingsplatz in der Schleyerhalle und einen außerhalb.
Neben dem Sport spielt beim Turnier auch das Rahmenprogramm eine große Rolle. Gibt es 2025 besondere Neuerungen?
Anke Huber: Das Turnier soll weiterhin ein Event für die ganze Familie bleiben. Neben den klassischen Autogrammstunden wird es auch wieder viele Mitmach-Aktionen geben. Und die ehemalige Weltklassespielerin und Moderatorin Andrea Petkovic wird auch diesmal für unsere Online-Kanäle Spielerinnen interviewen.