Anna-Maria Wagner: Weltmeistertitel und Olympiaticket
Autor:Ralf Scherlinzky
Anna-Maria Wagner ist das sportliche Aushängeschild des Deutschen Judo-Bundes. Mit dem Gewinn des Weltmeistertitels sowie zweier Bronzemedaillen bei den Olympischen Spielen war 2021 das Jahr schlechthin für die 28-Jährige, die seit 2018 vom Judo Top-Team Baden-Württemberg gefördert wird. Den Anfang zu einem noch besseren 2024 machte die Ravensburgerin Ende Mai: Sie wurde zum zweiten Mal Weltmeisterin und qualifizierte sich damit erneut für Olympia.
Foto: Lorraine Hoffmann
Anna-Maria, zweifache Weltmeisterin – wie klingt das für dich?
Anna-Maria Wagner: So richtig greifbar ist das noch nicht, wenn ich ehrlich bin. Eigentlich ging es bei der WM für mich eher um die Olympia-Qualifikation und eine gute Vorbereitung für Paris als um den Titelgewinn. Also, man checkt natürlich schon, dass man den Titel gewonnen hat, aber es fällt mir momentan noch schwer, mich als Weltmeisterin zu sehen.
Was bedeutet dir der Titelgewinn?
Anna-Maria Wagner: Ich bin einfach verdammt stolz, wie ich das gemeistert habe. Vor drei Jahren, nach den Olympischen Spielen, war es mir eine Zeitlang gar nicht gut gegangen und ich hatte überlegt, ganz mit dem Judo aufzuhören. Jetzt nochmal ganz oben zu stehen und mich sogar Doppel-Weltmeisterin nennen zu können, das ist schon echt eine Nummer.
Und mit dem Titelgewinn hast du dich auch gleichzeitig für Paris qualifiziert…
Anna-Maria Wagner: Genau. Darauf habe ich die ganzen letzten Monate hingearbeitet. Nach den Spielen in Tokio 2021 ohne Zuschauer freue ich mich jetzt riesig auf normale Spiele in Paris.
Wie gehst du in das olympische Turnier rein?
Anna-Maria Wagner: Ich werde dem großen Namen Olympia nicht so viel Aufmerksamkeit schenken und reingehen wie in jedes andere Turnier auch. Es sind die gleichen Gegnerinnen wie sonst, also sehe ich es als normales Turnier an. Den Erwartungsdruck von außen lasse ich nicht an mich ran. An einem solchen Tag bin ich dann auch so in meinem Tunnel, dass ich von der Außenwelt nichts mitbekomme.
Du wirst schon lange vom Judo Top-Team BaWü gefördert. Was bedeutet das für dich?
Anna-Maria Wagner: Es gibt mir die Sicherheit, dass ich mich einfach zu 100 Prozent auf meinen Sport konzentrieren kann, dass ich mir nicht irgendwie Sorgen über die Finanzierung von Maßnahmen machen muss, die nicht über den DJB und die Nationalmannschaft laufen. Vor allem für die jungen Athletinnen und Athleten ist es Gold wert, dass es einen Topf für sie gibt, über den sie Reisen zu Trainingslagern und Wettkämpfen finanzieren können.