Der HC Oppenweiler/Backnang hat denkbar knapp verloren. Beim VfL Pfullingen gab es vor 900 Zuschauern eine 31:32-Niederlage. Die Tabellenführung ist fürs Erste futsch. Die Murrtaler holten sechs Tore Rückstand auf. Sie waren drauf und dran, die Partie zu drehen –dann machte der VfL die entscheidenden Tore. Die HCOB-Handballer trauerten einer schwachen Phase in Halbzeit eins sowie vergebenen Großchancen in den entscheidenden Spielsituationen nach.

Von Alexander Hornauer

Trainer Daniel Brack war nach dem Spiel in der Sporthalle, in der er einige Jahre als Coach tätig war, natürlich enttäuscht, „wir hatten mehrfach die Chance, das Spiel vollends zu kippen.“ Der HCOB machte in der Schlussphase Druck, die Punkteteilung wäre drin gelegen. Doch wer zwischendurch mit sechs Toren zurückliegt, der trägt das Risiko, dass es am Ende durchweg perfekt laufen muss, um doch zu punkten oder zu gewinnen. Und perfekt lief es halt nicht. Stattdessen jubelten die durchwachsen in die Runde gestarteten Pfullinger über den Coup, immerhin hatten sie den Tabellenführer bezwungen.

Aus HCOB-Sicht warf der Spielverlauf die entscheidende Frage auf, wie es zu einem solch deutlichen Rückstand kommen konnte, minus sechs nach 40 Minuten. Die Begegnung begann aus Sicht der Murrtaler vielversprechend. Die Effektivität im Angriff war gut, und so legte die Sportler in den weißen Trikots immer wieder eine Führung vor. Nach zwölf Minuten stand es 9:6. Der Pfullinger Trainer Florian Möck hatte die grüne Karte für eine Auszeit schon in der Hand und überlegte, ob er sein Team zur Nachjustierung an die Seitenlinie bitten wollte.

Tatsächlich aber fingen sich die Pfullinger Handballer auch ohne Besprechung. Innerhalb kurzer Zeit stellten sie den Ausgleich her, und eine neuerliche Zwei-Tore-Führung des HCOB egalisierten sie ebenfalls flink. Zwei Faktoren waren aus Sicht der Heimmannschaft dafür entscheidend. Erstens: Torwart Daniel Schlipphak hielt mehrere Bälle. Zweitens: Der nach einer längeren Pause unlängst ins Team zurückgekehrte Rückraumspieler Niklas Roth agierte bereits wieder in Topform.

Aus Sicht der Gästemannschaft las es sich so: Der Spielfluss im Angriff ging verloren. Der Arm fürs Zeitspiel ging sehr schnell nach oben. Die Gäste setzten sich zu selten individuell durch, warfen aus ungünstigen Positionen. Das führte zu Ballverlusten. Sie hatten Pech, dass es bei einem vergebenen Konter von Florian Frank und bei einer Aktion von Alexander Schmid am Kreis keinen Strafwurf und nicht mal einen Freiwurf gab. Diese Bälle waren weg – und führten zu Gegentoren. Pfullingen verfiel in Euphorie, hatte jeden Abpraller, lag zur Pause mit 19:14 vorn.

Nach Wiederanpfiff war es ein anderes Spiel. Der HCOB verteidigte besser. Vorne taten sich mehr Chancen auf. Trotzdem kamen die Gäste zunächst nicht entscheidend heran. Oft gab es Stürmerfoul, so oft wie noch in keinem anderen Spiel dieser Saison. Aber der Kampfgeist war da. Bis zur 40. Minute (24:18) verteidigten die Hausherren ihren Vorsprung, dann kam der HCOB mit offensiver Abwehr schnell heran. Markus Dangers traf vom Kreis. Daniel Schliedermann schnappte sich den Ball, als er von der Bank hereinkam, warf ins leere Tor. Der HCOB war dran.

Pfullingen bangte nun um seinen zwischendurch schon fast als sicher geglaubten Sieg. Das Heimteam musste in Unterzahl spielen. Niklas Roth hatte nach einem Foul an Daniel Schliedermann sogar Glück, dass er eine Zeitstrafe erhielt. Es war das falsche Signal. Sein Mitspieler Paul Prinz stieg zwölf Sekunden später genauso entschlossen gegen Timm Buck ein, nun gab es Rot. In 6:4-Überzahl verkürzte der HCOB auf ein Tor, dann sorgte Daniel Schliedermann für das 28:28.

Die Partie stand Spitz auf Knopf. Pfullingen legte dreimal vor, der HCOB glich dreimal aus. Dann traf Felix Zeiler etwas mehr als eine Minute vor dem Ende zum 32:31. Das war der Siegtreffer. In der Schlussminute ließ der HCOB zweimal die Chance zum Ausgleich aus. Erst scheiterte Florian Frank vom linken Flügel an VfL-Keeper Daniel Schlipphak. Dann schafften es die Murrtaler nach einem neuerlichen Ballgewinn trotz Überzahl nicht, eine klare Torgelegenheit herauszuspielen. Trainer Daniel Brack bedauerte in diesem Zusammenhang, „dass wir keine Auszeit mehr hatten.“ Aber diese war eben in der 53. Minute auch wichtig. So schnappte sich Elias Newel den Ball, war fast durch, wurde aber ausgebremst. Es gab einen Freiwurf. Niklas Diebel versuchte es, warf über die Mauer. Aber der Ball kam zu mittig und so eine Beute des Keepers. Der VfL jubelte, der HCOB musste die zweite Saisonniederlage verkraften.