Die Partie am Sonntag (17 Uhr) bei der HSG Nordhorn-Lingen ist für die Zweitliga-Handballer der SG BBM Bietigheim der Auftakt zu einer Serie gegen die Top-Teams der Liga. An den acht noch ausstehenden Spieltagen messen sich die Schwaben mit den vier vor ihnen liegenden Teams. Und auch Nordhorn-Lingen ist aktuell nur einen Punkt schlechter positioniert als die Jungs von Iker Romero.
Es war nicht der Spieltag der beiden topplatzierten Teams aus Balingen und Nettelstedt. Während der TuS N-Lübbecke am vergangenen Wochenende nur einen Punkt (32:32) beim abgeschlagenen Schlusslicht Wölfe Würzburg holt, geht der HBW im Spitzenspiel gegen Dessau-Roßlau in letzter Sekunde zuhause leer aus (31:32). Zumindest der Kampf um Platz 2 hat damit noch einmal an Brisanz gewonnen. Eisenach und Dessau-Roßlau schließen punktgleich zum TuS auf. Den Teams aus Potsdam, Bietigheim, Ludwigshafen und Nordhorn-Lingen bleibt mit gebührendem Abstand von mindestens fünf Punkten fürs erste eine Beobachterrolle.

Wer dran bleiben will an der Spitzengruppe der 2. HBL, sollte also keine Punkte mehr im Endspurt liegen lassen. Darin steckt die Brisanz des Gastspiels der SG BBM im äußersten Südwesten Niedersachsen. Nur einen Katzensprung von der niederländischen Grenze entfernt haben die Schwaben in der EmslandArena in Lingen zudem noch eine kleine Rechnung offen. Im Hinspiel erwischte Bietigheim bei der 21:29-Niederlage in der Sporthalle am Viadukt einen rabenschwarzen Tag. Und auch wenn HSG-Coach Daniel Kubes hinterher von der besten Saisonleistung seiner Mannschaft sprach: Vor allem an den 21 erzielten Treffern, so wenige wie in keinem anderen Spiel der Saison, hatte das Team um Kapitän Paco Barthe zu knabbern.

Eine ähnliche Serie gegen Topteams, wie sie der SG BBM bevorsteht, hat die Mannschaft aus der Grafschaft Bentheim eben hinter sich. Durch die drei Niederlagen in Eisenach, gegen den HBW und in Dessau-Roßlau ist Nordhorn-Lingen aus aussichtsreicher Position sogar hinter die SG BBM auf Platz 8 zurückgefallen. Nordhorn-Lingen um Georg Pöhle, seinen erfolgreichsten Werfer im linken Rückraum (128/10 Tore), hat in der vergangenen Saison nur ganz knapp den Sprung in die 1. Liga verpasst und zählte auch heuer wieder zu den heißesten Aufstiegsanwärtern. Die Emsländer können sich nicht nur auf ihren torhungrigen Rückraum um Pöhle, Tarek Marschall (93), Markus Stegefeldt (80) oder Julian Possehl (74) verlassen. Die Defensive von Daniel Kubes muss im Schnitt pro Spiel nur 26 Gegentore quittieren. Ein Spitzenwert, der auch zum Tätigkeitsnachweis von Torsteher Bart Ravensbergen passt. Der niederländische Nationaltorwart, der zu kommenden Saison zu Bundesligist FrischAuf Göppingen wechseln wird, wehrt 33,6 Prozent aller Bälle ab, die auf sein Tor kommen – der Spitzenwert der Liga. Und mit Routinier Björn Buhrmester hat Nordhorn-Lingen ein weiteres Torwart-Ass im Ärmel.

Die SG BBM hatte zuletzt mit einigen Ausfällen zu kämpfen, meisterte aber ihre Heimaufgabe gegen den abstiegsgefährdeten HC Empor Rostock mit einem 38:28-Erfolg souverän. Ob die fehlenden Paco Barthe, Tom Wolf und Max Öhler die Reise an die niederländische Grenze mitmachen können, wird sich kurzfristig zeigen. Für Youngster Vincent Brenner jedoch ist die Saison vorzeitig beendet. Der Linkshänder wurde am Mittwoch erfolgreich operiert. Er hatte sich im Halbfinale des IBOT 2023, dem Biberacher Oster-Jugendturnier, am Meniskus verletzt. In Lingen und in den restlichen Saisonspielen wird deshalb der 21-jährige Jona Bader die Rolle im Rechtsaußen-Gespann mit Routinier Christian Schäfer ausfüllen. Der Linkshänder, der auch im rechten Rückraum zuhause ist, ist ein echtes Bietigheimer Eigengewächs, spielte alle Jugendmannschaften der SG BBM und hat in dieser Saison maßgeblichen Anteil daran, dass sich die von Christian Heuberger trainierten „Young Ducks“ vorzeitig die Meisterschaft in der Verbandsliga sicherten.
Das letzte Heimspiel des Bietigheimer Talentschuppens am Sonntag wird Jona Bader also nicht mitfeiern können, vielleicht aber mit dem Profiteam in Nordhorn-Lingen.