Der HC Oppenweiler/Backnang hat auf dem Weg in die zweite Bundesliga vorgelegt. Im ersten Finalspiel der Aufstiegsrunde siegte der Meister der Dritten Liga Süd mit 35:26 gegen den Erstplatzierten der Nord-West-Gruppe, den HC Eintracht Hildesheim. Die Gastgeber überzeugten im Hinspiel mit einer starken Abwehr um den überragenden Torwart Janis Boieck.

Von Alexander Hornauer

Der Sportliche Leiter Jochen Bartels war nach dem emotionalen Spiel vor 1.400 Zuschauern in der ausverkauften MURRTAL-ARENA begeistert: „Das war eine hervorragende Leistung unserer Mannschaft, ein überragendes Spiel.“ Er hatte an einen Sieg geglaubt und auf einen Vorsprung von einigen Toren gehofft. „Neun Tore Unterschied sind wirklich richtig gut. Aber wir wissen ganz genau: Es ist erst Halbzeit in diesem Aufstiegsfinale. Es sind noch einmal 60 Minuten zu spielen.“

Deshalb: Freude ja, Übermut nein. Der Fokus des HCOB richtete sich nach Spielende schnell auf das zweite Duell am kommenden Samstag um 16 Uhr in der Volksbank-Arena in Hildesheim.

In Spiel eins erwischten die Gastgeber einen Traumstart. Zwei Tore von Jan Forstbauer, eines von Elias Newel, dazu die ersten Glanztaten von Keeper Janis Boieck – nach drei Minuten stand es 3:0 und die Stimmung in der MURRTAL-ARENA war früh auf dem Siedepunkt. Jeder Ballgewinn wurde begeistert gefeiert, und davon gab es viele. Die HCOB-Abwehr kämpfte hervorragend, zwang die Gäste immer wieder zu Fehlwürfen und Fehlabgaben. Gästecoach Daniel Deutsch war nach dem Spiel gefrustet: „Wir haben 23 Fehlwürfe, produzieren 11 technische Fehler – das ist nicht Zweitliga-tauglich.“

Das Selbstvertrauen, das sich die Gastgeber in der Defensive holten, half ihnen auch vorn. Sie fanden gegen die Eintracht-Abwehr, die zeitweise weit herausrückte, gute Lösungen. Der Ball lief sicher und gut. Zwangsläufig taten sich Torgelegenheiten auf, diese nutzten sie die HCOB-Handballer konsequent.

Sicherlich nicht förderlich für die Gäste: sie mussten nicht nur auf Abwehrchef Petar Juric (Verletzung beim Abschlusstraining) verzichten, sondern wurden nach acht Minuten weiter dezimiert. Philipp Wäger sah nach einem harten Einsteigen gegen Elias Newel die rote Karte. Der Juniorennationalspieler im Dress des HCOB war mit fairen Mitteln kaum zu bremsen und mit elf Toren der überragende Offensivakteur.

Auch sonst lief das Angriffsspiel nach Plan. Nick Fröhlich setzte sich in Durchgang eins dreimal mit großer Entschlossenheit durch, und von den Außenpositionen trafen Nils Eilers und Tim Goßner. Ergebnistechnisch zogen die Gastgeber immer weiter davon. 9:3 nach elf Minuten, 14:7 nach 21 Minuten, und in den Minuten vor dem Seitenwechsel machten die Gastgeber aus einem 17:10 ein 20:10 – ein echtes Statement.

Nach Wiederanpfiff mühte sich die Eintracht um den Anschluss. In den ersten zehn Minuten wehrten die Gastgeber das Anrennen konsequent ab. Sie verteidigten weiter aufmerksam, Keeper Janis Boieck sammelte fleißig Paraden – und zwischendurch ließ sein Torwartkollege Levin Stasch das Stimmungsbarometer mit zwei gehaltenen Strafwürfen zusätzlich ansteigen.

Nach 40 Minuten waren es nach einem Doppelschlag von Elias Newel weiterhin zehn Tore Unterschied. Die nächsten Minuten gehörten den Hildesheimern. Sie machten in zehn Minuten vier Tore gut. Aber die HCOB-Handballer steckten diese Phase gut weg. Tim Goßner beendete die kurze Torflaute. Dann hatte Daniel Schliedermann seinen großen Auftritt: vorne unterlief ihm ein technischer Fehler, den er mit unbändigem Einsatz wiedergutmachte, indem er ein Stürmerfoul gegen den zum Gegenstoß geeilten Hildesheimer provozierte. Nur Sekunden später holte auf der Gegenseite mit einer Eins-gegen-Eins-Aktionen einen Siebenmeter für sein Team heraus. Axel Goller – vier Versuche, vier Tore – nutzte den Strafwurf zum 30:22.

Der HCOB bestimmte die Schlussminuten und legte weiter nach. Ruben Sousa netzte erst aus 25 Metern ein, kurz darauf sorgte er mit einem spektakulären Wurf vom Kreis für das 34:24. Das letzte Wort hatte Hildesheims Piet Möller, er verwandelte einen Strafwurf vom Endstand von 35:26. Damit stand exakt das Endergebnis auf der Anzeigentafel, mit der die HCOB-Handballer sechs Tage zuvor bereits den HC Empor Rostock aus dem Aufstiegsrennen geworfen hatten – nur dass es dieses Mal eben der Zwischenstand nach dem ersten von zwei Matches ist.

Trainer Stephan Just war nach dem Spielende jedenfalls „stolz auf diesen Haufen. Sie haben zum dritten Mal in dieser Aufstiegsrunde eine solche Leistung gezeigt, mit Leidenschaft, Herz, Kampf und einer unglaublichen Laufbereitschaft, und das ist aller Ehren wert.“ Nun gilt es, kühlen Kopf zu bewahren und die gute Ausgangslage beim Rückspiel in Hildesheim zu nutzen. Die Chance auf den erstmaligen Aufstieg in die zweite Bundesliga ist reell.