Am Samstag um 20 Uhr gastiert der HC Oppenweiler/Backnang in der Dritten Liga beim VfL Pfullingen. Es ist in jeder Hinsicht ein Duell alter Bekannter. Zum einen, weil sich die Murrtaler in der jüngeren Vergangenheit mit keinem anderen Rivalen ähnlich oft gemessen haben. Zum anderen waren gleich vier HCOB-Akteure einst für Pfullingen im Einsatz. Die Freude aufs Wiedersehen ist da, in den 60 Minuten liegt der Fokus aber klar auf dem „Projekt Auswärtssieg“.

Von Alexander Hornauer

Die Duelle zwischen dem HCOB und dem VfL Pfullingen haben einen besonderen Stellenwert. Sie firmieren als „württembergischer Klassiker“, eine Begrifflichkeit mit einem kleinen Augenzwinkern, die angesichts der Entwicklung im vergangenen Jahrzehnt aber ihre Berechtigung hat. Seit der Saison 2013/2014 sind beide Mannschaften fortwährende sportliche Weggefährten. Sie sind in jeder Saison aufeinandergetroffen, auch in den durch Corona verkürzten Spielzeiten. Anfangs gingen viele Spiele unentschieden aus, von 2019 bis 2021 hatte der VfL die Nase vorn, seither der HCOB.

„Die Begegnungen waren immer sehr spannend – wie es ohnehin ungewöhnlich ist, dass der Weg beider Teams aus der Baden-Württemberg-Oberliga bis in die Spitze der Dritten Liga ziemlich parallel verlaufen ist“, sagt HCOB-Trainer Daniel Brack. Er könne sich an kaum ein Spiel erinnern, das deutlich ausgegangen sei, ergänzt Außenspieler Axel Goller: „Ich hatte immer das Gefühl, dass eine besondere Rivalität zu spüren war.“ Rückraumspieler Daniel Schliedermann hat in den Spielen „oft von Sekunde eins an die angespannte Stimmung bemerkt.“ Keineswegs feindselig, aber umkämpft und intensiv. Duelle zwischen VfL und HCOB seien für alle Highlights. „Deshalb ist da auf dem Feld immer unfassbar viel Feuer drin und auch gigantische Stimmung von den Fans“, bekräftigt Kreisläufer Alexander Schmid und ist guter Dinge, „dass das auch am Samstag wieder ein gutes Spiel gibt.“

Interessant ist neben der Tatsache, dass die Begegnung ohnehin ihren ganz eigenen Reiz versprüht, dass die vier hier zu Wort gekommenen HCOB-Protagonisten ihre Erfahrungen in Teilen oder sogar ganz im Trikot oder im Trainingsanzug des VfL Pfullingen gesammelt haben. Sie stehen somit am Samstag vor einer Rückkehr an ihre ehemalige Wirkungsstätte. Axel Goller beispielsweise ging rund 15 Jahre lang in der Kurt-App-Halle ein und aus. Er begann beim VfL als Nachwuchsspieler, spielte lange für die Drittligamannschaft. „Das wird jetzt das erste Spiel für mich in dieser Halle sein, bei dem ich nicht das Trikot des VfL trage.“ Er könne deshalb auch nicht abstreiten, dass es eine besondere Partie sei, mit vielen ehemaligen Mitstreitern, auf dem Spielfeld und auf der Tribüne.

Trainer Daniel Brack war vier Jahre Trainer beim VfL und erinnert sich an prägende Momente: „Es waren bewegende und aufregende Jahre.“ Er erinnerte sich an Erfolge wie den zweiten Platz im ersten Jahr (2019) und den dritten Rang in der vergangenen Saison, aber auch an bedeutungsvolle Aufstiegsspiele. In Rostock gelang 2021 ein fulminanter Sieg, in Konstanz musste der Coach 2022 miterleben, wie sein Team „unter unglücklichen Umständen“ um die Endspiele gegen Wilhelmshaven gebracht wurde. Klar, dass da manche Erinnerungen auch heute noch im Kopf präsent sind.

Alexander Schmid erinnert sich bei dem Rückblick auf vier Jahre beim VfL Pfullingen, „dass die Zusammenarbeit mit Trainer Daniel Brack hervorzuheben war“. Insofern umso besser, dass er das nun beim HCOB wieder erleben kann. Bei Daniel Schliedermann ist die Pfullinger Vergangenheit schon etwas länger her, er verließ den Club 2018 in Richtung TV 08 Willstätt, ehe er 2022 zum HCOB wechselte. Kontakte gibt es immer noch. „Ich habe hier in der Jugend und bei den Aktiven Freunde kennengelernt, die ich auch heute noch als solche bezeichnen darf“, sagt der Rückraumspieler.

Auf dem Spielfeld steht aber die Gegenwart eindeutig im Fokus, da sind sich die HCOB-Akteure mit Pfullinger Vergangenheit einig. „Wir sind gut in Form und wollen diesen Trend fortsetzen“, sagt Daniel Schliedermann. Grundsätzlich gelte, „wir wollen alle Spiele gewinnen“, und klar, was ihn betrifft, „dieses beim Ex-Club natürlich besonders.“ Schließlich kann der HCOB seine gute Ausgangslage – aktuell sind es 13:3 Punkte – weiter verbessern. Alexander Schmid ist optimistisch. „Bei uns ist eine tolle Entwicklung zu sehen. Es macht wahnsinnig viel Spaß mit diesem Team, wir kommen immer besser voran.“ Der HCOB blieb in den drei Spielen gegen die absoluten Topteams Pforzheim/Eutingen, Fürstenfeldbruck und Konstanz ohne Niederlage, gab nur einen Punkt ab. Das mache Mut, auch für die Partie in Pfullingen. Der Aspekt des Wiedersehens sei vor und nach dem Spiel bedeutsam, betont Axel Goller, „auf dem Spielfeld gilt es zu gewinnen. Wir wollen die beiden Punkte um jeden Preis, und deshalb werden wir 60 Minuten alles dafür investieren.“ Eine Besonderheit sei angesichts der vielen Spiele gegeneinander, „dass man sich natürlich gegenseitig sehr gut kennt und weiß, was die Stärken aber auch die Schwächen sind“, ergänzt Daniel Schliedermann.

Mit Blick auf den Wechsel auf der Trainerbank kommt ein interessanter Aspekt hinzu: Haben die Pfullinger nach vier Jahren unter Daniel Brack alles über Bord geworfen oder sieht man Elemente seines Wirkens? Der HCOB-Trainer meint: „Man erkennt, dass der neue Coach Florian Möck seinen eigenen Weg geht, das ist auch gut so.“ In der Abwehr seien die Pfullinger kompakter geworden, im Angriff wird öfter gekreuzt, „aber manches ist noch ähnlich.“ Seinem Nachfolger, der ihm als Co-Trainer assistierte, attestiert Daniel Brack nicht nur ein „super taktisches Verständnis“, sondern auch die positiv zu verstehende Eigenschaft, ein „Menschenfänger“ zu sein. Dass der VfL Neunter ist, täusche über das Können, „sie hatten viele Verletzungen.“ Auf Dauer sieht er Pfullingen als Team aus der Spitzengruppe, aber Punkte dafür müssten sie ja nicht gerade am Samstag holen.