HCOB verliert 25:32 bei Topfavorit Emsdetten, aber die Partie kann noch weit in der zweiten Halbzeit kippen – und das macht Mut

Es war die erste Niederlage, aber trotzdem ein Mutmacher. Denn der HC Oppenweiler/Backnang hat in der Aufstiegsrunde zur zweiten Bundesliga zwar mit 25:32 beim TV Emsdetten verloren, aber damit eben auch bei einem der absoluten Topfavoriten mit maximal hoher individueller Qualität. Die sieben Tore Unterschied waren des Guten zu viel. „Wenn es ein bisschen anders läuft, kann es auch kippen“, meinte Emsdettens Coach Sascha Bertow.

Von Alexander Hornauer

Emsdetten spielt unter Zweitligabedingungen in der Dritten Liga, in jeder Hinsicht. Es ist klar: im Münsterland soll es im ersten Anlauf wieder nach oben gehen. Hört man sich um, wird deutlich: es ist vermutlich mehr als nur ein Sollen. Die Erwartungshaltung ist immens, der Zuspruch auch, über 2000 Zuschauer kamen in die Ems-Halle. Für HCOB-Coach Volker Blumenschein war die Partie die Gelegenheit „zu sehen, wie groß die Differenz zwischen unserem Team und einer Mannschaft wie Emsdetten ist.“ Nach 60 Minuten anerkannte er, dass die Hausherren verdient gewonnen hatten, dass sie schlicht und ergreifend über mehr Qualität im Kader verfügen. Die erfreuliche Seite der Medaille: sein Team war zeitweise bei der Musik. Volker Blumenschein berichtete; „Meine Spieler sitzen enttäuscht in der Kabine, weil sie das Gefühl hatten, dass hier etwas drin war.“ Und das mache Mut. „Dann ist es am Ende auch egal, ob es drei oder sieben Tore Unterschied sind.“

In den Anfangsminuten machten die Hausherren mächtig Druck, legte eine 7:2-Führung aufs Spielfeld. In der Abwehr gelang es dem HCOB zu selten, den Spielfluss der Emsdettener zu unterbrechen. Mit einer breiten Spielanlage erarbeitete sich der Favorit gute Torgelegenheiten. Der HCOB kam nach einer Viertelstunde besser in die Partie. Die Gastmannschaft setzte zunehmend offensive Akzente. Es gelang, den zentralen Abwehrspieler Mateusz Piechowski gleich zweimal innerhalb weniger Minuten auf die Strafbank zu bringen. Das Überzahlspiel nutzte der HCOB, um ebenfalls über Außen zum Erfolg zu kommen. Durch Tore von Martin Schmiedt und des wiederum überragend spielenden Philipp Maurer kamen die Gäste auf 10:12 heran. „Bis dahin war alles in Ordnung“, befand Volker Blumenschein. „Wir haben es nur leider nicht geschafft, den unmittelbaren Anschluss herzustellen. Stattdessen haben wir in den letzten fünf Minuten vor der Pause einfache Tore kassiert, vor allem über die halblinke Seite.“ Dort wirbelten der niederländische Nationalspieler Robin Jansen und Außen Dirk Holzner. Die trafen zuverlässig. „Wir haben in der ersten Halbzeit sehr wenig Fehler gemacht“, freute sich TVE-Coach Sascha Bertow über einen reifen Auftritt seiner Mannschaft. Der HCOB kassierte die letzten drei Tore im ersten Abschnitt, lag zur Pause 14:21 hinten. Zu deutlich, und vor allem: wie schon Spiel eins gegen Hanau waren es einfach zu viele Gegentore.

Damit nicht genug der Parallelen. Denn wie in der Vorwoche galt aus Sicht von Coach Volker Blumenschein auch im Münsterland: „In der zweiten Halbzeit haben wir anständig verteidigt.“ Aus Sicht von Sascha Bertow kam hinzu: „In der zweiten Halbzeit hatte der HC Oppenweiler/Backnang dann eine gute Torwartleistung, und wir haben zu viele freie Würfe vergeben.“ Immer wieder war Endstation bei Jürgen Müller. Der HCOB kam von minus acht wieder auf vier Tore Rückstand heran und war – weil er minutenlang kein Gegentor kassierte – am Drücker. „Wir hatten genügend Chancen, auf drei oder auf zwei Tore zu verkürzen“, meinte Volker Blumenschein und dachte im Besonderen an die Phase zwischen der 45. und der 50. Minute, als der Spielstand bei 24:28 aus Gästesicht einfror. TVE-Coach Sascha Bertow lag nicht ganz daneben, als er die Theorie von der Möglichkeit des kippenden Spieles in den Raum stellte. Aber zur Wahrheit gehört auch: Der HCOB brachte in der Schlussphase zu wenig eigene Treffer zustande. Es war angesichts vieler Pfosten- und Lattentreffer Pech dabei. Emsdetten hingegen traf in den letzten 120 Sekunden noch dreimal, siegte mit 32:25. Das war des Guten ein bisschen zu viel, befand Volker Blumenschein: „Die Niederlage ist zu hoch ausgefallen.“ TVE-Trainer Sascha Bertow war hingegen wichtig: „Für uns ist jedes Spiel ein Endspiel, und wir sind gut reingekommen.“ Nun haben beide den gleichen nächsten Gegner: Emsdetten spielt am Mittwoch beim EHV Aue, der HCOB erwartet die Thüringer am 1. Mai in der Gemeindehalle.

 

Stimmen zum Spiel

HCOB-Trainer Volker Blumenschein: „In der ersten Halbzeit war bis zum 10:12 alles in Ordnung, wir haben es nur leider nicht geschafft, den unmittelbaren Anschluss herzustellen. Stattdessen haben wir in den letzten fünf Minuten vor der Pause einfache Tore kassiert, vor allem über die halblinke Seite. In der zweiten Halbzeit haben wir anständig verteidigt. Wir hatten genügend Chancen, auf drei oder auf zwei Tore zu verkürzen. Wenn man die freien Wurfchancen nicht reinmacht, wird es dann aber sehr schwer, zumal Emsdetten eine sehr hohe individuale Qualität hat. Die Niederlage ist zu hoch ausgefallen. Wir wollten sehen, wie groß die Differenz zwischen unserem Team und einer Mannschaft wie Emsdetten ist. Deshalb macht es uns Mut zu sehen, dass hier etwas drin war. Dann ist es am Ende auch egal, ob es drei oder sieben Tore Unterschied sind.“

TVE-Trainer Sascha Bertow: „Wir haben in der ersten Halbzeit sehr wenig Fehler gemacht. In der zweiten Halbzeit hatte der HC Oppenweiler/Backnang dann eine gute Torwartleistung, und wir haben zu viele freie Würfe vergeben. Für uns ist jedes Spiel ein Endspiel, und wir sind gut reingekommen. Der HC Oppenweiler/Backnang hat ein gutes Spiel gemacht, wenn es ein bisschen anders läuft, kann es auch kippen.“

 

Rund ums Spiel

2077 Zuschauer verfolgten die Begegnung in der Ems-Halle in Emsdetten – für den HCOB ist das ein neuer Rekord, vor so vielen Zuschauern hat die Mannschaft noch nie gespielt.

Im Bruderduell Schliedermann gegen Schliedermann hatte Emsdettens Marcel insofern die Nase vorn, weil er mit seinem Team siegte. HCOB-Handballer Daniel war dagegen nach Toren erfolgreicher, er traf dreimal und damit einmal mehr als sein sechs Jahre älterer Bruder.

Ein Lob verdiente sich das Schiedsrichterteam Sebastian Ebel (Celle) und Niklas Krähe (Hamburg), das eine geeignete Linie einschlug, sich daranhielt und nicht umfiel, als wutentbrennte Zuschauer sie durch Zurufe dazu aufforderten. Das Verhältnis der Zeitstrafen – sieben für Emsdetten, nur drei für den HCOB – war zwar unausgeglichen, aber passte zu dem, was sich auf dem Spielfeld tat.

Mit den Namen haben sie im Münsterland nicht so. Die Lokalzeitung verloste Karten für das Spiel gegen „Oppenheim“, der Ansager sprach – nicht nur einmal – von der „HSG“ statt vom „HCOB“. Man könnte es aus Sicht des HCOB als Ansporn verstehen, sich auch künftig in den bundesweiten Fokus des Handballsports zu rücken, damit das mit dem Namen auch fern der Heimat funktioniert.