Mit einem 13-Punkte-Defizit (75:88) gehen die MHP RIESEN Ludwigsburg ins Viertelfinal-Rückspiel gegen Dijon. Personell könnte die Lage vor dem wichtigsten Spiel im Saisonverlauf weitaus besser sein, gleichzeitig sind sich die Gelb-Schwarzen sicher, den im Burgund angehäuften Rückstand in eigener Halle und mit einer verbesserten Leistung am Mittwoch (12.03.; 19:30 Uhr) drehen zu können. Tickets für das Playoff-Duell gibt’s noch in allen Kategorien, Dyn überträgt ab 19:20 Uhr.

Der Palais des Sports Jean-Michel Geoffroy in Dijon war am vergangenen Mittwoch ein Schmelztiegel der Emotionen. Während JDA Bourgogne Dijon auf dem Parkett sein Können zelebrierte, was den französischen Fans sicht- und hörbar gefiel und in einem insgesamt ausgeglichenen Duell besser und in der Crunchtime deutlich überlegen war, erlebten die MHP RIESEN Ludwigsburg ihren frustrierendsten Abend im Saisonverlauf: Neben dem gar nicht einsatzfähigen Jarred Ogungbemi-Jackson zogen sich auch Hunter Maldonado und Yorman Polas Bartolo Verletzungen zu und gleich vier Akteure mussten nach dem Roadtrip in den vergangenen Tagen krankheitsbedingt das Bett hüten. Neben der sportlich herausfordernden Ausgangslage sind das keine guten Voraussetzungen für Mittwoch. Soweit zum Negativen.

Denn das Positive ist ebenfalls nicht verachtenswert: Die Krankheiten sind zumindest teilweise überstanden, einer der Verletzten möglicherweise einsatzfähig, die Ludwigsburger sehr heimstark (19 Spiele / 14 Siege) und die Lehren aus der Vorwoche offensichtlich: Im Viertelfinal-Hinspiel, das elf Führungswechsel mit sich brachte, waren zunächst Axel Julien (23 Punkte), dann Ilias Kamardine (14) und Gavin Ware (13) nicht für Ludwigsburg in den Griff zu bekommen, wodurch eine an sich ausgeglichene Partie deutlich kippte, nun aber alle relevanten Faktoren auch offensichtlich sind. Wären die letzten 14 Minuten (27. Spielminute: 53:51 nach Distanztreffer von Christian Sengfelder) in Dijon nicht gewesen, wäre die Ausgangslage deutlich anders – aber gehadert wird in Ludwigsburg deshalb nicht. Viel eher möchten die MHP RIESEN optimistisch zur Tat schreiten und ab dem Tip-Off überzeugen.

“Wir werden versuchen, einen Weg zu finden, um zu gewinnen, so wie wir es immer tun. Unsere Jungs werden zu jeder Zeit immer ihr Bestes geben und deshalb mag ich diese Gruppe von Spielern und Trainern“, sagt Headcoach John Patrick.

Personell bedeutet die aktuelle Lage, nach dem Abgang von Deane Williams, dass die Schwaben zusammenrücken werden, zusammenrücken müssen – was sich bereits mehrfach im Saisonverlauf kurzfristig als sehr positiv erwies. Die Doppellizenzler Julis Baumer (18 Einsätze), Dominykas Pleta (14), Lenny Anigbata (7) und Simon Feneberg (5) standen in dieser Spielzeit schon mehrfach in der easyCredit BBL und im FIBA Europe Cup für die Ludwigsburger auf dem Parkett, Ognjen Veljkovic ist ebenfalls seit nun zweieinhalb Wochen dauerhaft im RIESEN-Trainingsbetrieb und es ist durchaus möglich, dass der 20-jährige Serbe, der seit der U16 in Ludwigsburg ausgebildet wurde, sein RIESEN-Debüt feiern könnte.

Heimvorteil + Halbzeit-Party

In allerlei Hinsicht gilt: Ludwigsburg wird mit allen verfügbaren Kräften alles Menschenmögliche versuchen, um den Rückstand zu drehen. Einfach ist’s nicht, aber zu diesem Saison-Zeitpunkt wird es auch nicht mehr einfach.

Das gilt auch für Dijon, das zweifellos mit dem emotionalen Vorteil, nicht aber mit Rückenwind in die MHPArena kommt: Seit Donnerstag steht der mehrwöchige Ausfall von Kapitän und Topscorer David Holston fest, der mit einer Wadenverletzung nicht zur Verfügung steht. Ohne den 39-Jährigen gab’s gegen die MHP RIESEN zwar ein Erfolgserlebnis samt besagtem Axel-Julien-Feature, danach aber eine 67:93-Abreibung gegen Cholet – das als Tabellenzweiter in Frankreich und als FEC-Viertelfinalist eine zweifellos sehr gute Saison spielt, aber am Samstag für ähnlich lange Gesichter in Dijon wie die Franzosen am Mittwoch in Ludwigsburg sorgte. Das Team von Laurent Legname ist nun wieder Neunter (9 Siege / 12 Niederlagen), was eine weitere Parallelität zu den Gelb-Schwarzen darstellt. Die Ludwigsburger hatten am Wochenende frei und haben, im Gegensatz zur Konkurrenz, auch keine Nachholpartien mehr auf der Agenda; sind aber ebenfalls Neunter (11 / 10). Beide Mannschaften streben das nationale Viertelfinale an – zuvor aber das internationale Halbfinale.

Hierfür ist rund um die Gelb-Schwarzen ein gewisser positiver Groll zu spüren: Zwischen einer ‚Jetzt erst recht‘ und ‚Denen zeigen wir es‘-Stimmung ist alles vertreten. Diese Energie muss aufs Parkett, auf die Tribünen, auf alle Fans und alle Spieler übertragen werden, dann ist alles möglich.

Sportliche Höchstleistungen soll es in beiden Halbzeiten und auch in der Mitte geben: Der amtierende deutsche Meister im Ultimate Frisbee, der VfL Gemmrigheim, wird mit einer Show-Einlage sicherlich begeistern und (ebenfalls) Spitzensport aufs Parkett bringen.

Text: MHP RIESEN Ludwigsburg