Starke 35 Minuten genügen dem Aufsteiger nicht, um am Ende ein deklassierendes Ergebnis abzuwenden. Die SG BBM Bietigheim unterliegt den Füchsen Berlin am 8. Spieltag der Handball-Bundesliga mit 24:38 (15:16) Toren.

Die Jungs von Iker Romero wurden von den 2847 Handballfans in der EgeTrans Arena mit viel Applaus in die Halbzeitpause verabschiedet. Der Aufsteiger liegt nach 30 Minuten nur mit 15:16-Toren zurück, Alexander Pfeifer hatte Sekunden zuvor den Ball an Füchse-Keeper Dejan Milosavljev vorbei in die Maschen gesetzt. Von dem Sturm, der in Halbzeit 2 über die SG BBM hereinbrechen sollte, war da noch überhaupt nichts zu erahnen. So richtig laut geworden war es in der EgeTrans Arena auch schon nach 19 Minuten. Da hatte Jonathan Fischer den Ball zur 11:9-Führung des Aufsteigers versenkt. Der Kreisläufer trifft vor der Pause dreimal, vier Treffer steuert Julius Kühn aus der zweiten Reihe bei. Die SG BBM setzt ihre Nadelstiche.

„Wir sind mit der langsamen Bietigheimer Spielweise da noch nicht klargekommen. Die nötige Abwehr-Torhüter-Kooperation hat uns gefehlt“, sagt Füchse-Coach Jaron Siewert, „Mit unserer Effektivität im Angriff war ich trotz 16 Toren zur Halbzeit nicht zufrieden.“ Doch die Souveränität geht dem Vizemeister, der ohne den angeschlagenen Rückraum-Shooter Lasse Andersson nach Bietigheim gereist war, deshalb längst noch nicht abhanden. Nach der ersten Auszeit korrigieren die Füchse den Rückstand schnell, führen innerhalb von vier Minuten im Stil eines Top-Teams wieder mit 11:13 Toren. Nicht zu stoppen schon in Halbzeit 1: Mathias Gidsel, Welthandballer 2023, steuert sechs Füchse-Tore bei. Bis zu seiner Auswechslung in der Schlussphase sollten es deren 12 werden und am Ende durfte sein Trainer feststellen: „Mathias Gidsel hat das Spiel dominiert.“

Aber eine Überlegenheit der Füchse war auch nach dem Kabinengang zunächst nicht herauszulesen. Juan de la Peña egalisiert für die SG BBM zum 19:19. Was dann folgt, kann nur mit einem Blackout der Heimmannschaft beschrieben werden. Bietigheim ist völlig von der Rolle, die Füchse legen innerhalb von 13 Minuten einen 2:13-Lauf hin. Für Bietigheim kommt es bis zum 21:32 ganz dicke. Die Geschichte der zweiten Halbzeit ist für Jaron Siewert „schnell erzählt“: „Wir haben zehn Torhüterparaden in der 2. Halbzeit, agieren vorne viel zielstrebiger und gehen ins Tempospiel, wie wir uns das vorgenommen hatten.“ Dass das Spiel so schnell kippt, macht Siewert an einigen Schlüsselmomenten fest. „Eines kommt zum anderen, Bietigheim macht Fehler, die wir gnadenlos bestrafen. Nach der ersten Halbzeit noch mit 14 Toren zu gewinnen, nötigt mir schon Respekt für meine Mannschaft ab“.

Über die sehenswerte Leistung seines Teams im ersten Spielabschnitt wollte Iker Romero nach dem Schlusspfiff gar nicht erst reden. „Ein Spiel dauert 60 Minuten, in der zweiten Halbzeit war keine Einstellung mehr da“, attestierte der Bietigheimer Cheftrainer. „Das war eine richtige Katastrophe, dann ist letztendlich egal, wie die 1. Halbzeit gelaufen ist.“ Technische Fehler, Ballverluste, kein Zugriff mehr in der Defensive, eine Wurfquote, die in den Keller geht – Milosavljev pariert in dieser Phase unter anderem auch zwei Strafwürfe – für Iker Romero alles ein Ausdruck, dass sein Team keine Einstellung mehr zum Spiel gefunden
hat.

Für den Spanier bleibt nur wenig Zeit, seine Jungs wieder in die richtige Spur zu bringen. Die SG BBM spielt bereits am Donnerstag beim Tabellennachbar HSG Wetzlar.

Bericht: Bernhard Gaus