Wieder war Aufsteiger SG BBM Bietigheim am 11. Spieltag ganz nah dran an den Punkten. Erst in den Schlusssekunden sicherte sich der SC DHfK Leipzig mit einem 28:29(17:14)-Erfolg in der EgeTrans Arena seine ersten Auswärtspunkte der Saison, während die Schwaben weiter auf ihren ersten Heimerfolg warten müssen.
Nur fünf Tage nach dem 28:28 gegen den Tabellenzweiten Hannover-Burgdorf können die Jungs von Iker Romero erneut eine Topleistung abrufen, gehen aber ganz am Ende leer aus. Leipzig dreht in den letzten 20 Minuten einen 22:17-Rückstand, den entscheidenden Treffer setzt kaltschnäuzig unter Zeitdruck Nationalspieler Franz Semper. „Wenn du Freiwurf und nur noch zwei Pässe hast, dann gehört Glück dazu, aber Franz kann so ein Tor machen“, kommentiert SC-Coach Rúnar Sigtryggsson die entscheidende Szene.
Besonders die Schlussphase müssen die Jungs um Kapitän Paco Barthe unter dem Kapitel „Lehrgeld bezahlt“ einordnen. Während Semper zum 28:29 trifft, kann sich Bietigheim in den verbleibenden 60 Sekunden nicht mehr in eine aussichtsreiche Wurfposition bringen. Der Schlusspfiff zieht den Stecker in der EgeTrans Arena, in der es von der einen zur anderen Sekunde mucksmäuschenstill wird. 2376 Zuschauer brauchen einen Moment, um die zurückliegenden 60 Minuten zu verarbeiten.
Die SG BBM hatte sich nach einem schnellen 1:4-Rückstand prima ins Spiel gekämpft. Leipzig traf im ersten Abschnitt häufig über seine gefürchtete zweite Welle. Immer wieder netzt Leipzigs bester Werfer Viggo Kristjánsson ein. Doch auch Iker Romero hatte sich etwas ausgedacht, seine Jungs bringen im Positionsangriff Leipzig mit überraschenden Laufwegen unter Druck, halten beim munteren Torewerfen im ersten Abschnitt dagegen. Fünf Minuten vor dem Pausenpfiff bringt Fynn Nicolaus die SG BBM zum 14:13 erstmals in Führung, Jonathan Fischer trifft zum 17:14-Halbzeitstand, bereits das fünfte Tor des Bietigheimer Kreisläufers. Und die Qualität im Bietigheimer Spiel bleibt hoch. Der eingewechselte Fredrik Genz kann zwei Siebenmeter gegen Kristjánsson abwehren. Im Nachwurf triff Leipzigs Top-Torjäger beim zweiten Versuch zwar, doch Bietigheim nimmt aus dieser Phase eine 22:17-Führung mit.
Dass die Liga keinen Konzentrationsabfall erlaubt, muss der Aufsteiger in den verbleibenden 20 Minuten schmerzhaft erfahren. Leipzig nutzt drei, vier Bietigheimer Ballverluste eiskalt, gleicht innerhalb von acht Minuten zum 24:24 aus und geht mit 25:27 in Führung. Die Einwechslung von Kristian Sæverås für den keinesfalls enttäuschen Ex-Bietigheimer Domenico Ebner im Tor hat für einen zusätzlichen Impuls gesorgt. Doch vor allem ist es Bietigheims Angriffsspiel, dem der Mut abhandengekommen ist. Die SG BBM kämpft, schafft zweimal noch den Ausgleich. Moritz Strosack trifft zum 27:27 und Fynn Nicolaus macht das 28:28. Doch während Leipzigs Semper kaltschnäuzig den Siegtreffer markiert, fehlt dem letzten Bietigheimer Angriffsversuch neben der Durchsetzungskraft vielleicht auch gerade dieses Attribut.
Bericht: Bernhard Gaus