Im Januar hatte Helen Briem die Portuguese International Ladies Amateur Championship gewonnen. Wenige Monate später hat es bei ihrem erst dritten Turnier auf der Ladies European Tour fast für den ersten Sieg im Kreise der Profis gereicht.
Nach dem mit Platz elf schon sehr überzeugenden Auftritt beim Amundi German Masters in Berlin durfte sich die Spielerin aus dem Bundesliga-Kader des Stuttgarter GC Solitude über eine Einladung zum LET-Turnier in Schweden freuen. Die Dormy Open Helsingborg wurde im Allerum GC nur wenige Kilometer von der Ostseeküste entfernt ausgetragen.
Helen Briem war nach Runden mit 72 und 69 Schlägen ganz souverän im Cut und legte am Finaltag dann so richtig los. Die 18-Jährige feuerte nicht weniger als neun Birdies ab und musste nur ein Bogey notieren. Auf den letzten vier Bahnen schaffte Briem sogar, vier Birdies in Serie zu spielen. Damit lag die Spielerin des Junior Team Germany nach dieser fabelhaften Runde mit 64 Schlägen einige Zeit allein in Führung, bis Perrine Delacour auf dem 18. Grün mit einem Birdie doch noch gleichziehen konnte. Die Französin galt in ihrer Jugend als eines der größten Talente schlechthin und spielt seit ihrem Wechsel ins Profilager 2013 vor allem auf der LPGA-Tour in den USA.
Im Stechen rutschte Helen Briem der Drive etwas ins Rough rechts neben dem Fairway, während die routinierte Französin ganz sicher auf der Bahn lag und sich damit den entscheidenden Vorteil verschaffte, um letztlich ihren ersten Sieg auf der LET feiern zu dürfen. Der zweite Platz nach Stechen ist für Helen Briem ein mehr als richtungsweisender Erfolg, auch wenn sie nach den Statuten der Tour als „Non-Member“ nur dann sofort die volle Spielberechtigung bekommt, wenn sie einen Sieg eingefahren hätte. Daher plant die Stuttgarterin auch, in den nächsten Wochen verstärkt auf der LET Access Series zu spielen, um den Weg auf die LET zu gehen.
Helen Briem analysierte ihr objektiv gesehen fabelhaftes Ergebnis schon kurz nach dem Stechen wieder gewohnt sachlich. Diese Fähigkeit, genau zu reflektieren, was auf dem Platz passiert, ist eine der Stärken, die dieses Ausnahmetalent neben ihrem spektakulären Spiel auszeichnet: „Die ersten beiden Tage waren okay, aber mehr auch nicht. Der Platz war eigentlich recht einfach, zu spielen. Die 64 ist keine große Überraschung, weil sich dort viele Chancen bieten, vor allem an den Par 4. Die Par 5 sind dagegen etwas schwerer, so dass ich dort meine Stärke eher weniger ausspielen konnte. Heute waren meine Wedges sehr gut. Ich lag meist sehr nah an der Fahne und habe auch einige Putts gelocht, wobei da noch viele sehr gute Chancen liegengeblieben sind. Das Stechen war leider etwas unglücklich. Es war mein erster Drive, der nicht gut war – und dann ist es halt im Stechen sehr schnell vorbei. Aber trotzdem bin ich sehr glücklich über das Ergebnis, zumal die letzten Wochen doch auch wegen des Abiturs sehr intensiv waren. Dass ich mit zwei nicht besonders guten Runden trotzdem immer noch in der Lage bin, um den Sieg mitzuspielen, zeigt mir, dass ich auf dem richtigen Weg bin.“
Bundestrainer Stephan Morales zeigte sich nach diesem mehr als beeindruckenden Auftritt seiner Spielerin wenig überrascht: „Das war eine richtig starke Leistung von Helen Briem! Dass sie gut ist, ist ja kein Geheimnis. Dass sie aber jetzt schon in einem solch starken Feld so mitspielen kann und ein solches Finish schafft, ist wirklich außergewöhnlich gut. Schade, dass es nicht sogar der Sieg war, sonst hätte sie sofort die volle Tourkarte für die LET in der Tasche gehabt. Dieser Sommer ist für Helen anstrengend. Neben dem Abitur noch auf diesem Niveau Golf zu spielen, ist ein Fingerzeig, zu was Helen in der Lage ist. Ich wünsche mir, dass ihre Formkurve weiter so nach oben zeigt.“
Text: Stuttgarter Golf-Club Solitude e.V.