Die HB Ludwigsburg hat mit einem 40:26 (17:15)-Auswärtssieg bei FRISCH AUF Göppingen am Mittwochabend die Play-Off-Viertelfinal-Serie um die Deutsche Meisterschaft mit 2:0 für sich entschieden und damit das Halbfinale erreicht. Hier kommt es jetzt zum Aufeinandertreffen mit dem Thüringer HC. Gleichzeitig müssen die Barockstädterinnen eine Hiobsbotschaft hinnehmen – Faluvégi erleidet schwere Knieverletzung im Abschlusstraining und fällt für längere Zeit aus.

Vier Tage nach dem Viertelfinal-Aus in der EHF Champions League hat die HB Ludwigsburg das Viertelfinale in den Play-Offs um die Deutsche Meisterschaft erfolgreich abgeschlossen. In Spiel zwei bekam die HBL, wie schon im Heimspiel, auch auswärts von FRISCH AUF Göppingen im ersten Durchgang ordentlich die Stirn geboten. Nach dem Seitenwechsel legten die Barockstädterinnen merklich zu und sicherten sich mit einem souveränen 40:26-Sieg das Halbfinal-Ticket. Aus einer geschlossenen Mannschaftsleistung – alle Feldspielerinnen trugen sich in die Torschützinnenliste ein – ragten Guro Nestaker, Anne With und Jenny Behrend mit jeweils sechs Treffern als beste Werferinnen des Spiels heraus.

Vor 2.494 Zuschauern in der lautstarken Göppinger EWS-Arena brachte Jenny Behrend die HBL nach 90 Sekunden mit 1:0 in Führung. Ausgehend von einer Zwei-Minuten-Zeitstrafe gegen Lea Neubrander und dem daraus resultierenden ersten Ludwigsburger Überzahlspiel zogen die Gäste nach Toren von Behrend und Sofia Hvenfelt mit dem 4:2 erstmals mit zwei Toren davon. In der Folge hielt der Titelverteidiger konstant diesen Vorsprung, auch wenn den Göppingerinnen immer wieder der Anschlusstreffer gelang. Jenny Behrend, die aufgrund der schweren Knieverletzung (Kreuzband- und Meniskusriss) von Dorottya Faluvégi auf Rechtsaußen viel Verantwortung übernehmen musste, erzielte alle ihre sechs Buden innerhalb der ersten zwölf Minuten und zeichnete sich damit für sechs der ersten neun Ludwigsburger Treffer verantwortlich – auch für das 9:6 zur ersten Drei-Tore-Führung der HBL (13. Minute). Doch unter anderem über zwei Siebenmeter-Tore kämpfte sich FAG wieder heran, kam nach 15 Minuten zum 9:9-Ausgleich und ging 120 Sekunden später mit dem 11:10 sogar erstmals in Führung. Auf Ludwigsburger Seite unterliefen in dieser Phase zu viele Fehlwürfe und es wurde bereits begonnen zu wechseln. Nach Treffern von Antje Döll und Kaba Gassama lag die HBL nach 19 Minuten mit 12:11 wieder vorne. Auch weil die Gastgeberinnen im Angriff häufig im Sieben-gegen-Sechs agierte, blieb es bis zur Halbzeit ein enges und ausgeglichenes Spiel. In der ersten HBL-Unterzahl, nach einer Zeitstrafe gegen Anne With, geriet Ludwigsburg beim 13:14 nochmal in Rückstand, zog anschließend mit einem 3:0-Lauf innerhalb von zwei Minuten zum Zwischensprint an und sorgte beim 16:14 wieder für einen Zwei-Tore-Vorsprung des DHB-Pokalsiegers. Dieser hielt bis zum Ende der ersten 30 Minuten und die HBL ging mit einer 17:15-Führung in die Kabine.

Nach der Pause übernahm Johanna Bundsen für Nicole Roth im HBL-Tor und ließ in den ersten neun Minuten nach Wiederbeginn nur einen Gegentreffer zu. Mit einem 5:1-Lauf setzten sich die Barockstädterinnen über 20:15 ab und führten nach 38 Minuten mit 22:16. Vor allem Guro Nestaker drehte in dieser Phase auf und zündete einige Fackeln aus dem Rückraum. Sofia Hvenfelt und Mareike Thomaier bauten den Ludwigsburger Vorsprung weiter und bis Mitte der zweiten Hälfte erstmals auf acht Tore aus – 26:18 nach 44 Minuten. Die HBL stand defensiv richtig stabil und kam auch offensiv immer mehr ins Rollen – egal ob über Kreisanspiele auf Hvenfelt, Tempogegenstöße über Veronika Malá oder mit Treffern aus dem Rückraum, etwa von Anne With. So führten die Gäste nach einem 6:0-Lauf beim 29:18 sogar mit elf Treffern (48.). Ein kurzes Göppinger Zwischenhoch zum 23:31 aus Sicht der Gastgeberinnen stoppte HBL-Cheftrainer Jakob Vestergaard neun Minuten vor dem Ende mit einer Auszeit. Anschließend zog sein Team wieder an. Der Aufsteiger fand kaum noch Lösungen gegen das massive HBL-Bollwerk und auch Bundsen war regelmäßig zur Stelle. Nach einem 7:1-Lauf lag Ludwigsburg vier Minuten vor Schluss beim Stand von 38:24 mit 14 Toren vorne. Bei diesem Abstand blieb es und eine Sekunde vor der Schlusssirene sorgte Anne With mit dem 40. Ludwigsburger Treffer für den 40:26-Endstand.

Damit entscheidet die HB Ludwigsburg die Viertelfinal-Serie mit 2:0 für sich und zieht souverän ins Halbfinale ein. HBL-Cheftrainer Jakob Vestergaard war dementsprechend zufrieden: „In der ersten Hälfte mussten wir uns etwas reinarbeiten. Aber in der zweiten Hälfte haben wir überragend gut gespielt und waren richtig stark in der Abwehr. Ich bin sehr zufrieden, dass wir im Halbfinale stehen. Das war unser erstes Ziel, jetzt soll es da gerne weitergehen.“

Tore: Bundsen (8 Paraden), Roth (4 Paraden) – Nestaker 6, With 6, Behrend 6, Gassama 3, Hvenfelt 3, Carlson 3/2, Malá 3, Döll 3, Kudlacz-Gloc 2, Leuchter 2, Thomaier 2, Smits 1.

In der Halbfinal-Serie geht es für die HBL jetzt gegen den Thüringer HC, der sich im Viertelfinale mit zwei knappen Siegen gegen die HSG Bensheim/Auerbach durchgesetzt hat. Das erste Halbfinale steht am Samstag, 10. Mai in der Ludwigsburger MHP-Arena an. Anwurf ist um 19 Uhr. Tickets sind spätestens ab dem kommenden Freitag an allen bekannten Vorverkaufsstellen und im Online-Ticketshop erhältlich.

Schwere Knieverletzung bei Dorottya Faluvégi

Dorottya Faluvégi hat sich im Training das vordere Kreuzband und den Meniskus gerissen. Die ungarische Rechtsaußen-Spielerin wird dadurch monatelang ausfallen.

Mittenhinein in die entscheidende Saisonphase im Kampf um die Deutsche Meisterschaft erreicht die HB Ludwigsburg die Nachricht eines bitteren verletzungsbedingten Ausfalls. Dorottya Faluvégi hat sich in der Trainingseinheit am Dienstag einen Riss des vorderen Kreuzbandes und des Meniskus zugezogen. Das ergab die MRT-Untersuchung durch HBL-Mannschaftsarzt Dr. Frieder Mauch in Stuttgart am Dienstagnachmittag. Faluvégi wird damit mindestens ein halbes Jahr ausfallen. „Diese Nachricht ist für uns als Verein und für Csibi im Speziellen richtig bitter. Wir werden sie bestmöglich auf dem Weg zurück unterstützen, damit Csibi uns hoffentlich im Laufe der kommenden Saison wieder zur Verfügung steht“, sagt HBL-Sportdirektor Gerit Winnen.

Faluvégi war im Sommer 2023 von Györi Audi ETO KC nach Bietigheim gekommen und verließ damit erstmals ihre ungarische Heimat. Im Schwabenland entwickelte sich die gebürtige Budapesterin schnell zu einer festen Größe im Team und gewann hier bisher einmal die Deutsche Meisterschaft, zweimal den Supercup sowie zuletzt den DHB-Pokal. Mit guten Leistungen, unter anderem auf dem Weg bis ins Champions League-Finale der Vorsaison, spielte sich die 27-Jährige wieder in den Fokus der ungarischen Nationalmannschaft, mit der sie sich Ende 2024 EM-Bronze sicherte.

Die schwere Verletzung von Faluvégi kann durchaus als Folge des unnötig vollgepackten Terminkalenders im Frauenhandball angesehen werden. Allein für die HBL stand Faluvégi in dieser Saison in 46 Pflichtspielen in vier Wettbewerben auf der Platte. Dazu kommen die Nationalmannschaftslehrgänge und Länderspiel-Einsätze. Als einziges Team mussten die Ludwigsburgerinnen sowohl drei Tage vor als auch vier Tage nach dem Champions League-Viertelfinale ihr Play-Off-Viertelfinale um die Deutsche Meisterschaft bestreiten. Am Ende der Saison werden wohl über 50 Pflichtspiele im Terminkalender der HBL gestanden haben. „In anderen Ländern, wie Ungarn oder Frankreich, in denen der Frauenhandball ein höheres Ansehen genießt, wird von Liga- und Verbandsseite deutlich mehr Rücksicht auf die Belange der nationalen Topteams genommen“, sagt Winnen.

Dorottya Faluvégi, die in der Barockstadt noch einen Vertrag bis 2026 hat, wird zeitnah operiert und anschließend von der HB Ludwigsburg bei sämtlichen Rehamaßnahmen begleitet und unterstützt.

Text: HB Ludwigsburg