Wichtiger Sieg für den HC Oppenweiler/Backnang: Der Spitzenreiter der Dritten Liga setzte sich gegen den EHV Aue in einem packenden Schlagerspiel mit 30:28 durch. Der Zweitliga-Absteiger war der erwartet starke Gegner und kam nach einem Sechs-Tore-Rückstand nochmals zum Ausgleich. Ab der 40. Minute zogen die Murrtaler vor 1.050 Zuschauern in der stimmungsvollen MURRTAL-ARENA entscheidend davon.
Von Alexander Hornauer
Der HCOB hat einen seiner Verfolger durch den elften Heimsieg weiter distanziert und einen großen Schritt in Richtung Aufstiegsrunde gemacht. Die Hoffnungen des Rivalen aus dem Erzgebirge, mit einem starken Saisonendspurt ebenfalls in diese Serie einziehen zu können, bekamen einen Dämpfer.
Einig waren sich die Beteiligten, dass die Begegnung in der MURRTAL-ARENA auf einem hohen Niveau stattfand. „Das war, wie schon im Hinspiel, ein Spitzenspiel“, sagte HCOB-Coach Stephan Just. Auch Gästecoach Rüdiger Bones, seit November für die sportlichen Belange beim Traditionsverein aus dem Erzgebirge zuständig, war trotz der Niederlage nicht vollkommen unzufrieden: „Meine Mannschaft hat sich sehr gut verkauft.“ Er ärgerte sich in diesem Moment eher über den einen oder anderen Punktverlust in der Vergangenheit, denn „hätten wir öfter so gut gespielt, wären wir weiter vorne dabei.“
Dominiert wurde die Begegnung von den Abwehrreihen beider Mannschaften. Dabei gelang es dem HC Oppenweiler/Backnang, den wurfgewaltigen tschechischen Ex-Nationalspieler Dieudonné Mubenzem aus dem Spiel zu nehmen. Im Hinspiel hatte der Linkshänder den EHV bis zu einer Verletzung in einer frühen Phase der Partie mit sechs Toren fast im Alleingang in Führung geworfen. In der MURRTAL-ARENA scheiterte er mit seinen Würfen mehrfach am Block der HCOB-Abwehr und blieb ohne Torerfolg.
Da sich die Verteidiger jedoch nicht einseitig auf einen Spieler fokussierten und Torwart Janis Boieck einige gute Wurfgelegenheiten zunichtemachte, zogen die Hausherren nach und nach davon. Sie hatten Vorteile im Tempospiel und kamen zu Toren über die erste und die zweite Welle. Fünf Minuten vor der Pause sorgte Kreisläufer Markus Dangers für die 14:8-Führung. Allerdings ließen die Gastgeber in den Minuten danach einige Chancen liegen.
Das rächte sich. Angetrieben vom neunfachen Torschützen Paul Bones meldete sich Aue zurück und kam bis zur Pause auf 11:14 heran. HCOB-Coach Stephan Just war nicht begeistert: „Wir sind mit zwei oder drei Toren zu wenig Vorsprung in die Halbzeitpause gegangen.“
Auch nach dem Seitenwechsel fand sein Team nicht sofort zurück in die Spur. Im Angriff taten sich die Murrtaler schwer und schlossen einige Male überhastet ab. Der EHV rückte heran. Der 2,09 Meter große Lukas Simenas sorgte in der 41. Minute für den Ausgleich (17:17). Die HCOB-Handballer nahmen daraufhin eine Auszeit. Neujustieren war angesagt. Und das gelang.
Der HCOB fand zurück in die Erfolgsspur. Rechtsaußen Nils Eilers, über das ganze Spiel hinweg mit einer ganz starken Vorstellung, holte die Führung zurück. Timm Buck legte mit Entschlossenheit nach, dann sorgte Rechtsaußen Axel Goller fürs 20:17. Das war die richtige Antwort auf die brenzlige Situation. Auch in der Abwehr legten die Murrtaler eine Schippe drauf. Aue kam nur noch zu wenigen Torgelegenheiten und verlor Bälle durch technische Fehler oder Stürmerfouls. Für Gästecoach Rüdiger Bones war es die entscheidende Phase: „Nach dem 17:17 hatten wir einen 1:6-Lauf, da haben wir es nicht gebacken bekommen.“
Aue gab nicht auf und setzte seinen treffsicheren Rechtsaußen Sergi Ala Sanchez gut in Szene, blieb lange in Schlagdistanz. Andererseits verstand es der HCOB, seinen Vorsprung nun in Richtung Spielende zu stabilisieren. Als Rückraumspieler Niklas Diebel mit einem Doppelschlag zum 27:21 dafür sorgte, dass der Sechs-Tore-Vorsprung wieder hergestellt war, war die Begegnung sechs Minuten vor dem Ende so gut wie entschieden.
Aue betrieb in den Schlusssekunden Ergebniskosmetik und kam auf 28:30 heran. Das ließ die Partie knapper erscheinen, als sie ab der 45. Minute war, war aber nur eine Randnotiz. Am Ende zählte, dass die HCOB-Handballer einen der vor der Runde am heißesten gehandelten Mitfavoriten für Platz eins in der Südstaffel zum zweiten Mal besiegt haben – und mit nun 38:2 Punkten weiterhin zielstrebig auf Kurs in Richtung Aufstiegsrunde sind.“
Stimmen zum Spiel
HCOB-Trainer Stephan Just: „Das war, wie schon im Hinspiel, ein Spitzenspiel. Beide Abwehrreihen waren sehr gut. Wir sind mit zwei oder drei Toren zu wenig Vorsprung in die Halbzeitpause gegangen und haben uns danach gegen die 5:1-Abwehr zunächst schwergetan. Nach und nach haben wir dann aber auch wieder gute Lösungen gefunden und so haben wir uns verdient durchgesetzt.“
EHV-Trainer Rüdiger Bones: „Der HC Oppenweiler/Backnang war in den richtigen Momenten cleverer. Meine Mannschaft hat sich aber sehr gut verkauft. Hätten wir öfter so gut gespielt, wären wir weiter vorne dabei. Es war ein intensives und temporeiches Spiel. Nach dem 17:17 hatten wir einen 1:6-Lauf, da haben wir es nicht gebacken bekommen. Uns haben die Tore von Halbrechts und vom Kreis gefehlt.“
Rund ums Spiel
Die Stimmung in der MURRTAL-ARENA war beflügelnd, der Lärmpegel durchgehend hoch – und auch die Gäste aus Aue mussten sich über mangelnde Rückendeckung nicht beklagen. Der Club hatte einige Schlachtenbummler dabei. Einige waren aus dem Erzgebirge angereist, andere sind längst im Großraum Stuttgart heimisch, den Sportteams aus ihrer Heimat aber weiterhin verbunden und deshalb oft vor Ort, wenn die Handballer des EHV oder die Fußballer des FC Erzgebirge Aue in den Sportstätten der Region antreten.
Für die HCOB-Handballer war die Partie gegen Aue das einzige Heimspiel im Februar. Ehe es am 8. März gegen den HC Erlangen II wieder zu einer Begegnung in der MURRTAL-ARENA kommt, stehen zwei Auswärtsspiele an. Zunächst geht es am kommenden Samstag zum SV 04 Plauen-Oberliga, der nach dem Sieg in Pfullingen neue Hoffnung im Abstiegskampf schöpft. Am Donnerstag, dem 27. Februar, geht es dann nach Würzburg. Das Duell des HCOB mit den Wölfen ist – das ist jetzt schon sicher – das maximal mögliche Spitzenspiel: Erster gegen Zweiter.