Der HC Oppenweiler/Backnang hat im Rennen um die Qualifikation für die Aufstiegsrunde zur zweiten Liga eine große Chance ausgelassen. Bei Verfolger SG Leutershausen unterlag die Mannschaft von Trainer Daniel Brack mit 27:31, dabei hatten sie fast durchgängig geführt. In den Schlussminuten entglitt der Sieg, der HCOB machte keine Tore mehr. Die Niederlage lässt die Spitzengruppe der Dritten Liga eng zusammenrücken.
Von Alexander Hornauer
An der Tabellenspitze richtet sich der Blick vor allem auf die Minuspunkte. Mit einem Erfolg hätte sich der HCOB um vier Zähler von Leutershausen absetzen können, eine verlockende Perspektive. Weil der erhoffte Auswärtssieg nicht gelang, stehen beide Teams nun bei acht Miesen, alles ist offen. Wer Spannung mag, findet das super. Aus HCOB-Sicht hätte man die Variante mit weniger Spannung besser gefunden, daraus wurde nichts. Tabellenführer HSG Konstanz (7) liegt nun auch nach Minuspunkten vorne, die SG Pforzheim/Eutingen (9) nur minimal zurück.
Dass der HCOB die Punkte nicht aus Nordbaden entführte, war – um es auf den Punkt zu bringen – gewaltig ärgerlich. Fast die gesamte Spielzeit über führten die die HCOB-Handballer in der Heinrich-Beck-Halle, von der 3. bis zur 56. Minute. In der ersten Halbzeit waren die Gäste deutlich überlegen. Mit einer aufmerksamen Abwehrarbeit zwangen sie die Heimmannschaft zu Fehlwürfen und zu Fehlabgaben. SGL-Coach Thorsten Schmid musste eingestehen: „Wir wollten geduldig spielen und gute Abschlüsse herausholen. Das ist uns in der ersten Halbzeit nicht gelungen.“ Mit starkem Umschaltspielt kam der HC Oppenweiler/Backnang zu Gegenstoßtreffern. Vor allem Elias Newel und Martin Schmiedt hatten oft wieder freie Bahn, das 7:4 nach 13 Minuten war ein Ausrufezeichen. Im Positionsangriff sorgte Niklas Diebel mit Würfen aus der zweiten Reihe regelmäßig für Tore. Er war am Ende mit acht Treffern der erfolgreichste Werfer der Murrtaler. Drei Minuten vor der Pause lagen die Gäste nach einem Kontertor von Lukas Rauh mit sechs Toren vorn, beim Seitenwechsel mit 17:12. Bis dahin war es eine starke Vorstellung der Mannschaft von Trainer Daniel Brack.
Nach dem Seitenwechsel kam Leutershausen besser in die Partie. Der HCOB trug dazu mit vergebenen Torgelegenheiten bei. Auch die SGL erzielte nun Tore durch Gegenstöße. Der HCOB hingegen ging nach Ballgewinnen nicht mehr so entschlossen nach vorne, da hätten die Gäste – im Nachhinein betrachtet – vermutlich ein etwas höheres Risiko gehen sollen und auch mal mutige Pässe spielen können. Denn so mussten sie oft in den Positionsangriff. Und in diesem lief in der zweiten Halbzeit nicht viel zusammen. Mal fehlten die zündenden Ideen, dann scheiterten die Gäste mit ihren Würfen an SGL-Torwart Alexander Hübe. Trainer Daniel Brack kritisierte hinterher: „Wir haben nicht mehr umgesetzt, was wir uns vorgenommen haben. So ist es im Angriff dann von Minute zu Minute schwieriger geworden, Tore zu erzielen.“ Das führte dazu, dass Leutershausen herankam. Nach 50 Minuten hatte der Traditionsverein von der Bergstraße den Gleichstand erreicht, 24:24.
Aber noch verteidigten die Gäste ihre Führung. Niklas Diebel setzte sich zweimal entscheidend durch, traf sehenswert über den Blick zum 27:26. Dann lief alles gegen die Gäste. Als beide Mannschaften mit einem Mann weniger agieren mussten, griff der HCOB mit Sechs gegen Fünf an, leistete sich einen Ballverlust und fing sich einen Gegentreffer von der Mittellinie. Die Chance auf eine Zwei-Tore-Führung war vertan. Im nächsten Angriff scheiterte HCOB-Kreisläufer Alexander Schmid an Leutershausens Keeper Alexander Hübe. Im Gegenzug rannte Leutershausen Kevin Bitz HCOB-Verteidiger Lukas Rauh über den Haufen. Die Schiedsrichter pfiffen kein Stürmerfoul, sprachen sogar dem Angreifer einen Freiwurf zu, als dieser Sekundenbruchteile später den Ball verlor. Da hätten sie besser zweimal nicht gepfiffen und der HCOB wäre in Ballbesitz gekommen. Stattdessen nutzt Bitz das Geschenk und sorgte persönlich für die erste Führung der Heimmannschaft nach langer Zeit.
Der HCOB fand im Angriff nun keine Lösungen mehr. Daniel Schliedermann und Martin Schmiedt scheiterte an Torwart Alexander Hübe. Alexander Schmid warf, wenn auch stark bedrängt, am Tor vorbei, bekam aber keinen Siebenmeter. Auf der Gegenseite machte Linkshänder Yessine Meddeb mit dem 29:27 eineinhalb Minuten vor dem Ende fast schon den Deckel drauf. Der HC Oppenweiler/Backnang versuchte es noch mit einer Manndeckung, die aber keine Ballgewinnen brachte, sondern weitere Gegentore. Am Ende stand nach sieben Spielen ohne Niederlage eine Pleite zu Buche, die angesichts des Spielverlaufes gewaltig wurmte. Das Rennen um die beiden Startplätze in der Aufstiegsrunde wird damit noch spannender, als es ohnehin schon war.