Hendrik Jebens – Doppelspezialist auf dem Weg nach oben

2019 startete ein bis dato unbekanntes Doppel in der Tenniswelt durch. Kevin Krawietz und Andreas Mies hießen die beiden „No-Names“, die nach ihrem Sieg beim Heilbronner NECKARCUP erst die French Open gewannen, dann für Deutschland im Davis Cup starteten und bald schon auf Rang sieben und acht der Doppel-Weltrangliste standen. Wieso erzählen wir dies hier?

Nun, im Juni 2023 gewannen zwei weitere „No-Names“ das Heilbronner Challenger-Turnier. Hendrik Jebens und Constantin Frantzen eilen seither von Sieg zu Sieg. Sie gewannen vier weitere Challenger und standen im November zum ersten Mal im Finale eines ATP-Turniers. Im Januar 2024 soll es für die beiden, die mittlerweile in den Top 70 der Welt angekommen sind, zu den Australian Open gehen. Parallelen zum Doppel Krawietz-Mies? Absolut. Wir haben uns mit dem Stuttgarter Hendrik Jebens (28) getroffen und über den „Lauf“ gesprochen, den er und sein aus Augsburg stammender Doppelpartner Constantin Frantzen 2023 hatten.

Autor:Lara Auchter

13. Dezember 2023
Hendrik, ihr wart im Jahr 2023 sehr erfolgreich auf der Challenger Tour unterwegs und seid beim ATP-Turnier in Metz Anfang November direkt ins Finale gestürmt. Wie fasst du deine vergangene Saison zusammen?

Hendrik Jebens: Wir waren eigentlich das erfolgreichste Team auf der Challenger Tour und haben dort die meisten Turniere gewonnen. Belohnt haben wir uns mit dem tollen Final-Run beim ATP-250 Turnier in Metz. Wir haben uns als Team weiterentwickelt und sind über die Saison immer besser geworden, was sich auch positiv auf unsere Weltranglistenposition ausgewirkt hat. Das wollen wir natürlich beibehalten und nächste Saison daran anknüpfen, besonders auf der großen Tour und auch bei Grand Slams.

 

Seid ihr dann Anfang 2024 bei den Turnieren in Australien dabei?

Hendrik Jebens: Ja, wir sind im Januar in Australien, spielen dort die Turniere und sind auch bei den Australian Open am Start, da wir in der Rangliste kombiniert besser als Platz 130 sind. Das wird auch für uns eine neue Erfahrung und wir freuen uns riesig darauf.

Hendrik Jebens durfte beim Heilbronner NECKARCUP öfter jubeln.   

Fotos: Seventyfour.studio

Den Startschuss für euren Erfolgslauf gab unter anderem der Sieg beim NECKARCUP in Heilbronn im Juni. War dieser Sieg ein persönliches Highlight für dich?

Hendrik Jebens: Definitiv, allein schon wegen der örtlichen Nähe. Der NECKARCUP ist eines der besten Turniere auf der ganzen Tour. Die Bedingungen sind einfach jedes Jahr perfekt und die Stimmung ist immer super. Dort waren auch meine komplette Familie und viele Freunde dabei und ich habe ausnahmsweise mal nicht im Hotel geschlafen, sondern zuhause. Das ist nochmal was ganz Besonderes, da man die Saison über kaum im eigenen Bett schläft. Der Sieg war natürlich das Highlight, da es auch ein sehr starkes Doppel-Feld war und wir danach zum ersten Mal in die Top 100 vorgestoßen sind.

 

Welche Momente sind dir vom Jahr 2023 besonders im Kopf geblieben?

Hendrik Jebens: Das Turnier in Metz war schon cool, da wir einfach richtig gut abgeliefert haben. Leider hat es nicht zum Sieg gereicht, aber es hat uns einen ersten Einblick gegeben, wie es für uns 2024 aussehen kann. Dann waren natürlich viele tolle Turniersiege dabei, wie Orléans in Frankreich vor 5.000 Zuschauern oder Bad Waltersdorf in Österreich, wo sie für uns sogar die deutsche Nationalhymne gespielt haben. Das war ein sehr emotionaler Moment und auch einfach eine Würdigung für die ganze harte Arbeit der letzten Jahre.

Du hast die harte Arbeit angesprochen. Dein Weg war lang – du bist den Weg über das College in den USA gegangen und hast dich wortwörtlich hochgearbeitet…

Hendrik Jebens: Ich wollte natürlich schon immer Tennisprofi werden, aber letztendlich will jedes Kind zu irgendeinem Zeitpunkt mal Profisportler werden. Dies dann wirklich zu erreichen, ist sehr schwer. Ich bin ans College gegangen und habe die Erfahrung dort richtig genossen. Ohne das College wäre ich heute kein Profi und hätte vermutlich mit Anfang 20 aufgegeben. Danach habe ich aber weitergemacht und mich durchgekämpft. 2020 kam Corona und ich habe mich in dieser Zeit auf andere Dinge konzentriert, um einfach auch Geld zu verdienen. Eigentlich war da der Profi-Zug schon mehr oder weniger abgefahren. Als ich meinen Fokus danach dann aufs Doppel gelegt habe, hat es doch noch funktioniert. Aber es war ein langer Weg, viel harte Arbeit und auch ein bisschen Glück.

 

Du hast keinen Trainer und musstest dir viele Dinge selbst aneignen. War das auch ein Grund, weshalb du erst jetzt mit Ende 20 deine Erfolge feierst?

Hendrik Jebens: Ja, bestimmt. Ich hatte schon immer das Profi-Mindset und habe hart gearbeitet. Ich wusste nur lange nicht, wie man vorgehen muss, um erfolgreich zu sein. Ich musste für mich selbst herausfinden, welche Turniere man spielen sollte, wie man richtig trainiert und welchen Unterschied eine gute Regeneration machen kann. Alles rund um das Profitennis musste ich mir selbst beibringen, und das brauchte einfach seine Zeit. Ich hatte eine große und lange Lernkurve und viele andere hätten wahrscheinlich aufgegeben, wenn sie mehrere Jahre keine Ergebnisse einfahren. Ich habe aber weitergearbeitet und werde jetzt mit den guten Ergebnissen belohnt. Harte Arbeit schlägt Talent – egal in welchem Sport.

 
Profi-Mindset – was meinst du damit genau?

Hendrik Jebens: Die Mentalität, alles dafür zu geben besser zu werden. Viele sind nicht bereit, alles zu geben und auch ihr Leben danach auszurichten, und scheitern deshalb schon früh. Mein Sport ist am Ende des Tages immer noch Entertainment und ich verdiene mein Geld damit, wie gut ich spiele und auf der größten Bühne performe. Profi-Mindset bedeutet für mich, alles reinzuwerfen, nicht aufzugeben, alle Höhen und Tiefen zu verarbeiten, daraus zu lernen und das Bedürfnis zu haben mich stetig zu verbessern.

Du betreibst auf deiner Webseite einen Blog, bietest Online-Training an und gibst dein Wissen an andere weiter. Machst du nun das für andere, was du als junger Tennisspieler selbst gerne gehabt hättest?

Hendrik Jebens: Ich habe mir über die Jahre viel Wissen angeeignet, auch aneignen müssen, und ich sehe mich da schon in der Pflicht, dies an andere weiterzugeben. Auch heute gibt es genügend Spieler, die sich allein durchbeißen, ob im Profibereich, der Jugend oder als Hobbyspieler. Ich biete Möglichkeiten wie E-Books oder Videos, um diesen Spielern dabei zu helfen, das Beste aus sich herauszuholen.

 

Wenn du zurückschaust, würdest du den gleichen Weg nochmal gehen? Hättest du gerne etwas anders gemacht?

Hendrik Jebens: Letztendlich hat mich mein Weg hierher geführt. Ich bin Tennisprofi und habe mir meinen Traum erfüllt. Klar, es war ein sehr steiniger Weg – aber was garantiert mir, dass es auch ohne das US-College oder ohne bestimmte Entscheidungen funktioniert hätte? Ich kann jetzt selbst Kinder inspirieren und Zuschauer begeistern, so wie meine Vorbilder mich inspiriert haben. Das gibt mir so viel Antrieb und bestätigt mir jedes Mal, wenn ich auf dem Platz stehe, dass all die Entscheidungen die richtigen waren und der mühsame Weg alles wert war.

Siegerfoto beim Heilbronner NECKARCUP: Hendrik Jebens (rechts) und sein Doppel-Partner Constantin Frantzen. 

Du hattest das Jahr eigentlich mit Fabian Fallert als Doppelpartner begonnen, die Erfolge kamen dann aber mit Constantin Frantzen…

Hendrik Jebens: Mit Coni hatte ich vorher schon mal ein paar Turniere gespielt, aber Fabi war mein fester Partner. Fabi hatte sich dann aber schwerer verletzt, weshalb ich seit März fest mit Coni spiele. Wir beide harmonieren super und es ist auch safe, dass wir das ganze Jahr 2024 als Team unterwegs sein werden.

 

Was sind eure Ziele für 2024? Was passiert nach Australien?

Hendrik Jebens: Nächste Saison spielen wir auf jeden Fall 250er Turniere, da sind wir sicher dabei. Auch bei Grand Slams haben wir die Chance aufs Hauptfeld, was natürlich richtig cool ist. Für Masters-Turniere müssten wir beide unter den Top 40 gerankt sein. Das ist natürlich das nächste Ziel, das wir anstreben. Der Turnierplan steht für uns noch nicht ganz fest, nach Australien geht es aber zurück nach Europa. Wir werden definitiv auch ein paar Turniere in den USA spielen. Wir wollen uns weiter verbessern und einfach unser bestes Tennis zeigen.