Maya Weishar – seit 7 Jahren in ihrer Altersklasse unbesiegt
Welche Superlative gibt es für eine junge Sportlerin, die siebenmal in Folge in ihrer Altersklasse den Deutschen Meistertitel holte, mit 16 Jahren Deutsche Damen-Vizemeisterin und Fünfte der U19-Europameisterschaft wurde, die europäische U17-Rangliste anführt, Deutsche Mannschaftsmeisterin und fester Bestandteil der Damen-Nationalmannschaft ist?
Nein, wir nehmen an dieser Stelle keine altmodischen Begriffe wie „Supertalent“ oder womöglich „Wunderkind“ in den Mund. Diese würden Maya Weishar nicht gerecht werden. Dafür arbeitet die gerade 17 gewordene Gymnasiastin zu hart daran, ihren Traum vom Profisport zu verwirklichen. Doch trotz aller bisherigen Erfolge steht momentan ein Ziel über allem anderen: Ihr Abitur im Mai 2024.
Bis dahin wird sie ihre sportliche Karriere nur mit angezogener Handbremse fortführen, ehe es danach kein Halten mehr geben soll. Wir haben uns mit der Leutenbacherin an ihrer Trainingsstätte, bei unserem Werbepartner match center in Filderstadt, getroffen, um mehr über ihre Pläne zu erfahren.
Autor:Ralf Scherlinzky
Fotos: Jonas Tana
Angefangen hat alles, als Maya Weishar gerade mal sieben Jahre alt war. Ihr Vater stand sonntags regelmäßig mit einem Freund im Court. Die kleine Maya hatte schon bald genug vom Zuschauen, nahm selbst den Schläger in die Hand und fand Spaß an der schnellen Racket-Sportart. In ihrem Heimatverein, den Squash Moskitos Waiblingen, wurde man schnell auf das Talent aufmerksam und brachte Maya mit ihrem ersten Trainer Rainer Niefer zusammen.
Schon früh war klar, dass mit der trainingsfleißigen Nachwuchsspielerin ein Juwel heranreift. Maya Weishar erinnert sich: „Ich wollte schon damals immer besser werden und wusste, dass ich dafür viel trainieren muss. In Waiblingen fanden dann 2016 die Deutschen U11-Meisterschaften statt und ich wurde auf Anhieb Zweite.“
Dieses Finale, eine knappe Fünf-Satz-Niederlage gegen eine Spielerin aus Hamburg, sollte bis heute das letzte Spiel gewesen sein, das die inzwischen 17-Jährige bei einer Deutschen Meisterschaft in ihrer jeweiligen Altersklasse verlor. Seit 2017 hält ihr Siegeszug nun bereits an. Sie holte von der U11 bis zur U17 siebenmal in Folge den Titel. In rund 35 Spielen gab es nicht nur keine einzige Niederlage, sondern auch keinen Satzverlust – ein absolutes Alleinstellungsmerkmal von Maya Weishar, das in Deutschland sportartübergreifend einzigartig sein dürfte.
Kein Wunder, dass sie bereits mit 14 Jahren so weit war, dass sie ihre ersten Spiele im Erwachsenenbereich absolvieren durfte.
„Das ist natürlich nochmal ein ganz anderes Spiel und die Unterschiede sind riesengroß“, weiß Maya.
„Vor allem muss man lernen, geduldiger zu spielen. Von der Jugend war ich es gewohnt, immer schnell mit den ersten Bällen den Punkt zu machen. Bei den Erwachsenen läuft man damit aber ins offene Messer. Dort sind die Ballwechsel länger und man bringt sich erstmal in die richtige Position, um dann nach vorne zu spielen und zu punkten. Diese Umstellung ist sehr groß und ich arbeite immer noch daran.“
Auch wenn sie bei ihrem Spiel selbst immer noch viel Luft nach oben sieht, hatte sich Maya Weishar bereits 2022 so gut umgestellt, dass sie bei der Team-WM in Ägypten die erfolgreichste Spielerin der deutschen Damen-Nationalmannschaft war. Auch bei den Kontrahentinnen innerhalb des Deutschen Squash Verbands (DSQV) war die Schülerin schon mit 15 Jahren eine „gefürchtete“ Gegnerin. Ihr erster Sieg bei einem Damen-Ranglistenturnier, Bronze bei der DM 2022 und Silber bei der DM 2023, sowie die Deutsche Mannschaftsmeisterschaft 2022 mit ihrem Team SC Monopol Frankfurt sprechen für sich.
Zur neuen Saison erfolgt nun der Wechsel zum Deutschen Rekordmeister Paderborner Squash-Club, der sich die Dienste des wohl größten Talents des DSQV sicherte. Mit eingefädelt wurde der Transfer nach Ostwestfalen von Simon Rösner. Die deutsche Squash-Legende, ehemals die Nummer drei der Weltrangliste und Goldmedaillengewinner bei den World Games 2017, ist Mayas Trainer am Stützpunkt Würzburg. Im dortigen Leistungszentrum sieht Maya Weishar auch ihre sportliche Zukunft als Squash-Profi. „Aber erst 2024, wenn ich mein Abitur in der Tasche habe“, sagt die Nummer eins der U17-Weltrangliste.
Bis dahin werden ihre Tage ähnlich durchgetaktet sein wie momentan: „Ich trainiere, abhängig von der Schule, fünf- bis sechsmal pro Woche. Am Extremsten ist dabei der Dienstag, wenn ich zum Training in Würzburg bin. Mein Vater holt mich um 13.30 Uhr in Winnenden von der Schule ab und wir kommen gegen 20 Uhr wieder nach Hause. Vor und nach dem Training verbringen wir schon allein rund dreieinhalb Stunden für die Hin- und Rückfahrt auf der Straße. Diese Zeit nutze ich, um Hausaufgaben zu machen und zu lernen.“
Seit ihre ursprüngliche Trainingsstätte in Waiblingen schließen musste, absolviert sie ihr Heimtraining im match center Filderstadt – mit rund 50 Minuten Anfahrtszeit im Berufsverkehr. „Klar, die Fahrerei ist gerade mit der Baustelle auf der Weinsteige manchmal nervig, aber ich bin dort happy“, sagt Maya Weishar, die im match center mit dem ehemaligen kroatischen Nationalspieler Manuel Fistonic einen international erfahrenen Coach an ihrer Seite hat.
Noch agiert Maya in vielen Bereichen mit angezogener Handbremse. Viele ihrer Sätze beginnen mit „Ab Mai 2024“ oder „Sobald ich das Abi in der Tasche habe“ – eine vernünftige Einstellung, ist ein guter Schulabschluss in einer Randsportart, in der nur die Weltelite ihren Lebensunterhalt als Profi bestreiten kann, doch eminent wichtig.
„Ab Mai 2024“ wird sie nach Würzburg ziehen, um dort bei Simon Rösner zweimal am Tag unter professionellen Bedingungen zu trainieren. Sobald sie „das Abi in der Tasche“ hat, wird sie sich mit dem Deutschen Squash Verband um eine Stelle bei der Sportfördergruppe der Bundeswehr bemühen. Und dann kann sie auch den Rufen der europäischen Topvereine aus Frankreich und Holland folgen, die schon seit längerer Zeit um die Dienste des Ausnahmetalents buhlen.
Ab Mai 2024, sobald sie das Abi in der Tasche hat, wird die Handbremse ein für allemal gelöst. Dann wird Maya Weishar ihrem Traum, Profispielerin zu werden und in die Weltspitze vorzustoßen, ebenso fokussiert folgen, wie sie gerade noch die Schule in den Vordergrund stellt. Aktuell steht sie bereits auf Rang 224 der Weltrangliste – eine Zahl, die jedoch nicht viel aussagt, wie sie erklärt: „Ich spiele momentan noch kaum große internationale Turniere, bei denen die Weltranglistenpunkte verteilt werden. Viele Turniere finden zudem in Australien statt, da haben natürlich die Australierinnen einen Vorteil, weil es sich für eine Europäerin kaum lohnt, wegen eines dreistelligen Preisgeldes dorthin zu fliegen. Gegen eine Australierin, die damals auf Rang 74 stand, habe ich relativ locker mit 3:1 gewonnen. Aber klar, auch wenn die Weltrangliste kein exaktes Abbild der Realität ist, möchte ich schon mindestens unter die Top 100 kommen.“