Die MHP RIESEN Ludwigsburg beenden die Hinrunde der easyCredit BBL mit einem 92:73-Statement-Sieg. In der zum vierten Mal in Folge ausverkauften MHPArena sind die Schwaben ab dem Sprungball das fokussiertere und bessere Team. Die Mannen von Headcoach John Patrick trotzen einigen verletzungs- und krankheitsbedingten Abwesenheiten, führen über die vollen 40 Minuten, können das neunte Erfolgserlebnis und das Debüt von Simon Feneberg feiern – und sich in der Tabelle konsolidieren.
Rund 72 Stunden nach dem FIBA-Europe-Cup-Gastspiel in Charleroi und 48 Stunden nach der Rückkehr aus Belgien musste Ludwigsburg im Vorfeld des Hinrunden-Abschlusses mehrfach personell umstellen: Lenny Anigbata und Dominykas Pleta mussten nach dem ProB-Spiel gegen München [89:82-Sieg] von Samstag mit erlittenen Blessuren kürzertreten. Jacob Patrick und Kellan Grady standen ebenfalls nicht zur Verfügung, weshalb Hunter Maldonado angeschlagen zurückkehrte und Doppellizenzler Simon Feneberg erstmals ins Aufgebot sowie Johannes Patrick in die Startformation rückte. Trotz aller Umstrukturierungen ließen sich die Barockstädter nicht aus dem Fokus bringen, waren direkt auf Betriebstemperatur. Ezra Mañjon sorgte mit einem Steal und zwei Korberfolgen gemeinsam mit Yorman Polas Bartolo und Johannes Patrick für einen Bilderbuchstart. Während Patrick ein unsportliches Foul zog und mit Leidenschaft voranging, waren der US-Amerikaner und der Deutsch-Kubaner die beidseitig des Parketts entscheidenden Schlüsselspieler. Ein Distanzwurf des RIESEN-Kapitäns sorgte für die Konsolidierung der Führung und die erste Auszeit der Partie (11:2, 4. Spielminute). Infolgedessen waren die Bamberger dann besser und präsenter. Im Fastbreak und aus der Distanz kamen sie zu Punkten, arbeiteten in der Zone gut und waren mehrfach (zu) freistehend erfolgreich. Dennoch waren es die Gelb-Schwarzen, die durch die aufdrehenden und omnipräsenten Justin Simon, Polas Bartolo und Joel Scott den Vorsprung verstetigten (23:19, 10.).
Ab dem zweiten Spielabschnitt wurde das Geschehen dann ruppiger: Die jeweils zweiten persönlichen Foulspiele von Patrick, KeyShawn Feazell, Kyle Lofton und Mañjon illustrierten dies durchaus gut und zerrütteten den Spielfluss – bis Deane Williams auf den Plan trat. Der athletische Brite flog im Fastbreak zum Alley-Oop-Dunk ein, sorgte für die Stimmungsaufhellung und den Momentumwechsel in einer durchaus auf des Messers Schneide befindlichen Partie. Da er im direkt folgenden Angriff aus der Distanz nachlegte und die MHP RIESEN weiter auf jeder Position unnachgiebig blieben, unter den Brettern ackerten und aus der Defensive heraus ins Laufen kamen, setzten sie sich nachhaltig ab (34:27, 14. / 49:38, 20.)
Von +10 auf +23
Darauf sollten sie auch nach dem Gang in die Kabinen aufbauen: Zunächst Scott, dann Mañjon sowie nach und nach alle Ludwigsburger zogen vermehrt in die Zone. In unmittelbarer Korbnähe kamen die Gelb-Schwarzen zu guten Abschlüssen und vielen Treffern. Obwohl keinesfalls alles gelang, zogen sie Punkt für Punkt und Zähler für Zähler davon – trotzen den nun vorhandenen Foulproblemen ihrer Guards und blieben tonangebend. Bamberg war im Rebound, gegen die RIESEN-Verteidigung und die generelle Physis unterlegen, haderte nachhaltig und gab sich selbst verloren. Ludwigsburg verpasste nach drei Vierteln die überraschend frühzeitig mögliche Vorentscheidung, konnte sich aber allen fränkischen Versuchen erwehren (73:56, 30.).
Während Center Feazell und später auch Moritz Krimmer mit fünf Fouls vorzeitig das Parkett verlassen mussten, wurden die fränkischen Gäste mit zunehmender Spieldauer fortwährend nochmals chancenloser. Ludwigsburg dominierte durch den Rebound, die Einstellung und die Herangehensweise, stoppte jeden Gegnerzugriff und trieb die Gäste, unter anderem in Person von Assistenztrainer Arne Woltmann, der seinen Frust an Brandon Hrovath entlud, zur Weißglut. Zuvor hatten Polas Bartolo, Maldonado und Co. abermals einen kleinen Lauf gestartet und für die Vorentscheidung gesorgt, sodass die Barockstädter in der (ausgefallenen) Crunchtime sich selbst feiern, noch mehr für einen potenziellen Direktvergleich sowie die Rotation machen konnten. Die Deutlichkeit des Ergebnisses nutzte unter anderem Feneberg. Der 19-Jährige stand nicht nur erstmals im Kader, sondern auch in der Schlussphase auf dem Parkett, machte in seiner kurzen Einsatzzeit Werbung für mehr und rundete einen keinesfalls gut gestarteten, sicherlich aber sehr gut verlaufenen Nachmittag, exzellent ab.
Durch den 92:73-Erfolg sichern sich die Ludwigsburger den neunten Liga-Sieg und klettern auf Tabellenplatz sieben. Bevor Patrick und sein Team am kommenden Wochenende spielfrei haben, steigt am Mittwoch (15.01.; 18:00 Uhr) zunächst das mit Spannung erwartete Gastspiel in Włocławek. Mit einem Auswärtssieg in Polen würden sich die Gelb-Schwarzen das Viertelfinal-Ticket im FIBA Europe Cup sichern, möchten bis dahin aber auch wieder gesund respektive gesünder werden.
Text: MHP RIESEN Ludwigsburg