Meolie Jauch: Als „Turn-Rentnerin“ zum ersten DM-Titel

Kurz vor Weihnachten 2024 beendete Meolie Jauch mit 17 Jahren ihre Karriere – nur, um dann ein knappes Dreivierteljahr später triumphal zurückzukehren: Zu ihrer eigenen Überraschung gewann die inzwischen 18-Jährige bei den Deutschen Meisterschaften in Dresden am Stufenbarren die Goldmedaille und sorgte damit ordentlich für Aufsehen. Wir haben uns mit der „Turn-Rentnerin“ getroffen, um mit ihr über ihren überraschenden und emotionalen Titelgewinn zu sprechen. 

Autor:Lara Auchter

2. Oktober 2025

Meolie, als du Ende 2024 deinen Rücktritt vom Profiturnen bekannt gegeben hast und zur Turnschule NeckarGym Nürtingen in die 2. Turn-Bundesliga gewechselt bist, wolltest du eigentlich keine großen Turniere mehr turnen. Wie kam es dann doch zum Comeback bei den Deutschen Meisterschaften?

Meolie Jauch: Ich wollte tatsächlich nur noch Bundesliga turnen und all den Turnierstress hinter mir lassen. Ich habe aber noch nie bei den Finals geturnt und im NeckarGym hat sich das alles so entwickelt, dass ich mir gesagt habe: „Warum probier ich nicht einfach mal die Quali?“ So kam das eine zum anderen, ich wurde zugelassen und konnte in Dresden an den Start gehen.

Wie hast du dich auf die DM vorbereitet?

Meolie Jauch: Ganz anders als in der Vergangenheit. Natürlich haben wir gut trainiert, aber mental habe ich mich ganz anders vorbereitet. Als ich noch in Stuttgart geturnt habe, war ich oft angespannt. Dieses Mal habe ich dagegen bewusst viel mit Freunden gemacht und versucht, locker zu bleiben. Das hat mir geholfen, mit einer ganz anderen Ruhe in den Wettkampf zu gehen.

Dein erster Start war direkt die Qualifikation. Wie lief diese für dich?

Meolie Jauch: In der Quali hatte ich mir nur vorgenommen, meine Übung sauber durchzubringen. Und obwohl ich meine Übung im Schlaf kann, war ich trotzdem nervös. Aber am Ende ist alles super gelaufen und ich habe die Übung super geturnt – sogar mit der Tageshöchstwertung aller Starterinnen.

Auch am Schwebebalken, wo du in der Vergangenheit oft gestürzt bist, hast du sauber geturnt…

Meolie Jauch: Ja, darauf bin ich sehr stolz. Normalerweise falle ich dort immer ein- bis zweimal runter. Dieses Mal hatte ich aber plötzlich so eine Ruhe in mir – das hatte ich in Stuttgart nie. Deshalb wusste ich, dieses Mal wird das was, und ich habe tatsächlich die Übung gestanden. Ein Riesenerfolg für mich!

Meolie Jauch mit ihrem Team und der Medaille.

Jubel bei „Team Meolie“ (von links): Vater Witgar Jauch, Trainerin Ghazal Seilsepour, Susanne Tittel (Vorsitzende Turnschule NeckarGym), Meolie Jauch, Anna Henzler (Vorstand Turnschule NeckarGym) und Trainer Boris Finsterbusch. Bild: privat

Foto: Schwäbischer Turnerbund / Lars Neumann

Dann kam das Barrenfinale… Wie hast du das alles erlebt?

Meolie Jauch: Das Finale hat mich wirklich Nerven gekostet (lacht).Ich musste bestimmt vier Minuten warten, bis ich loslegen konnte, weil es technische Probleme gab. Ich verliere eigentlich nicht so schnell die Nerven, aber da war ich wirklich kurz davor. Ich dachte nur: „Wenn das jetzt noch was wird, bin ich für alles gewappnet.“ Und dann kam noch so Klatschmusik, das war fast absurd. Aber am Ende habe ich die Übung durchgedrückt und meine beste Leistung gezeigt. Es war wirklich emotional für mich – so viel habe ich noch nie geweint. Auch mein Vater hatte Tränen in den Augen und die Zuschauer haben wirklich laut gejubelt, das war alles sehr überwältigend.

Wie viel bedeutet dir dieser Titel als eigentliche „Turn Rentnerin“?

Meolie Jauch: Natürlich sehr viel. Ich habe gemerkt, dass sich die Mühe lohnt und man auch anders gewinnen kann. Es war nicht nur ein sportlicher Erfolg für mich, sondern auch ein sehr emotionaler. Das ganze Team hier im NeckarGym sowie meine komplette Familie haben immer an mich geglaubt und mir unglaublich viel Kraft gegeben. Ohne sie hätte ich das nicht geschafft und auch kein Comeback gewagt.

Und wie geht es jetzt für dich weiter?

Meolie Jauch: Ich habe mir vorgenommen, einzelne Wettkämpfe zu turnen und auch wieder in den Mehrkampf einzusteigen. Am Sprung klappt das alles schon ganz gut, ich denke da kommt mein Muskelgedächtnis zum Einsatz. Die Medien haben nach meinem Titel natürlich schon nach der WM-Quali gefragt, aber diese werde ich definitiv nicht turnen. Mein großes Ziel ist es, mit meiner Mannschaft im Herbst in die Bundesliga aufzusteigen – das wird schwer, aber wir haben sehr talentierte Mädels und ich glaube, dass wir das schaffen können!