Obwohl die MHP RIESEN Ludwigsburg im Auswärtsspiel bei den Telekom Baskets Bonn auf mehrere Leistungsträger verzichten müssen und mehrere Akteure angeschlagen ins Spiel gehen, machen die Schwaben im Telekom Dome ihr bestes Saisonspiel – und gewinnen hochverdient 89:79. Unter der Interimsägide von Lars Masell ist die Verteidigung exzellent, das Teamgefüge großartig und die Moral beachtlich und das Spitzenspiel eine erstaunlich einseitige Angelegenheit.
Im Bonner Telekom Dome, auf den Dyn-Empfangsgeräten und in den Social-Media-Netzwerken herrschte, im Vorfeld der Partie des 6. Spieltags, großes Aufsehen: Ludwigsburg musste im Vergleich zur Partie gegen Dijon auf Headcoach John Patrick, Nationalspieler Jacob Patrick (beide krank), Yorman Polas Bartolo (verletzt) und Julis Baumer (Abstellung in Richtung NBBL) auskommen, mehrere Spieler gingen angeschlagen in die Partie – was allumfassend keine gute Ausgangslage darstellte, für die MHP RIESEN aber, im Gegensatz zu allen anderen, aber nicht überraschend daherkam: In den vorangegangenen Tagen waren die Ludwigsburger näher zusammengerückt, hatten sich auf das Duell samt Next-man-up-Mentalität eingeschworen und verschiedenste Personalkonstellationen in Erwägung gezogen. Viele dahin gemachte Gedanken sollten exzellent aufgehen: Lars Masell vertrat John Patrick, Kellan Grady und Hunter Maldonado rückten für Yorman Polas Bartolo und Jacob Patrick in die Startformation.
Ab der ersten Minute stand dann auch die RIESEN-Verteidigung, die den Baskets das Leben extrem schwer machte und 19 Ballverluste forcierte. Bereits innerhalb der ersten zehn Minuten nahmen die Schwaben an Fahrt auf, kamen durch mehrere Akteure zu Zählbarem und vor allem durch Ezra Mañjon und Jarred Ogungbemi-Jackson zu Punkten. Sie hatten bei zwei, drei knappe Schiedsrichterntscheidungen zwar etwas Glück, erzwangen ihr Glück aber auch über das komplette Parkett ganzheitlich. Stellvertretend dafür war ein Mañjon-Buzzerbeater, der einen guten Spielabschnitt mit der erneuten Führung veredelte (21:22, 10.).
Nachdem die Gäste zunächst besser, auf der Anzeigetafel aber kaum sichtbar vorne lagen, war es erneut das Duo Mañjon-Ogungbemi-Jackson, das die MHP RIESEN anführte. Ersterer überzeugte durch seine Geschwindigkeit, Letzterer durch clevere Aktionen. Die Gelb-Schwarzen überpowerten die Hausherren in diesem und dem folgenden Abschnitt regelrecht und beeindruckten mit ihren Qualitäten; darunter mannschaftlicher Geschlossenheit. Alle Akteure opferten sich für den Dienst an der Sache auf, trafen gute und teamdienliche Entscheidungen, ließen den Ball in der Offensive laufen und zogen die Energie der 5.130 Zuschauer aus dem Halleninnenraum. Sie erspielten sich eine zweistellige Führung (27:37, 15.) und hielten diese auch bis zum Gang in die Kabinen aufrecht. Bis zu diesem Zeitpunkt waren Ogungbemi-Jackson (12 Punkte) und Mañjon (17) als Topscorer vorangegangen, weitere Spieler – darunter Grady, Maldonado und Justin Simon – dem Positivbeispiel gefolgt und die Bonner sehr am Hadern (34:46, 20.).
Defensive Klasse für Bonn nicht zu matchen
Besagter Frust über die eigene Leistung blieb auch nach dem Seitenwechsel omnipräsent: Ludwigsburg überzeugte durch Intensität, Galligkeit, Defensive und Leidenschaft. Beispielhaft dafür war Grady, der sich einmal mehr in einer Verteidigungssequenz und beim Hechten nach dem Ball an der Hand verletzte, diesmal aber weder genäht noch ausgewechselt werden musste. Seine Kameraden griffen die Intensität auf, standen dieser aber in wenig nach und potenzierten die gute Laune. Ogungbemi-Jackson und Johannes Patrick, der wiedergenesen ins Aufgebot zurückkehrte, trafen Big-Point-Würfe. Ludwigsburg setzte sich scheinbar vorentscheidend ab, verpasste aber unter anderem durch Maldonado am Viertelende den Dagger (51:70, 30.).
Im Duell mit der besten Angriffsformation der Liga, dem Ausgang der vergangenen zehn Partien im Hinterkopf sowie dem Mute der Verzweiflung aller Bonner auf und neben dem Parkett war das Geschehen aber noch nicht entschieden. Angeführt von Ex-RIESE Jonathan Bähre, Angelo Allegri und Phlandrous Fleming Jr. schickten die Bonner Lebenszeichen und stemmten sich gegen alle Widerstände. Doch das Gezeigte blieb nur Ergebniskosmetik. Ludwigsburg blieb, obwohl die Kraft der kurzen Rotation nachließ und sich Fehler einschlichen, abgezockt und abgebrüht genug, brachte das Duell würdig und weitestgehend souverän zu Ende, wobei auch ein Dunk, nach Backdoor-Cut von Grady, fünf Minuten vor dem Ende half (67:81). Die Telekom Baskets steckten zwar nicht auf, hatten aber nicht mehr genug Antworten parat, um Ludwigsburg den Sieg ernsthaft nochmals streitig machen zu können.
Positiv beflügelt durch Leistung, 89:79-Sieg sowie dem Sprung auf Tabellenplatz zwei der easyCredit BBL machten sich die Ludwigsburger direkt nach Spielende und noch in der Nacht auf den Weg nach Frankfurt. Von dort geht’s am Dienstag gen Schottland und am Mittwoch (30.10.; 20:30 Uhr) gegen die Caledonia Gladiators.
Text: MHP RIESEN Ludwigsburg