Mit einem 79:74-Sieg beschenken sich die MHP RIESEN Ludwigsburg selbst zum Osterfest. In Göttingen müssen die Schwaben zwar ganzheitlich auf Jacob Patrick (krank) und Booker Coplin (Fußblessur) sowie nach dem Seitenwechsel auf Yorman Polas Bartolo (Wadenverletzung) verzichten, belohnen sich aber dennoch mit dem Erfolgserlebnis. Gegen aufopferungsvolle Veilchen sind die Gelb-Schwarzen minimal fokussierter, minimal besser und minimal glücklicher und feiern trotz äußerst schwachen Quoten (17,4 3P% / 46,9 FT%) den 13. Hauptrunden-Sieg.

Im Vorfeld der österlichen Feiertage standen in Südniedersachsen für Ludwigsburg und Göttingen Problemstellung statt Freudenfeste auf der Agenda: Die Gelb-Schwarzen mussten kurzfristig auf Jacob Patrick und Booker Coplin verzichten, während die Hausherren eine Woche nach dem feststehenden Abstieg emotional lädiert, aber dennoch erfreut starteten: Mathis Mönninghoff, Kapitän und Veilchen-Identifikationsfigur wurde im Vorfeld seines 400. easyCredit BBL-Einsatzes geehrt und verkündete in diesem Zusammenhang auch seine Vertragsverlängerung. Dennoch spielte ab dem Sprungball nur noch Ludwigsburg. Die MHP RIESEN sorgten für neun der ersten elf Punkte (2:9, 3. Spielminute) und kamen gemeinschaftlich richtig gut ins Spiel. Göttingen stoppte in der Folge zwar die Bemühungen, konnte aber gegen die gelb-schwarze Defensive kaum etwas anrichten (7:15, 5. / 9:22). Erst nachdem die Barockstädter ihr Angriffsspiel, in sehr uneigennütziger Art und Weise, zu etabliert haben schienen, sorgten die doppelten Foulspiele – gegen Ezra Mañjon und Hunter Maldonado – sowie die Erweiterung der Rotation für eine Rhythmusstörung. Göttingen nutzte das zu seinen Gunsten und verkürzte binnen kürzester Zeit (16:22, 10.).

Diese Facette des Gesehenen sollte sich fortsetzen: Die Gäste haderte mit ihrem zunehmenden Foultrouble, Unkonzentriertheiten und der Göttinger Aufholjagd (23:28). Aber sie blieben in Front: Unter anderem Jonas Wohlfarth-Bottermann blieb unterm Korb konzentriert und sorgte dafür, dass seine Farben offensive Entlastung erhielten, auch Justin Simon half mit, nichtsdestotrotz ließ Göttingen sich nun, anders als im ersten Abschnitt, aber nicht mehr abschütteln. Die Hausherren bleiben treffsicher und offensivstark – was Kostja Mushidi mustergültig mit einem (weiteren) verwerteten Distanztreffer, dem fünften Veilchen-Dreier, kurz vor der Pause verdeutlichte. Der Ausgleich war nach zehn schwachen RIESEN- und insgesamt zwanzig gleichwertigen Minuten verdient. Die Schwaben offenbarten zu viele Foul- und Fokusprobleme, die sich auch in den Wurfquoten (14 3P%) ablesen ließen und bekamen zudem Marcus Shaver Jr. (11 Punkte), Jimmy Boeheim (10) und Mushidi (8) nicht in den Griff (41:41, 20.).

Das verbliebene Quintett

Der Gang in die Kabinen der Sparkassen-Arena sollte keine ergebnisbedingten Veränderungen, wohl aber eine beidseitig bessere Verteidigung nach dem Seitenwechsel mit sich bringen: Mushidi, Maldonado, Simon und Wohlfarth-Bottermann versuchten ihrerseits Läufe zu initiieren, die Partie war fortan aber nicht vorn Körben, sondern von Hektik geprägt. Ein fortwährendes Hin und Her und zahllose Fehler waren die Folge, sodass Rebounds zum entscheidenden Faktor und Stückwerk zum unfreiwilligen Mittel der Wahl wurden. Ex-RIESE Deion Hammond sorgte mit einem Vierpunkt-Spiel für ein kämpferisches Highlight, das Yorman Polas Bartolo nur noch von der Bank aus erleben konnte. Der Kapitän verletzte sich unglücklich an der Wade und kam nicht mehr zum Einsatz. Zurück zum Geschehen auf dem Parkett: Denn da erlebte das Duell insgesamt sieben Führungswechsel, die dennoch kaum Einfluss hatten. Nach 30 Minuten war die Partie vollkommen offen (54:55, 30.).

Folglich wurde das vierte Viertel zur nervlichen Belastung und in diesem hatten eigentlich die Gastgeber die besseren Quoten, das bessere Händchen und die besseren Aktionen auf ihrer Seite. Eigentlich. Denn während Maldonado und Julis Baumer ausgefoult waren, Polas Bartolo und Coplin lädiert zuschauten, waren die verbliebenen Schwaben exzellent unterwegs. Sie machten alle Fehlwürfe (insgesamt 45 aus Spiel / 12 von der Freiwurflinie) durch Rebounds (50) und alle Nackenschläge durch noch mehr Einsatz wett, sie warfen sich in jedweden Ballbesitz, hielten sich selbst dadurch im Spiel – und ermöglichten sich dadurch die Entscheidung zu eigenen Gunsten: Zehn Sekunden vor dem Ende gelang Simon der entscheidende Steal, den er im Ein-Mann-Fastbreak verwertete (72:76) und für die Vorentscheidung sorgte, die Joel Scott Augenblicke später nach Offensivrebound endgültig ins gelb-schwarze Glück verwandelte.

Das insgesamt kämpferisch verdiente und dennoch in Art und Weise glückliche Endergebnis ist gleichermaßen Balsam für die emotionale und tabellarische Lage: Durch das Erfolgserlebnis bleiben die Ludwigsburger weiterhin im Play-In-Rennen – und um darin zu bleiben, gilt es nun auch gegen Hamburg zu siegen. Die Veolia Towers gastieren am kommenden Samstag (26.04.; 20:00 Uhr) in der MHP Arena.

Text: MHP RIESEN Ludwigsburg