Keine Kraft, keine Fortune, kein Sieg

Zum Abschluss der intensiven Drei-Spiele-Woche müssen die MHP RIESEN Ludwigsburg einen weiteren Rückschlag verkraften. Gegen RASTA Vechta sind die Schwaben anfänglich dominant, im Verlauf der 40 Minuten aber zu oft nur zweitem Sieger – und am Ende das unterlegene Team.

Durch die Rückkehr in heimische Gefilde erhielt das RIESEN-Aufgebot vor Spielbeginn zwar kein Genesungsverfahren im Schnelldurchlauf, Jacob Patrick und Yorman Polas Bartolo fielen auch am Sonntag krank respektive verletzt aus, gleichwohl rückte Julis Baumer in den Kader. Der 17-Jährige sollte in seinen 16:16 Minuten Einsatzzeit ein sehr gutes Spiel machen, sah zunächst aber von der Bank einen guten Start seiner Kollegen. Mit 10:2 Punkten führten die Ludwigsburger bereits, als Martin Schiller zur Auszeit bat. Und auch in den folgenden Minuten des ersten Abschnitts waren die Schwaben besser: Angeführt von Joel Scott und Hunter Maldonado waren die Hausherren das bessere Team, hielten den Vorsprung durch Jarred Ogungbemi-Jackson aufrecht. Der Kanada-Jamaikaner sorgte für Struktur und Punkte (17:10) und im Verbund mit Baumer und Kellan Grady für Zählbares, sodass die 3.426 Fans in der MHPArena beidseitig des Parketts eine solide Leistung sahen (24:13, 10.).

Während Offensive und Defensive innerhalb der ersten zehn Minuten mindestens in Ordnung gewesen waren, folgte in gleichem Umfang ab dem zweiten Viertel das Maximum an Stückwerk: Vechta erlangte mehr Spielkontrolle, startete einen Lauf. Insgesamt schenkten sich in dieser Phase der Partie aber beide Kontrahenten wenig. Beide nutzten Unzulänglichkeiten nicht immer aus, agierten etwas überhastet. Auf Ludwigsburger Seite war Ogungbemi-Jackson weiterhin treffsicher unterwegs, auf niedersächsischer Seite waren Jayden Gardener und Mike Bothwell auffällig – und auch bei herunterlaufender Uhr geduldiger. Nichtsdestotrotz blieben die MHP RIESEN in Front, was allen voran an ihren Qualitäten in der Verteidigung lag (30:25 / 38:33, 20.).

Vechta und Fehler entscheiden die Partie

Spätestens nach dem Seitenwechsel waren die Vechtaer endgültig tonangebend. Der nicht mehr zu stoppende Brandon Randolph, der insgesamt 28 Punkte samt herausragender Trefferquote (77 FG%) aufs Parkett zauberte, und Co. dominierten und schenkten den Gelb-Schwarzen Korberfolg um Korberfolg ein. Ludwigsburg reagierte anfänglich gut, fand mit Grady, Ezra Mañjon und Joel Scott Entlastung. Doch während sich die Schwaben mühten, waren die Vechtaer aus der Mitteldistanz und in Korbnähe brandgefähhrlich. Zunächst kamen sie heran, dann zum 53:53-Ausgleich, schließlich zur verdienten Wende – und in jeder Phase zu Highlights (57:62, 30.).

Ludwigsburg kam durch einen Eckendreier von Baumer zwar wieder heran – und dies sollte für den Schlussabschnitt exemplarisch sein –, doch tat sich weiterhin extrem schwer. Mit zahlreichen Einzelaktionen versuchten die Schwaben ihr Glück zu erzwingen, doch Vechta blieb stringent, gestattete den Hausherren keinen Zugriff. Diese mühten sich nach Kräften und fanden, durch einige Korberfolge und von Scott, der insgesamt vier Distanzwürfe versenkte, doch noch einmal ins Spiel. Nachdem sie schon scheinbar vorentscheidend ins Hintertreffen geraten waren, waren sie in der Crunchtime wieder da. Ogungbemi-Jackson traf seine Freiwürfe, wobei das ganze Team 80% verwandelte, Scott verkürzte umjubelt auf 76:77 – und es reichte dennoch nicht. Mit voller Leidenschaft, nicht aber mit voller Konzentration erspielten und verspielten die Ludwigsburger sich immer neue Chancen. Vechta machte gleichzeitig nicht alles richtig, aber genug, um einen alles entscheidenden Wurf von Mañjon zu erzwingen, der nicht das erhoffte Ziel fand – und in der bitteren wie verdienten 77:79-Niederlage mündete.

Nachdem sie erstmals im Saisonverlauf aufeinanderfolgend zwei Spiele verloren haben, gilt es für die MHP RIESEN Ludwigsburg, in Anbetracht einiger angeschlagener Akteure, die Kräfte zu sammeln. Bevor die Schwaben ab Mittwoch acht Tage spielfrei haben, steht am Dienstag (05.11.; 19:30 Uhr) das extrem wichtige FIBA-Europe-Cup-Duell gegen KB Trepça auf der Agenda.

FEC5: Internationale Weichenstellung?!

Im Rahmen des 5. Spieltages FIBA Europe Cups empfangen die MHP RIESEN Ludwigsburg am Dienstag (05.11.; 19:30 Uhr) KB Trepça zum letzten Heimspiel der (ersten) Gruppenphase. Gegen den kosovarischen Klub erwarten die Schwaben zahlreiche, im Großraum Stuttgart lebende, kosovarisch- und/oder albanisch-stämmige Auswärtsfans auf den Rängen sowie ein intensives Duell auf dem Parkett. Im Falle des angestrebten Erfolgserlebnisses würden die Barockstädter einen großen Schritt in Richtung Top-16 machen.

Den ersten Schritt vor dem zweiten machen – und dann in der kommenden Woche sehen, ob dieser überhaupt notwendig war. Klingt etwas kryptisch, ist mit Blick auf die Konstellation im FIBA Europe Cup aber relativ einfach zu umreißen: Mit einem Auswärtssieg in Dijon in der kommenden Woche kann Ludwigsburg den Gruppensieg und den Top-16-Einzug fixieren, ungeachtet des Spielausgangs am Dienstag. Die Schwere der Aufgabe im Burgund ist jedoch allen Schwaben bewusst und der gewissermaßen sportliche Freischuss, den der 3:0-Start mit sich brachte, seit der Vorwoche dahin. Schließlich kommen nur die Gruppensieger und die sechs besten Zweiten weiter und um zum zweiteren Kreis an Vereinen zu gehören, bedarf es mindestens einer 4:2-Bilanz samt eines guten Korbverhältnisses. Auch wenn die unnötige 71:73-Auswärtsniederlage in East Kilbride dahingehend – erst einmal nur – eine Delle mit sich brachte, sind die Ludwigsburger im FIBA Europe Cup weiterhin in der Pole Position und im Soll. In eigener Halle möchten sie nun die Ausgangslage verbessern und diese vor dem Auswärtsspiel in Frankreich mit einem Erfolgserlebnis absichern.

Gegen die stolzen Kosovaren, die bisher vor allem im heimischen Mitrovica stark aufspielten, dennoch aber jedes der drei Heimspiele knapp verloren, gilt es für die MHP RIESEN zum Ende der intensiven Phase mit fünfeinhalb englischen Wochen in Serie nochmals alle Kräfte zu bündeln.

Zeit zum Auskurieren und Regenerieren war auch vor dem Trepça-Heimspiel wenig, dennoch waren die ein, zwei weiteren Tage wichtig. Nach der vergangenen Woche, die sehr gut startete, aber ebenso stark nachließ und mit nur einem Sieg aus drei Spielen endete, verordnete Headcoach John Patrick Mannschaft und Trainerstab Ruhe. Am Sonntag standen für alle ‚Nicht-Doppellizenzler‘ lediglich eine Regenerations- und Videoeinheit und am Montagvormittag ein optionales Wurftraining auf der Agenda. Erst am Abend sind wieder alle Ludwigsburger auf dem Parkett versammelt und nehmen 24 Stunden vor Tip-Off die detaillierte Vorbereitung auf.

Fast alle Augen auf Malik Johnson und Mikaile Tmusic

Wobei es drei Wochen nach dem Hinspiel eher um die Maximierung der eigenen Leistung geht. Die Kosovaren sind bekannt und sicherlich auch in der MHPArena keinesfalls chancenlos. Der Weg zum Sieg führt für die Gelb-Schwarzen aber nur über das eigene Spiel und dahingehend offenbarten sie zuletzt Verbesserungsnotwendigkeiten. Sowohl bei den Caledonia Gladiators als auch gegen RASTA Vechta erlaubten sich die Barockstädter zu viele Fehler, die nach jeweils gutem Anfangsviertel zunächst den Gegner ins Spiel brachten und dann in beiden Fällen, wenn auch auf unterschiedliche Art und Weise, die Partie zu RIESEN-Ungunsten kippen ließen.

Da aller guten, nicht aber aller schlechten Dinge drei sind, soll diese Aufeinanderfolge an Ereignissen direkt am Dienstag beendet werden. Personell ändert sich dahingehend wohl nichts. In anderen Worten: Yorman Polas Bartolo (verletzt) und Jacob Patrick (krank) fallen aus, der Rest des Teams ist zwar nicht vollumfassend fit, gleichzeitig aber, möglicherweise mit noch einer Ausnahme, spielfähig und bekommt es mit einem bis in die Haarspitzen motivierten und sportlich verbesserten Gegner zu tun, der im Hinblick auf das individuelle Talent gut aufgestellt ist.

Trepça präsentierte sich nicht nur in der Vorwoche gegen Dijon sehr gut, sondern ist seit dem Hinspiel-Duell auch in der heimischen Liga ungeschlagen. Gegen Peja (94:85), in Bora (57:74) und gegen Bashkimi (82:52) feierten Aziz Bekir und seine Mannschaft Siege. Der 30-Punkte-Erfolg gegen den Tabellenführer aus Prizren am vergangenen Samstag unterstrich dabei die Qualitäten der Grün-Schwarzen.

Tonangebend waren und sind dahingehend zwei Spieler, die auch gegen Ludwigsburg bereits überzeugten: Malik Johnson und Mikaile Tmusic. Das Guard-Duo sorgt für Struktur, Punkte, Organisation und Assists, kommt bisher im FEC zusammengenommen auf 26,3 Punkte, 9,1 Assists und 8,3 Rebounds pro Partie und bildet in Kombination mit den beiden Big Men Samuel Hunter (10,0 Punkte pro Spiel / 3,3 Rebounds pro Spiel) und Mouhamed Barro (8,5 / 4,5) einen exzellenten Mannschaftskern, der auch defensiv überzeugt. Trotz 118 zugelassenen Punkten zum Auftakt in Dijon stellte Trepça in den vergangenen Wochen eine solide Verteidigung, mehr als 89 Punkte kassierten die Kosovaren nicht und senkten ihren Schnitt entsprechend (89,3).

Fokus auf das eigene Potenzial

Die Ludwigsburger Defensive gehört gleichzeitig mit lediglich 67,3 zugelassenen Zählern zu den besten auf (diesem) internationalem Parkett. Während die Offensive mit 76,8 erzielten Punkten zumindest etwas eingespielter daherkam; in den vergangenen Spielverläufen aber verkrampfte. Was einerseits ärgerlich bis bitter und andererseits die Patrick-Schützlinge um den Lohn der eigenen Arbeit brachte.

Unter anderem Kellan Grady betonte deshalb auch am Samstag im Nachgang des Spiels im Interview mit Dyn, dass die Schwaben konzentrierter agieren und die Partien zu Ende bringen müssten: „Es kann durchaus sein, dass die Frage der Kraft ein Faktor war. Aber: Wir haben uns [gegen Vechta] in eine Position gebracht, um das Spiel zu gewinnen. Allerdings haben wir uns im dritten und vierten Viertel in der Verteidigung zu viele Versäumnisse erlaubt, waren nicht diszipliniert genug, haben zu viele Foulspiele begangen. […] Wir waren beim Rebound, auch ich, zu nachlässig, haben nicht gut genug gespielt. Wir müssen bereit sein – und das werden wir am Dienstag auch.“

Die Richtung ist also vorgegeben, durch den 27-Jährigen, der sich seit seinem Comeback als Leistungsträger und Leader etablierte und gerne viel Verantwortung übernahm. Nun möchten er und seine Teamkameraden mit voller Konzentration wieder überzeugen, die Punkte in der Barockstadt behalten und die Ausgangslage vor dem Showdown in Dijon (13.11.; 20:00 Uhr) verbessern. In der einzigen Partie in dieser Woche, das Weißenfels-Gastspiel wurde auf Dezember verlegt, gilt: Voller Fokus und volle Power, ehe dann vollumfänglich auskuriert wird.

Zahlenspiele zu FEC5 | #LUDTREP

3:1 – ist momentan die RIESEN-Bilanz in Gruppe H, damit sind die Ludwigsburger Tabellenerster und punktgleich mit Dijon auf Rang zwei. Eine (3:1-)Konstellation, die es so auch in vier weiteren Gruppen gibt und dafür sorgt, dass Stand jetzt der Zweite in Gruppe H mit dem Weiterkommen rechnen kann.

17 – Punkte, 5 Rebounds und 2 Assists markierte Hunter Maldonado im Hinspiel im Kosovo und war in Mitrovica für jeden Gegenspieler ein wandelndes Missmatch.

45,7 – Prozent ihrer Würfe treffen die Caledonia Gladiators im bisherigen Wettbewerbsverlauf pro Partie. Damit sind die Schotten das Maß aller Dinge im FIBA Europe Cup, was auch die Ludwigsburger in der Vorwoche leidvoll erfahren mussten. Am Dienstag gibt’s nun das Duell zweier Teams mit Downtown-Chancenwucher. Trepça trifft lediglich 31,1% seiner Versuche von der 6,75-Meter-Linie (Platz 27), die MHP RIESEN unterbieten diesen Wert bisher (24,5% | Platz 38).

Infos

MHP RIESEN Ludwigsburg vs. KB Trepça
Dienstag, 05.11.2024; Tip-Off 19:30 Uhr
MHPArena, Schwieberdinger Straße 30, 71636 Ludwigsburg
Live bei Dyn | Live bei YouTube | Tickets unter riesen-tickets.de

Text: MHP RIESEN Ludwigsburg