Die erste Postseason-Partie der MHP RIESEN Ludwigsburg endet mit einer deutlichen 69:90-Pleite. Bei den Telekom Baskets Bonn leisten sich die Schwaben einen Katastrophen-Start und spielen in den ersten zwanzig Minuten eine denkbar schlechte Halbzeit. Nach dem Seitenwechsel sind die Barockstädter besser, insgesamt aber chancenlos und müssen nun ins alles entscheidende Play-In-Spiel – in dem sie Heimrecht haben. Gegner sind am Donnerstag (16.05., 20:00 Uhr) die Veolia Towers Hamburg. Tickets gibt’s ab sofort.

Bürokratisch mit der frisch erhaltenen Lizenz für die kommende Spielzeit in der easyCredit BBL, sportlich mit Jayvon Graves statt Silas Melson in der Startformation starteten die MHP RIESEN Ludwigsburg zwei Tage nach dem Hauptrunden-Finale erneut in Bonn ins Spiel. Doch der Anlasser im RIESEN-Motor fehlte komplett: Während die Telekom Baskets von Beginn und auch hochprozentig ihre durchaus schweren Würfe trafen, sich Selbstvertrauen und Rhythmus aneigneten (21:4, 6. Spielminute), waren die Gelb-Schwarzen in kürzester Zeit im Hintertreffen. Trotz Seitenlinien-Ansprache von Josh King und trotz Personal-Wechseln gerieten sie deutlich ins Hintertreffen und leisteten, zu allem Überfluss, nicht das Maximum an defensiver Gegenwehr (32:13, 10.).

Am magenta-weißen Rausch sollte sich auch im zweiten Abschnitt nichts ändern: Thomas Kennedy, Savion Flagg und Brian Fobbs sorgten für Highlight-Spielzüge am Fließband, Fanfrohlocken und eine immer höher werdende Führung, die deutlich zweistellig blieb. Ludwigsburg traf hin und wieder einen Wurf, unter anderem durch Jonathan Bähre aus der Distanz, war insgesamt und über alle Köpfe hinweg aber chancenlos, das Spiel bereits nach zwanzig Minuten entschieden (51:25, 20.).

Bestenfalls minimal besser

Die RIESEN-Leistung blieb auch nach dem Seitenwechsel schwach. Aus der Kabine kommend kassierten die Gäste einen weiteren 0:6-Lauf samt emotionalem Tiefschlag und zwangen King zur nächsten Auszeit (57:25). Erst nach dieser und mit erneut stark adaptiertem Aufgebot lief’s besser – was neben Silas Melson und Jaren Lewis vor allem Bähre, Deion Hammond und Dominykas Pleta für Werbung in eigener Sache nutzten. Die(se) Ludwigsburg kämpften verbissen, kamen minimal ins Laufen. Der zwischenzeitlich auf 32 Punkte angewachsene Rückstand schmolz deutlich und auf immerhin unter 20 Zähler Differenz (66:47, 28. / 68:53, 30.).

Mit Sicherheit funktionierte auch nun wenig, doch eine Minimalchance des Ergebnisses hatte sich aufgrund der Leistungen beider Mannschaften offenbart. Von langer Dauer war diese aber nicht: Flagg und Fobbs beendeten aus der Distanz die minimal aufkeimende Hoffnung, entschieden die Partie endgültig. Die MHP RIESEN betrieben, zumindest zeit- und schrittweise, Ergbniskosmetik, waren an diesem Tag aber in allen Aspekten dieses Sports unterlegen und mussten in der Folge die Playoff-Freude (und teilweise auch Häme) auf den Rängen des Telekom Domes ertragen.

Aufgrund der 69:90-Niederlage müssen die MHP RIESEN Ludwigsburg selbstredend ins dritte und entscheidende Play-In-Spiel. Gegen die Veolia Towers Hamburg, die ihrerseits als Tabellenzehnter am Dienstag den Neunten Oldenburg 93:81 eliminierten, geht’s am Donnerstag (16.05., 20:00 Uhr) um den letzten verbliebenen Playoff-Platz und das Ticket für die Serie gegen den FC Bayern Basketball.

Play-Ins vs. Hamburg: Finale Grande

Do or die, alles oder nichts, Playoffs oder Saison-Ende: Für die MHP RIESEN Ludwigsburg steigt am morgigen Donnerstag (16.05., 20:00 Uhr) das wichtigste Spiel des Jahres. In der dritten und entscheidenden Play-In-Partie empfangen die Schwaben in der MHPArena Hamburg – und benötigen ein Erfolgserlebnis, um sich selbst das Postseason-Ticket zu erspielen. Karten gibt’s im Online-Ticket-Shop und ab 14,00 Euro, Dyn überträgt ab 19:45 Uhr live.

Nach der doppelten und zweifach deutlichen Pleite in Bonn, der wettbewerbsübergreifend fünften in Folge, sind die MHP RIESEN Ludwigsburg in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch maximal angeschlagen zurück nach Hause gekommen. Die vergangenen Wochen waren spielerisch ausbaufähig, sportlich schwach und ergebnisbedingt ernüchternd. Lediglich zwei Siege aus den vergangenen zehn Pflichtspielen trüben den Blick auf eine zuvor solide bis gute Spielzeit erheblich, weshalb das regnerische Frühlingswetter in Schwaben auch aktuell perfekt zur emotionalen Lage in der Barockstadt passt. Zusammenfassend ließe sich diese, vor dem entscheidenden Play-In-Duell gegen Hamburg, als ausbaufähig beschreiben.

Rund 24 Stunden vor dem Spielbeginn bieten sich den MHP RIESEN Ludwigsburg – Spielern, Trainer, Fans und Verantwortlichen – nun mindestens drei Möglichkeiten.

1. Die optimistische Variante

Morgen Abend empfangen die Schwaben die Veolia Towers Hamburg. Während die Gelb-Schwarzen die Hauptrunde als Achter beendeten, wurden die Hanseaten Zehnter, der Heimvorteil spricht ebenso wie die Saison-Bilanz für die Ludwigsburger. Sowohl im nationalen als auch internationalen Wettbewerb waren die Gelb-Schwarzen in dieser Spielzeit erfolgreicher, sind zudem trotz einiger Ausrutscher heimstark: 16 Heimsiege samt zahlreicher Erfolge gegen Top-Klubs gelangen in den zurückliegenden Monaten in Gänze. Der Blick auf die beiden Mannschaften verspricht zudem ein gleichwertiges, physisch-leidenschaftlich geführtes Duell zweier ähnlich guter Mannschaften. Die beiden bisherigen Match-Ups gingen zwar jeweils an Hamburg, entscheidend waren aber nur Nuancen und die Schwaben wissen, auf welche Details es ankommt. Im letzten Play-In-Duell gegen Darüssafaka Istanbul (und auch in den Wochen danach) verdeutlichten sie, dass sie auf den Punkt genau bereit sein und dann jeden Gegner bezwingen können. Mit der Mobilisierung aller Kraftreserven und lediglich ein Erfolgserlebnis von den Playoffs entfernt, soll morgen Abend jedes verfügbare Element genutzt und die Saison mit einem Sieg um mindestens das Viertelfinale erweitert werden.

2. Die pessimistische Variante

Formkurve, Feldwurfquoten im Mai, vorangegangene Do-or-die-Partien gegen Bonn und Murcia, personelle Thematiken sowie diverse Blessuren bei einigen Akteuren: Die Lässigkeit des Seins ist in den vergangenen Wochen im Herzen Württembergs definitiv etwas verloren gegangen. Hatten die Ludwigsburger Anfang April noch Chancen auf Hauptrunden-Platz vier müssten sie nun zufrieden sein, wenn es noch Rang acht wird, was auch im Falle des Erreichens unterhalb dessen wäre, was sich die Beteiligten ursprünglich zum Ziel gesetzt haben. Ludwigsburg bewies zwar gegen München, Berlin und Chemnitz in eigener Halle seine Underdog-Qualitäten, die Ausgangslage in Richtung eines Seriengewinns scheint aber eher unwahrscheinlich.

3. Die realistische Variante

Es ist zwar der erste Eindruck, der zählt. Aber der letzte, der bleibt. Und da müssen die MHP RIESEN niemandem etwas vormachen: Insgesamt präsentierten sie sich in den vergangenen Wochen keinesfalls von ihrer besten Seite. Gleichwohl wissen alle Spieler, Trainer und Fans, wie viel Zeit, wie viel Schweiß und teilweise Tränen, wie viel Mühe, wie viel Einsatz, wie viel Leidenschaft im vergangenen Jahr auf dem Parkett, den Tribünen, bei den Barock Pirates, im RIESEN-Office und ganz insgesamt für Gelb-Schwarz investiert wurde… und nach dem 55. Pflichtspiel soll‘s das einfach noch nicht gewesen sein. Ludwigsburg möchten, qua Identität, das maximal Mögliche und, selbst wenn nicht, danach sagen können, auf dem Weg dorthin alles gegeben zu haben. Jeder einzelne Spieler, jeder einzelne Fan, jeder einzelne RIESE hat morgen Abend die Gelegenheit für sich zu definieren, was für ihn und sie der maximale Einsatz im Finale Grande bedeutet und beinhaltet. Und es sollte klar sein: Alle Ludwigsburger wissen, weshalb und wie sie diese Saison begonnen haben, was möglich ist. Ein (!) Erfolgserlebnis trennt die Schwaben von den Playoffs, vom Viertelfinale. Ein Schritt ist zu gehen und die Lage dafür gut. Gleichwertig oder gar aufgrund der Tabelle und des Heimvorteils leicht favorisiert geht’s für Ludwigsburg ins Spiel. Die vorangegangenen Erlebnisse ausgeblendet: Besser könnte die Lage zu diesem Saisonzeitpunkt kaum sein.

Unabhängig von welche Varianten und Möglichkeiten die eigene (emotionale) Lage abhängt, ist offenkundig, dass das Play-In-Duell im wichtigsten Wettbewerb auch das wichtigste Spiel des Jahres beinhaltet und das Dabeisein lohnend ist. Gegen Hamburg, das angeführt von Headcoach Benka Barloschky maximal leidenschaftlich und erstaunlich souverän die EWE Baskets Oldenburg eliminierte und bereits am Mittwochnachmittag in Ludwigsburg eintraf, sind viele Duelle entscheidend. Beim Gastspiel in Niedersachsen waren am Dienstag VJ King (24 Punkte), Aljami Durham (14), Mark Hughes (13), Will Christmas (13) und Brae Ivey (12) allesamt zweistellig erfolgreich. Generell ist die Towers-Stärke aber kein Individuum, sondern die Kombination der einzelnen Individuen. Mannschaftliche Geschlossenheit zeichnete Hamburg aus, jeder kann an jedem Tag wichtig sein und im Saisonendspurt spielen die Hanseaten ihren besten Basketball – was der wesentliche Grund für die kleine Siegesserie (drei in Folge) ist.

Die Veolia Towers wittern in Ludwigsburg die sprichwörtliche Morgenluft, Ludwigsburg ist derweil bereit, willens und fähig, dies ins Gegenteil umzuwandeln. Nachdem die Spielzeit gegen Hamburg mit einer Heimniederlage begann, soll sie nicht auch so enden. Mit Zusammenarbeit, Zusammenhalt und Zusammensein ist alles möglich. Von Ludwigsburg, für Ludwigsburg.

Text: MHP RIESEN Ludwigsburg