Die MHP RIESEN Ludwigsburg feiern in Vechta einen emotional herausragenden 70:64-Erfolg. Nach einer unkonzentrierten und schwachen ersten Halbzeit agieren die Schwaben nach dem Seitenwechsel wie ausgewechselt, kämpfen sich heran, drehen einen 21-Punkte-Rückstand, sichern sich den Sieg und den Direktvergleich und sorgen für einen umjubelten Brustlöser.

Zum Abschluss der vermutlich turbulentesten sieben Tage im Saisonverlauf ereilte die MHP RIESEN Ludwigsburg im Norden, respektive vor der Abfahrt nach Vechta, eine weitere Hiobsbotschaft: Johannes Patrick fiel kurzfristig aus, da er sich ebenso kurzfristig am Donnerstag einem operativen Eingriff am Ellenbogen hatte unterziehen müssen. So kurzfristig der Ausfall der #6 auch war, mit Lenny Anigabta sowie Simon Feneberg, der Ognjen Veljkovic ersetzte, rückten zwei spielfähige BBA-Doppellizenzler auf und komplettierten das Aufgebot unter der Ägide von Interimsheadcoach Lars Masell. Der 44-Jährige vertraute auf eine eingespielte Startformation, musste aber dennoch direkt justieren: Nach 23 Sekunden musste Joel Scott direkt mit zwei Fouls auf die Bank, der Fehlstart wurde durch eine eigene, offensive Trefferlosigkeit komplettiert (10:1, 3. Spielminute / 15:4). Vechta agierte kurzzeitig durch Johann Grünloh, der ebenfalls früh Foulprobleme hatte, und dauerhaft durch Brandon Randolph, Mike Bothwell und Llyod Pandi am Optimum. Die MHP RIESEN taten sich ihrerseits maximal schwer und mussten, trotz guter Moral und zweier guter Einzelaktionen von Jacob Patrick und Hunter Maldonado nach einem umjubelten Pandi-Dreier abreißen lassen (24:11, 10.).

Ähnlich schwach wie der erste Abschnitt sollte dann auch der zweite werden. Die Barockstädter verwandelten, nachdem sie bereits in den ersten zehn Minuten lediglich 16,7% aus dem Feld getroffen hatten, weiterhin viel zu selten ihre Wurfgelegenheiten, agierten unglücklich und fahrig – und bekamen defensiv sehr wenig Zugriff. Erneut waren es Patrick und Maldonado, die ihre Farben trugen, doch wirklich gelingen sollte nichts (28:19 / 33:21). Einzig und allein die Gastgeber machten Punkte, spielten sich in einen Rausch und durch Joscha Ferner, dessen Vertragsverlängerung unmittelbar vor Spielbeginn verkündet wurde, zu einer 20-Punkte-Führung, die einer Vorentscheidung glich (46:26, 20.).

Ludwigsburger Defensive dominiert

Doch mit dem einfachen Ausweg der Aufgabe, gaben sich die Gäste nach intensiven Gesprächen in den Katakomben des ausverkauften RASTA Domes nicht zufrieden. Nachdem Vechta in den ersten zwanzig Minuten nach eigenem Gutdünken schalten und walten konnte, agierten die MHP RIESEN nun wie verwandelt – und vor allem als Einheit: Ezra Mañjon beendete seinen Shooting-Slump im achten Wurfversuch, Justin Simon versuchte viel, Booker Coplin und Brandon Tischler brachten Entlastung von der Bank und Patrick sowie Joel Scott waren omnipräsent. Auf Basis einer herausragenden Defensivleistung halbierten Masell und sein Team das Defizit, vergaben schon nach 30 Minuten aufgrund einiger Ballverluste, Foulspiele und der eigenen Freiwurf-Trefferlosigkeit (68,0 FT%) aber das Erzwingen der Wende (58:48, 30.).

Das Gesehene setzte sich im Schlussabschnitt fort, wurde aber von der überragenden Gäste-Verteidigung potenziert: Ludwigsburg gestattete den niedersächsischen Hausherren über die kompletten zehn Minuten nicht einen Korberfolg aus dem Feld, kämpfte um jeden Ballbesitz und Rebound zum Umfallen, trotzte der eigenen Foulprobleme, kam immer näher heran und musste sich doch in Geduld üben. Minutenlang blieben mehrere Chancen ungenutzt und ausgelassen, ehe Scott von der Freiwurflinie – Ludwigsburg stand in den letzten 70 Sekunden achtfach an der Freiwurflinie und traf alle acht Versuche – den 64:64-Ausgleich markierte, sich selbst und seine Kameraden belohnte und die RASTA-Moral auf Parkett und Tribünen an diesem Abend endgültig brach. Die Hausherren verloren noch mehrfach den Ball, schickten die MHP RIESEN wiederholt an die Linie und diese zeigten sich nervenstark und abgezockt (genug), um die Comeback-Wende mit dem Sieg, der entsprechend bejubelt wurde, zu vollenden.

Der 70:64-Erfolg beendet einerseits eine extreme Woche mit einer guten Facette, sorgt andererseits für einen Boost der Team-Moral und die Verteidigung des zehnten Tabellenplatzes (12:12-Bilanz). Nach dem ProB-Spieltag am Samstag (15:30 Uhr vs. Dragons Rhöndorf) haben die Schwaben nun einige Tage Zeit, um Ruhe einkehren zu lassen und sich dann auf das nachfolgende und erneute Auswärtsspiel vorzubereiten. In einer Woche (05.04.; 18:30 Uhr) gastieren die Ludwigsburger in Rostock – und möchten dann ab der ersten Sekunde hellwach und bereit für den nächsten Sieg sein.

Text: MHP RIESEN Ludwigsburg