HCOB-Handballer trennen sich in einem nervenaufreibenden Aufstiegsspiel mit 31:31 von der HSG Hanau

Spannung pur in der Gemeindehalle Oppenweiler: Die Handballer des HC Oppenweiler/Backnang spielten in einem nervenaufreibenden und hochdramatischen ersten Aufstiegsspiel zur zweiten Bundesliga 31:31 gegen die HSG Hanau. Die Murrtaler kämpften sich nach fünf Toren zurück, waren dem Sieg in den Schlussminuten nahe. Doch der letzte Wurf ging an die Latte.

Von Alexander Hornauer

Es war gewaltig Druck auf dem Kessel. Die Zuschauer unterstützten die Handballer lautstark. Selbst für eine schon im Alltag stimmungsvolle Spielstätte wie die Gemeindehalle war die Atmosphäre besonders. Die Gastgeber waren in der Anfangsphase aber in der Abwehr nicht auf der Höhe. „Vielleicht waren wir etwas übermotiviert“, befand Coach Volker Blumenschein später. Fakt war: Hanau kam mit gewonnen Zweikämpfen zu einfach zu seinen Treffern. „Das war nicht das Niveau, das wir spielen können“, ärgerte sich der HCOB-Trainer über die Defensivleistung.

Sein Team führte nur beim 1:0 (Martin Schmiedt), lief fortan meist einem Rückstand hinterher. Beim 11:11, 12:12 und beim 13:13 schafften die Murrtaler den Ausgleich; auch weil Torwart Stefan Koppmeier einige Paraden zeigte. Die Führung verpassten die Gastgeber jedoch. Das war ärgerlich, denn die Chancen waren da. „Unser Problem war, dass wir mindestens zehn freie Wurfgelegenheiten vergeben haben“, ärgerte sich Volker Blumenschein beim Blick auf den Statistikzettel. Gästekeeper Fabian Tomm konnte sich mehrmals auszeichnen.

Hanau nutzte die HCOB-Schwächen, setzte sich nach einer kurzen Torflaute ab der 20. Minute wieder ab. Vor allem der entschlossen zum Tor ziehende Außenspieler Maximilian Bergold, zweiterfolgreichster Werfer der Südweststaffel, steuerte regelmäßige Treffer bei. Die Hessen leisteten sich im Aufbauspiel wenig Fehler und waren in der Verwertung zielstrebiger als der HCOB. Der Pausenstand von 17:21 aus Sicht der Hausherren machte das ziemlich deutlich.

Nach dem Seitenwechsel lag Hanau kurzzeitig sogar mit fünf Toren vorn. Aber der süddeutsche Meister hielt mit Kampfgeist dagegen und arbeitete sich ins Spiel. In der Defensive machte sich die Hereinnahme von Lukas Rauh positiv bemerkbar, auch alle anderen legten eine Schippe drauf. Die Hanauer mussten mehr für ihre Tore arbeiten, sie brachten – das ist der statistische Beleg – nur noch halb so viele zustande wie in Halbzeit eins. „Das war eher das, was man von uns kennt“, fand Volker Blumenschein lobende Worte.

Auf der Gegenseite weckte Kreisläufer Alexander Schmid mit einem Doppelschlag neue Hoffnungen. Erst traf der Kreisläufer spektakulär im Nachfassen, dann nutzte er einen Konter zum 22:24. Es war eine Initialzündung, die Gastgeber waren nun mittendrin in der Aufholjagd. Sie hatten das Momentum auf ihrer Seite. Torwart Jürgen Müller hielt einen Siebenmeter, dann sorgte Daniel Schliedermann für das 27:26. Die erste Führung seit langem, die Begeisterung war riesig.

Hanau-Coach Hannes Geist reagierte mit einer Auszeit. Außerdem brachte er Julian Fulda für die linke Außenposition, ein Glücksgriff. Der 20-Jährige, vor der Runde vom ASV Hamm-Westfalen zu seinem Jugendverein zurückgekehrt, traf zweimal hintereinander. Nun waren wieder die Gäste im Vorteil und führten mit 29:27.

Aber die letzten acht Minuten gehörten den Gastgebern. Philipp Maurer krönte seine überragende Leistung mit seinem neunten Treffer und führte den süddeutschen Meister heran. Der in den Schlussminuten gekommene Keeper Jürgen Müller wehrte einen Ball nach dem anderen ab. Dann setzte sich Daniel Schliedermann viereinhalb Minuten vor dem Ende durch und traf zum 30:30.

Nun stand die Partie auf Messers Schneide. Beide Teams ließen Chancen ungenutzt. Dann versuchte es Timm Buck. Sein Wurf: abgefälscht. HSG-Torwart Fabian Tomm schien den Ball sicher zu haben, dann rutschte er doch über die Linie. Das war knapp und trotzdem das 31:30. Nun war der Sieg zum Greifen nahe. Hanaus Luca Braun rettete den Gästen den Punkt, er traf zum 31:31. Im letzten Angriff hatte der HCOB Pech: Ruben Sigles Rückraumknaller landete an der Latte. Es blieb beim Remis.

Trainer Volker Blumenschein konnte sich an der Aufholjagd dennoch erfreuen: „Trotzdem ein Kompliment an meine Mannschaft, es ist nicht selbstverständlich, dass man noch einen Punkt mitnimmt, wenn man zwischendurch mit fünf Toren zurückliegt.“ HSG-Trainer Hannes Geist schien mit dem Remis aber der zufriedenere zu sein: „Es war eine tolle Stimmung in diesem Hexenkessel und ich bin stolz auf meine Mannschaft. Wir haben jeden Rückschlag weggesteckt und uns den Erfolg hart erarbeitet. Wir sind froh, dass wir mit einem Punktgewinn gestartet sind.“

 

Stimmen zum Spiel

HCOB-Trainer Volker Blumenschein: „Für die Zuschauer war es ein sehr interessantes und enges Spiel. In der ersten Halbzeit haben wir in der Abwehr fast nichts zustande gebracht. Wir hatten nicht das Niveau, das wir spielen können, vielleicht waren wir etwas übermotiviert. In der zweiten Halbzeit war es eher das, was man von uns kennt. Unser Problem war, dass wir mindestens zehn freie Wurfgelegenheiten vergeben haben. Trotzdem ein Kompliment an meine Mannschaft, es ist nicht selbstverständlich, dass man noch einen Punkt mitnimmt, wenn man zwischendurch mit fünf Toren zurückliegt.“

HSG-Trainer Hannes Geist: „Es war eine tolle Stimmung in diesem Hexenkessel und ich bin stolz auf meine Mannschaft. Wir haben jeden Rückschlag weggesteckt und uns den Erfolg hart erarbeitet. Wir sind froh, dass wir mit einem Punktgewinn gestartet sind.“

 

Rund ums Spiel

Der EHV Aue hatte schon am Freitagabend den Auftakt gemacht und sich durch einen 35:29-Heimsieg gegen den TuS Ferndorf die Tabellenführung erobert. Am Samstag legten der TuS Vinnhorst (26:24 gegen die HSG Krefeld Niederrhein) und der MTV Braunschweig (35:33 gegen den HC Eintracht Hildesheim) nach. Die Punkteteilung in Oppenweiler war die einzige am ersten Spieltag. Schon im ersten Aufeinandertreffen beider Teams hatte es vor zwei Jahren ein Remis gegeben. Für den HCOB bleibt der statistische Fakt, im Jahr 2023 noch kein Heimspiel verloren zu haben.

Ein Internetausfall in der Gemeindehalle sorgte vor Spielbeginn beim Kampfgericht für Aufregung. Sollte womöglich ausgerechnet in einem Aufstiegsspiel der alte (aber gewiss nicht gute) Spielbericht auf Papier eine Renaissance erleben? Nicht mit Michael Appenzeller. Der Mann für alle Fälle suchte solange eine Lösung, bis pünktlich zum Spielbeginn doch die Daten flossen. Damit war auch sichergestellt, dass der Liveticker mit Daten gefüttert wurde.

Am kommenden Samstag spielt der HCOB beim TV Emsdetten. Der Club bietet – wenn genug Anmeldungen zusammenkommen – eine Fanfahrt an, für den man sich bis Montagabend um 20 Uhr unter www.hcob.de/emsdetten anmelden kann. Wer privat anreisen möchte, kann sich bis Dienstagnachmittag um 12 Uhr über tickets@hcob.de Eintrittskarten reservieren lassen.