Das war nicht der erhoffte Start ins neue Jahr: Die Handballer des HC Oppenweiler/Backnang mussten sich in der Auswärtsbegegnung beim TSV Neuhausen/Filder mit einer Punkteteilung begnügen. Beim 31:31 hatten die Gastgeber eine Minute vor dem Ende noch mit zwei Toren geführt, dann sorgte Daniel Schliedermann zumindest für den Gleichstand. Die Führung in der Tabelle der Dritten Liga ist weg, die Murrtaler haben aber weiter die wenigsten Minuspunkte.

Von Alexander Hornauer

Sechs Wochen Pause waren vielleicht zu viel. Die Mannschaft von Trainer Daniel Brack knüpfte in der Egelseehalle nicht an die zuletzt gezeigten Auftritte an. In der ersten Halbzeit stimmte die Abwehrleistung, der HCOB setzte sich auf vier Tore ab (10:6, 20. Minute). In dieser Phase kamen die in weiß spielenden Gästen das eine oder andere Male durch schnelle Gegenstöße zum Torerfolg. Allerdings wirkte die Mannschaft im Positionsangriff in dieser Phase noch nicht souverän. Vieles ging nicht so leicht von der Hand wie zum Ende des vergangenen Jahres. Die Gastgeber hielten dagegen und kamen in der Minute vor der Pause heran, weil der HCOB gute Chancen ausließ. Den letzten Angriff vor der Pause münzten die Gäste nicht in ein Tor um, stattdessen fingen sie sich durch einen Ballverlust ein Gegentor, die Führung fiel nur schmal aus, 15:14.
Nach dem Seitenwechsel drehte sich die Begegnung vollends. Entscheidend daran beteiligt war der Neuhausener Torwart Niklas Prauß, der zur Bestform auflief. Obwohl die HCOB-Handballer sich eine Vielzahl hervorragender Torgelegenheiten erspielten, kamen sie selten zum Torerfolg. Immer wieder brachte der Schlussmann der Gastgeber seine Hand dazwischen. Gerade einmal drei Tore gelangen den Murrtalern bis zur 45. Minute. So verschlechterte sich die Ausgangslage. Neuhausen setzte sich ab. Vor allem Kreisläufer Simon Kosak erwies sich als brandgefährlich, mit elf Toren war er am Ende der beste Werfer der Partie. Schon vor einem Jahr hatte er dem HC Oppenweiler/Backnang stark zugesetzt, damals siegte Neuhausen gegen den späteren Meister. Auch an diesem Samstagabend sah es beim 24:20 (48. Minute) nach einem Erfolg für die Filderhandballer aus.

Mit dem Rücken zur Wand stehend zeigten die Gäste in der Schlussphase dann aber ein anderes Gesicht. Daniel Schliedermann nahm das Heft im Rückraum in die Hand, Lukas Orlich hatte auf der halbrechten Position erfolgreiche Abschlüsse, Florian Frank netzte zielsicher von außen ein. Nun machten die Gäste Druck. Beim 25:25 war wieder alles offen, beim 29:28 dreieinhalb Minuten vor dem Abpfiff lagen die Brack-Schützlinge nach langer Zeit wieder vorne.

Allerdings handelte sich Axel Goller auf der Gegenseite beim 29:29 durch Simon Kosak eine Zeitstrafe ein, weil er den Torschützen schubste. In Unterzahl hatten seine Mitspieler Pech, denn ein Wurf von Daniel Schliedermann ging an den Pfosten. Simon Kosak hatte frei Bahn und warf zum 30:29 ins leere Tor. Als Niklas Diebel im nächsten HCOB-Angriff aus aussichtsreicher Position vorbeiwarf, sorgte Philipp Keppeler auf der Gegenseite mit viel Platz auf Rechtsaußen für das 31:29 für Neuhausen, und es wahren nur noch 67 Sekunden auf der Uhr.

Allerdings währte die Freude der Hausherren nur kurz. Gleich nach Wiederanpfiff gelang Daniel Schliedermann das Anschlusstor. Dann ließ sich der TSV überrumpeln: Florian Distel wollte Ruhe ins Spiel bringen, den Ball zu seinem Mitspieler werfen – und hatte übersehen, dass HCOB-Handballer Florian Frank auf der Bank auf diesen Pass gelauert hatte. Blitzschnell sprang er dazwischen und erzielte damit den Ballgewinn, den wiederum Daniel Schliedermann Sekunden später zum 31:31 nutzte. Es war das elfte Tor in den letzten elf Minuten für die Gäste.

Aber noch war nicht Schluss. Erst hatte der HC Oppenweiler/Backnang Glück, weil TSV-Rückraumspieler Hannes Grundler den Pfosten traf, dann Pech: Der Ball war nach dem Abpraller schon auf dem Weg zum Konter, als die Schiedsrichter einschritten. Sie hatten ein regelwidriges Einschritten von Lukasz Orlich gesehen, eine knappe Entscheidung. Die Chance aufs Siegtor war weg, stattdessen hatte Neuhausen noch eine. Abwehrchef Markus Dangers blockte den letzten Wurfversuch aber weg, es blieb beim Remis.

Trainer Daniel Bracks Fazit fiel pragmatisch aus: „Vor dem Spiel wäre ich mit einem Punkt nicht zufrieden gewesen, aber nach diesem Spielverlauf muss ich es wohl.“ Er bewertete den Schlussspurt nach vier Toren Rückstand positiv, machte aber deutlich: „Wir haben leider zu lange gebraucht, um aufzuwachen.“ Unterm Strich war es nicht der erhoffte Start ins neue Jahr, die HCOB-Handballer müssen sich steigern.

Stimme zum Spiel

HCOB-Trainer Daniel Brack: „Vor dem Spiel wäre ich mit einem Punkt nicht zufrieden gewesen, aber nach diesem Spielverlauf muss ich es wohl. Vom Beginn bis zur Mitte der zweiten Halbzeit haben wir leider unheimlich viele super Chancen liegengelassen. In dieser Phase hat sich Neuhausen den Vorsprung erarbeitet. Wir haben leider zu lange gebraucht, um aufzuwachen.“

Rund ums Spiel

HCOB-Aushilfskeeper Fabian Kehle kam bei einem Siebenmeter zu seinem ersten Einsatz im Trikot des HC Oppenweiler/Backnang, musste den Wurf von Philipp Keppeler aber passieren lassen. Seinen zweiten Auftritt hatte der frühere Bundesligatorwart in den letzten Zügen der Partie, als er für Jürgen Müller ins Tor kam und so vom Spielfeld aus miterlebte, wie aus einem 31:29 noch ein 31:31 wurde.
Marc Godon, in der Vorrunde für den HC Oppenweiler/Backnang am Ball, hat einen neuen Verein gefunden. Er spielt jetzt für die HSG Ostfildern in der Baden-Württemberg-Oberliga. Der Club aus Scharnhausen und Ruit hat Verletzungsprobleme, freut sich deshalb über Godons Zusage bis zum Ende der Saison. Am Samstag steuerte er vier Tore zum Heimsieg gegen den TSV Deizisau bei, der die HSG Ostfildern weiter auf die Qualifikation für die Aufstiegsrunde hoffen lässt.
Am kommenden Wochenende treten die HCOB-Handballer nach sieben Wochen wieder in der heimischen Gemeindehalle an, es geht gegen den SV Salamander Kornwestheim. Anwurf ist am Samstagabend um 20 Uhr.