Kein Sieger, kein Verlierer. Das Spitzenspiel der Dritten Handball-Liga zwischen dem HC Oppenweiler/Backnang und der HSG Konstanz endete 31:31. Die Gäste freuten sich deutlich mehr, der HCOB ärgerte sich über eine vergebene Führung. Trainer Daniel Brack meinte: „Wir haben heute ein überragendes Drittligaspiel gesehen. Es war alles dabei, was ein gutes Handballspiel ausmacht.“ Nur das Happy End fehlte eben. Der HCOB verbleibt aber auf Tabellenplatz eins.

Von Alexander Hornauer

Nach über 18 Jahren haben die Handballer aus dem Murrtal wieder gegen die HSG Konstanz gepunktet. Ein Grund zur bedingungslosen Freude war das Remis aber nicht. Die Gefühle fielen zwiespältig aus. Zu nahe waren die HCOB-Handballer dem Sieg im Spitzenspiel. Es passte ins Bild, dass die Konstanzer die Punkteteilung feierten, als hätten sie gewonnen. Für sie war das Remis ein Erfolg, es hatte schon nicht mehr danach ausgesehen. Trainer Jörg Lützelberger fand das super: „Mein Fazit fällt positiv aus. Es war ein sehr emotionaler Fight. Dass wir hier noch einen Punkt holen, nötigt mir viel Respekt vor meiner Mannschaft ab.“ Er verwies auf den Umstand, dass ihm einige Akteure verletzt gefehlt hatten. Das kann die HSG mit ihrem sehr breiten Kader natürlich besser wegstecken als andere Teams, nahm dem Coach aber einige Wechseloptionen. Beim HCOB fehlte Torwart Jürgen Müller, er war krank, Stefan Merzbacher nahm als zusätzliche Alternative auf der Bank Platz. Er sollte spät im Spiel einen hochspannenden Auftritt haben. Aber der Reihe nach.

Von Beginn an war es eine emotionale Begegnung auf gutem Level. Sie verlief zunächst ausgeglichen. Die Gäste brachten den großgewachsenen Rückraumspieler Lars Michelberger in Wurfpositionen, er brachte er sein Team zu Beginn mehrmals in Führung. Die Gastgeber übernahmen nach zehn Minuten das Kommando. Linksaußen Florian Frank steuerte mehrere Treffer bei, nach 16 Minuten stand es 11:8. Der HCOB konnte diesen Vorsprung nicht lange wahren. Zwei, drei Nachlässigkeiten, schon war die HSG Konstanz zurück. In den Minuten vor dem Seitenwechsel herrschte bei den Hausherren im Angriff Flaute – mit einer Ausnahme: Niklas Diebel steuerte wichtige Treffer aus dem Rückraum bei. Auf der Gegenseite sah Markus Dangers nach einem Foul am Konstanzer Sebastian Huteczek die rote Karte. Auch sonst spielte der HCOB in dieser Phase viel in Unterzahl. Konstanz nutzte das, um die Partie zu drehen. Zur Pause stand es 15:18 – und Trainer Daniel Brack kassierte eine gelbe Karte, weil er nach der Sirene aufgeregt aufs Feld gerannt war: die Schiedsrichter hatten bei einem Foul an Kreisläufer Alexander Schmid nicht auf Siebenmeter entschieden.

Nach Wiederanpfiff wandelten die Gastgeber den Ärger über den Rückstand in positive Energie um. Basierend auf eine gute Abwehr und einen starken Torwart Levin Stasch eroberten sie zahlreiche Bälle. Axel Goller egalisierte den Pausenrückstand nach nur vier Minuten der zweiten Halbzeit mit einem Kontertor zum 20:20. Nach 45 Minuten hatten die Murrtaler einen Drei-Tore-Vorsprung herausgeworfen. Alexander Schmid traf vom Kreis zum 23:20. In den Folgeminuten verteidigten die Hausherren ihre Führung zäh. Konstanz kam immer wieder auf zwei oder auch mal auf ein Tor heran, der HCOB wirkte aber mannschaftlich geschlossener und erhöhte den Vorsprung wieder auf drei Tore. Daniel Schliedermann steuerte zwei wichtige Treffer bei. Das 30:27 war ein fulminanter Wurf in den Winkel und ließ die Halle beben. Es waren nur noch vier Minuten auf der Uhr.

In den Schlussminuten aber gaben die Gastgeber den Vorsprung aus der Hand. Die erste Szene von richtungsweisender Natur war Pech: Ex-HCOB-Handballer Lukas Köder setzte einen Siebenmeter für die HSG Konstanz an den Pfosten, der Ball ging ins Seitenaus. Die Gastgeber hätten in Ballbesitz auf plus vier stellen können. Die Schiedsrichter waren der Ansicht, dass der eingewechselte Torwart Stefan Merzbacher seine Finger am Ball gehabt hätte. „Komplett falsch“, ärgerte sich der. Konstanz kam unverhofft in Ballbesitz und nutzte dies umgehend zum 28:30. Erschwerend für die HCOB-Handballer kam hinzu, dass Niklas Diebel und Florian Frank innerhalb kurzer Zeit Zeitstrafen erhielten. „Das war ein Knackpunkt dafür, dass wir das Spiel nicht gewonnen haben“, befand Trainer Daniel Brack später. Lukas Köder nützte den Vorteil zum Anschlusstor. Niklas Diebel stellte mit einer Energieleistung in Unterzahl nochmals auf 31:29. Weil die Hausherren für diesen Angriff aber Torwart Levin Stasch vom Feld genommen hatten, kam Konstanz durch ein Tor von der Mittellinie umgehend zum Anschluss. Der nächste HCOB-Angriff brachte nichts ein, auf der Gegenseite rettete Lukas Köder den Gästen 30 Sekunden vor dem Ende einen Punkt. Der HCOB hatte den letzten Angriff, bekam aber keine klare Torchance mehr herausgespielt – es blieb beim Remis. Trainer Daniel Brack beurteilte es zwiespältig: „Natürlich wäre ich gerne als Sieger vom Feld, aber auch so war es eine sportlich richtige gute Vorstellung von meinem Team.“