Stuttgart. Das Werksteam Porsche Penske Motorsport hat zum ersten Mal an einem Wochenende zwei Rennen auf zwei Kontinenten nahezu zeitgleich absolviert. Die transatlantische Zusammenarbeit zwischen den Mannschaften in der IMSA und der Langstrecken-Weltmeisterschaft hat sich für den Sportwagenhersteller ausgezahlt. In Long Beach fuhren Nick Tandy (Großbritannien) und Matthieu Jaminet (Frankreich) mit dem Porsche 963 am Ende eines höchst dramatischen 100-Minuten-Sprintrennens zum Sieg. Ihre Teamkollegen Felipe Nasr (Brasilien) und Matt Campbell (Australien) wurden für einen hart erkämpften dritten Platz gefeiert.
Auf dem Autódromo Internacional do Algarve hatten die beiden Porsche 963 des WEC-Teams das 6-Stunden-Rennen von den Plätzen fünf und sieben aufgenommen. Bereits auf den ersten Metern konnte Laurens Vanthoor im Hybrid-Prototyp mit der Nummer 6 einen der beiden Ferrari überholen. Der Belgier musste den vierten Rang nach zehn Minuten aber wieder hergeben. Deutlich mehr Wirkung zeigte ein Strategie-Schachzug nach dem ersten Stint: Beide Porsche 963 verzichteten beim Nachtanken auf den Reifenwechsel. Die eingesparte Boxenstoppzeit von gut zehn Sekunden brachte sie auf die Plätze drei und acht.
Probleme einiger Mitbewerber führten bis zur Rennhalbzeit nach drei Stunden dazu, dass die Nummer 6 weiterhin auf Podestkurs unterwegs war und das Schwesterauto bis auf Rang fünf vorrücken konnte. Gut 100 Minuten vor Rennende zwang ein Problem im Bereich der Servolenkung den Nummer-5-Prototypen jedoch zu einer längeren Reparaturpause an die Box. Er kehrte knapp eine Stunde später als Elfter der Hypercar-Wertung zurück auf die Strecke.
Bei Beginn der letzten 60 Minuten trat erstmals das Safety-Car in Aktion, da ein Fahrzeug geborgen werden musste. Für den Porsche 963 mit André Lotterer am Steuer kam dies zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt: Für die erneut drittplatzierte Nummer 6 stand ein Boxenhalt kurz bevor. Nachdem das Rennen gegen 17:10 Uhr Ortszeit wieder freigegeben wurde, musste mit dem Nummer-51-Ferrari allerdings auch der direkte Verfolger einen Stopp einlegen. Lotterer konnte seine Position verteidigen. Wenige Runden vor dem Ende sorgte eine weitere Tankpause für zusätzliche Spannung: Zuvor war wegen eines Sensorfehlers zu wenig Kraftstoff in das Fahrzeug geflossen. Der Vorsprung auf den nunmehr viertplatzierten Cadillac reichte dem Porsche jedoch, um hinter dem siegreichen Toyota von Brendon Hartley (Neuseeland), Sébastien Buemi (Schweiz) und Ryo Hirakawa (Japan) sowie dem Ferrari von Antonio Fuoco (Italien), Miguel Molina (Spanien) und Niklas Nielsen (Dänemark) die Ziellinie zu überqueren.
„Einmal Platz eins und zweimal Rang drei am selben Rennwochenende: Dieses fantastische Resultat zeigt, dass unser paralleles Engagement in der WEC und in der IMSA Früchte trägt – wir haben Fahrt aufgenommen“, erklärt Urs Kuratle, Leiter Werksmotorsport LMDh. „Hier in Portimão mussten wir kämpfen, aber insgesamt hat es gepasst und wir sind mit dem dritten Platz mehr als zufrieden. Unsere Nummer 5 hatte ein Problem mit der Servolenkung. Warum, werden wir jetzt analysieren. Auch den Grund für den letzten Tankstopp, den unser Porsche 963 mit der Startnummer 6 kurz vor Schluss einlegen musste, gucken wir uns noch einmal genau an. Aber es war schön zu sehen, wie konzentriert und zielgerichtet die Crew in beiden Fällen auf diese schwierige Situation reagiert hat.“
In der GTE Am-Kategorie konnte der 911 RSR des Kundenteams Iron Dames dem zweiten Saisonlauf der WEC für lange Zeit den Stempel aufdrücken. Sarah Bovy hatte das Rennen von Startplatz zwei aufgenommen, büßte aber zunächst eine Position ein. Nach einem langen Duell mit der Chevrolet Corvette von Ben Keating (UK) kämpfte sich die Belgierin nach 45 Minuten und dann nochmal nach dem ersten Boxenstopp wieder zurück. Die Schweizerin Rahel Frey baute den Vorsprung weiter aus. Erst im letzten Renndrittel musste der pinke Porsche die Corvette und den Ferrari mit der Nummer 83 ziehen lassen. Der 911 RSR von Project 1 – AO erreichte das Ziel als Sechster. Am Steuer: Matteo Cairoli (Italien) und die beiden Portugiesen Miguel Ramos und Guilherme de Oliveira. Direkt dahinter folgte der baugleiche Nummer-77-Elfer, pilotiert von Julien Andlauer (Frankreich), Mikkel Pedersen (Dänemark) und Dempsey-Proton-Teamchef Christian Ried (Deutschland).