Porsche Tennis Grand Prix – Behind the Scenes in der Porsche Arena

Der Center Court in der Porsche Arena mit der großen LED-Leinwand. Foto: Porsche AG / Paul Zimmer

Über 31.000 Zuschauer haben im April 2024 den Porsche Tennis Grand Prix live in der Stuttgarter Porsche Arena verfolgt. Damit sowohl sie als auch die vielen Tennisfans zuhause das Geschehen auf dem Court optimal verfolgen können, arbeiten hinter den Kulissen viele Personen daran, dass die Matches der weltbesten Tennisspielerinnen optimal in Szene gesetzt werden. Einer von ihnen ist Marius Borning. Der 52-jährige gebürtige Aachener ist seit langen Jahren bei den sportlichen Großereignissen weltweit unterwegs und sorgt hauptsächlich für reibungslose Abläufe der TV-Produktionen. Beim Porsche Tennis Grand Prix ist er als „Projektmanager Walk-on-Court“ der U.COM Media GmbH schon lange eine Institution. Wir hatten die Gelegenheit, Marius Borning in Bereiche der Porsche Arena zu begleiten, zu denen sonst kein Außenstehender Zutritt hat, damit wir den SPORT.S-Lesern exklusive Einblicke hinter die Kulissen des Porsche Tennis Grand Prix geben können.

Autor:Ralf Scherlinzky

25. Juni 2024

„Um ein solches Event zu verstehen, muss man wissen, dass hier von Haus aus zwei Welten aufeinander treffen, die es zu vereinen gilt“, sagt Marius Borning, bevor wir mit ihm gemeinsam hinter den Kulissen verschwinden. „Einerseits gibt es den Veranstalter, der vor Ort das Event als solches organisiert und Besuchern, Sponsoren und natürlich auch den Sportlerinnen und ihrem Staff ein optimales Erlebnis ermöglichen möchte. Dann haben wir aber auch die Seite derer, die einmal im Jahr für die Fernsehproduktion nach Stuttgart kommen und sonst Woche für Woche bei sportlichen Großevents rund um die Welt im Einsatz sind. Ihr Interesse ist es, den Zuschauern auf der ganzen Welt ein perfektes TV-Weltbild zu liefern, das so neutral ist, dass es in Deutschland, Tschechien, Saudi Arabien und China gleich gut ankommt. Das sind unterschiedliche Interessen, die ein gewisses Clash-Potenzial mit sich bringen.“

Während die Porsche AG als Veranstalter das Event vor Ort gemeinsam mit ihrer Agentur Perfect Match organisiert, ist die WTA Media im Auftrag der Women’s Tennis Association als Inhaber der internationalen Fernsehrechte dafür verantwortlich, die TV-Bilder um die ganze Welt zu schicken. „Und dann gibt es noch Agenturen wie die U.COM Media, für die ich arbeite und die unter anderem für den ‚Walk-on-Court‘ und die Bewegtbilder rund um das gesamte Event zuständig sind“, so Marius Borning.

Treffen mit Weltklasse-Spielerin Ons Jabeur (2. v. rechts) hinter dem Vorhang:
Marius Borning (links) und die SPORT.S-Redakteure Ralf Scherlinzky und Lara Auchter.

Beim gemeinsamen Rundgang durch die Porsche Arena kommen wir in der obersten Reihe der Tribüne an den Tischen des „Front of House“ vorbei. „Da sitzen die Kollegen, die das Bild kontrollieren, das auf die Leinwand geht. Sie spielen Informationen über die Spielerinnen, Statistiken, aber auch Werbung oder die Zuschauer-Cam aus“, erklärt Marius Borning.

Wenige Meter weiter sitzen die Kollegen vom Ton sowie diejenigen, die für das Licht in der Halle zuständig sind. „Wenn sich die Spielerinnen hinsetzen, haben wir eine andere Lichtstimmung als während des Spiels. Laufen sie vor dem Spielbeginn ein oder macht der Hallensprecher vom Court aus eine Ankündigung, werden sie von bis zu vier Follow-Spots verfolgt. Früher stand an jedem Spot eine Person, die diesen von Hand ausrichten musste. Heute sitzen hier oben hinter der LED-Leinwand Personen, die die Spots am Laptop mit einem Joystick steuern.“

Ein paar Arbeitsplätze weiter bereiten Experten der englischen Firma IMG Statistiken und andere Daten rund um das Match und die Spielerinnen so auf, dass sie als Grafiken sowohl auf der Leinwand als auch im Fernsehbild ausgespielt werden können. „Das sind Spezialisten, die das auf der ganzen Welt machen und die extra eingeflogen werden“, so Marius Borning. Damit jeder weiß, wann er was zu tun hat, sitzt dort oben der verantwortliche Producer, der den einzelnen Entitäten sagt, wer wann was zu machen hat, damit die Zuschauer auf der LED-Leinwand schöne und stimmige Bilder zu sehen bekommen. Er ist auch der direkte Ansprechpartner von Marius Borning beim Walk-on-Court.

„Mein Bereich befindet sich hinter dem Vorhang an der Ecke des Courts, wo die Spielerinnen zu ihren Matches einlaufen“, berichtet Borning. „Dort sorge ich dafür, dass alles wie geplant abläuft. Es gibt da klare Regeln, an die sich jeder zu halten hat. Du hast dort aber auch einen ziemlichen Laufverkehr von unterschiedlichsten Personengruppen wie Catering, Ballkinder etc. Hin und wieder muss ich deshalb auch mal lauter werden, damit niemand im Weg steht.“

Dies sei auch der Bereich, in dem die Stimmung so richtig am Knistern sei, vor allem, wenn es in Richtung Viertel- oder Halbfinale gehe. „Da werden dann von den Spielerinnen schon mal gerne Spielchen gespielt. Es ist schon vorgekommen, dass sich eine Spielerin genau in dem Moment für ein paar Minuten auf die Toilette verzogen hat, als alle zum Einlaufen bereit standen. In solchen Fällen ist dann Improvisation gefordert“, schüttelt Marius Borning den Kopf.

Auch wenn manche Spielerinnen ihre Eigenheiten hätten, seien selbst die größten Stars unter ihnen dennoch wesentlich angenehmer als so mancher Zweitliga-Kicker, lacht er. Ins Schwärmen gerät der 52-Jährige, wenn er von Ons Jabeur spricht: „Ons lacht viel, gibt zehn Sekunden vor dem Einlaufen noch den Ballkindern Autogramme und steht auch gerne bei Niederlagen in Interviews Rede und Antwort.“ Das können wir nur bestätigen: Wir haben die tunesische Weltklasse-Spielerin getroffen, als sie gerade von ihrem zweistündigen Dreisatz-Match gegen Ekaterina Alexandrova vom Platz kam und sich nach einem kurzen Plausch auch gerne mit uns fotografieren ließ.

Während hinter den Kulissen in der Porsche Arena die Show für das Publikum in der Halle produziert wird, steht hinter der Halle im Übertragungswagen ein mobiles Fernsehstudio, von dem aus die TV-Bilder in die ganze Welt übertragen werden.
„Draußen in der Halle haben wir knapp zehn Kameras, deren Bilder hier im Ü-Wagen zusammenlaufen. Der Regisseur hat eine große Wand mit unzähligen Monitoren vor sich, auf denen er jederzeit sämtliche Geschehnisse rund um das Match verfolgt und entscheidet, wann er welches Bild ausspielt. Dabei greift er nicht nur auf die Kameras zu, sondern auch auf Zuspielmaterial wie Zeitlupen und Wiederholungen, die die Kollegen von der EVS, die direkt hinter ihm sitzen, aufbereiten“, erklärt Marius Borning. Darüber hinaus sitzen im Ü-Wagen die Bereiche Tontechnik, Bildkontrolle und Grafik.

Was dabei herauskommt, ist das „Worldfeed“ – neutrale TV-Bilder, die bei allen Sendern weltweit ausgestrahlt werden, die die Rechte daran erworben haben. Dies ermöglicht den TV-Sendern auf der ganzen Welt, intensiv und ausführlich vom Event in Stuttgart zu berichten, ohne mit großem eigenem Team vor Ort sein zu müssen. Ihre Kommentatoren sitzen meist weit weg von Stuttgart im Studio des Senders und begleiten das Event von dort aus mit ihren Kommentaren.

Einblick in den Ü-Wagen hinter der Arena

„Insgesamt sind es unfassbar viele kleine Rädchen, die für die gesamte Produktion ineinander greifen müssen“, weiß Marius Borning. „Wenn eines nicht funktioniert, kann die ganze Produktion in die Hose gehen. Deshalb ist eine gute Kommunikation das A und O. Wir haben beispielsweise allein für einen reibungslosen Walk-on-Court eine WhatsApp-Gruppe mit rund 30 Leuten. Das beginnt bei den Leuten, die zwischen den Matches die Plätze der Spielerinnen saubermachen, neue Handtücher und Getränke vorbereiten, über die Kamerateams, die die Spielerinnen beim Einlauf begleiten, bis hin zum Hallensprecher und zum Producer.“

Bei einer zusätzlichen Aufgabe („Die übernehme ich, weil sie mir Spaß macht“) tritt auch Marius Borning auf dem Center Court in Erscheinung: Er ist derjenige, der die Siegerinnen nach deren Matches Tennisbälle unterschreiben lässt, die dann ins Publikum geworfen werden.