Randsportradar von „Beyond Sports“: Unterwasserrugby

Autor:Ralf Scherlinzky
In unserer Rubrik „Randsportradar“ präsentieren Dani und Olli vom Podcast Beyond Sports diesmal die Sportart Unterwasserrugby. Eine Sportart, in der Taktik, Teamgeist und körperliche Härte in bis zu fünf Metern Tiefe verschmelzen. Nationalspielerin Anastasia Huhn vom TC Stuttgart erzählt im Gespräch, was diesen außergewöhnlichen Sport so fordernd, faszinierend und einzigartig macht. Klar ist: Wer hier bestehen will, braucht nicht nur Flossen, sondern auch Köpfchen, Körperspannung und ein gutes Gespür für den dreidimensionalen Raum. Text: BEYOND SPORTS
Wie feiert man einen großen Sieg in einer Sportart, von der kaum jemand gehört hat? „Mit einem Duschsekt – in der Dusche, mit Musik, heißem Wasser und der Mannschaft. Das ist bei uns ganz üblich“, erzählt Anastasia Huhn lachend. Ein Ritual, das so kurios wie sympathisch ist und zeigt, dass Unterwasser-Rugby ein Teamsport mit Herz ist.
Unterwasser-Rugby entstand aus der Kombination von Tauchsport und Ballsport, mit dem Ziel, eine anspruchsvolle und unterhaltsame Sportart zu entwickeln. Die Idee war, eine Sportart zu schaffen, die sowohl konditionelle Fitness als auch taktisches Denken erfordert. Deutschland ist übrigens das Mutterland des Unterwasser-Rugbys, denn die Sportart ist in den 1960er-Jahren in Duisburg entstanden.
Aber wie funktioniert Unterwasserrugby überhaupt? Zwei Teams mit je sechs Spielerinnen und Spielern tauchen ab und kämpfen unter Wasser um einen mit Salzwasser gefüllten Ball. Der Ball ist schwerer als Wasser und schwebt daher langsam nach unten – perfekt für ein taktisches Spiel in drei Dimensionen. Gespielt wird auf drei bis fünf Metern Tiefe. Das Ziel: den Ball in einen am Beckenboden befestigten Metallkorb zu bugsieren. „Man stößt den Ball eher, als dass man ihn wirft, denn durch den Wasserwiderstand geht das gar nicht anders“, erklärt Anastasia. Getaucht wird mit Maske, Schnorchel und Flossen. Die Teams erkennt man an farbigen Kappen und Bändchen.
Ein Spiel dauert zweimal 15 Minuten, mit unbegrenzten Wechselmöglichkeiten – allerdings nur über die sogenannte Wechselgasse. Erst wenn ein Spieler vollständig aus dem Wasser ist, darf der nächste ins Spiel eintauchen. Was das Spiel so besonders macht? Es ist eine der wenigen Sportarten, die wirklich dreidimensional gespielt werden. Von oben, unten, vorne, hinten – Angriffe können aus jeder Richtung kommen. „Viele starten genau wegen dieser Freiheit und Herausforderung mit dem Sport“, betont Anastasia. Taktik ist dabei entscheidend, denn Positionen wie Stürmer, Ober- und Untertorverteidiger geben dem Spiel Struktur. Eine typische Angriffsstrategie beschreibt Anastasia so: „Man fährt Fahrstuhl. Zwei Spieler wechseln sich beim Torverteidigen ab – während einer am Korb bleibt, holt der andere an der Oberfläche Luft. Dann wird getauscht – fast wie ein fliegender Wechsel bei einer Unterwasser-Staffel.“

Anastasia Huhn bei einem Wechsel. Fotos: privat

Gesprochen wird unter Wasser nicht: „Vieles läuft über ein Gefühl für die Situation und die Teamkollegen“, erklärt Anastasia und fügt an „die Orientierung ist dabei echt herausfordernd, denn Spielfeldlinien sind je nach Becken kaum sichtbar, daher schwimmt man auch mal in die falsche Richtung.“ Eine Frage, die im Podcast aufkommt, ist die nach dem Schiedsrichter. Und ja, die gibt es tatsächlich. Zwei Schiedsrichter tauchen in kompletter Tauchausrüstung mit. „Die haben Hupen – und die hört man unter Wasser extrem gut. Das ist nichts, was man ignorieren kann“, lacht Anastasia. Unterstützt werden sie von einem Spielleiter über Wasser.
Die Sportart ist intensiv aber fair, obwohl der Name „Rugby“ vielleicht anderes vermuten lässt. „Die Verletzungsgefahr ist relativ gering. Man kommt zwar oft mit blauen Flecken aus dem Training, aber das Wasser dämpft gut. Ernsthafte Verletzungen sind eher selten“, meint die Spielerin des TC Stuttgart. Die größte Herausforderung sei oft die Kombination aus körperlicher Nähe, Atemnot und Orientierung: „Wenn du den Ball hast, greifen dich zwei Leute an. Da brauchst du Körperspannung, aber auch Ruhe.“
Unterwasserrugby ist eine Sportart, die oft im Verborgenen bleibt – und gerade darin liegt ihr Reiz. Zwischen Teamwork, Taktik und körperlicher Herausforderung entsteht ein Spiel, das sich ganz anders anfühlt als alles an der Oberfläche. Es ist leise, aber intensiv. Schwerelos, aber anstrengend. Wer einmal den Sprung in die Tiefe gewagt hat, wird oft nicht mehr losgelassen. Oder wie Anastasia es sagt: „Wenn man einmal gelernt hat, in drei Dimensionen zu spielen, will man nicht mehr zurück an die Oberfläche.“
Du willst Tauchen lernen, deine Tauchkenntnisse vertiefen, oder suchst den sportlichen Wettkampf im Unterwasserrugby? Der TC Stuttgart bietet an vier Abenden pro Woche Trainingsmöglichkeiten in verschiedenen Stuttgarter Hallenbädern.
Alle Infos zum Unterwasserrugby in Stuttgart findest du unter www.tauchclub-stuttgart.de/#uwr
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