Randsportradar von BeyondSports: Beachhandball
In unserer Rubrik „Randsportradar“ präsentieren Dani und Olli vom Podcast „Beyond Sports“ diesmal die Sportart Beachhandball. Sie sprachen mit der aus Remshalden stammenden Nationalspielerin Lena Klingler (24) über die dynamische und kreative Sportart, die gerade auf dem besten Weg ist, sich immer mehr zum Trendsport zu entwickeln.
Beachhandball bietet mit besonderen Regeln wie Trickshots und zwei unabhängigen Halbzeiten spannende Elemente an und begeistert Sportler und Zuschauer zugleich. Die Anzahl an Turnieren hat in den letzten Jahren stark zugenommen.

Autor:Lara Auchter
„Das Besondere am Beachhandball sind die ausgefallenen und kreativen Vereinsnamen“, beginnt Lena Klingler im Podcast. Sie selbst spielt bei den Minga Turtles – einer Mannschaft, die den bayrischen Ausdruck für München im Namen trägt, da viele Gründungsspielerinnen aus der Region stammen. Weitere Beispiele sind die Beach Chiller oder die Caipiranhas. Der Grund dafür: Hinter den Teams stehen meist keine klassischen Vereine, sondern lose Gruppen von Spielerinnen und Spielern ohne feste Ortsbindung. „Das spiegelt einfach perfekt den lockeren Charakter der Sportart wider“, ergänzt Lena.
Beachhandball hat seinen Ursprung in Italien. Inspiriert vom boomenden Beachvolleyball, entwickelten italienische Handballer in den späten 1980er Jahren eine Variante ihres Sports für den Sand. Eine Schlüsselrolle spielte dabei die Trainerin Simonetta Montagni, die erste Konzepte für das Spiel erarbeitete. Mit wachsender Beliebtheit entstand schließlich ein Regelwerk, das den schnellen, actionreichen Sport an die bestehenden Feldmarkierungen des Beachvolleyballs anpasste.

Fotos: Lena Klingler
Im Jahr 2000 erkannte die Europäische Handballföderation Beachhandball als offizielle Sportart an. Bereits ein Jahr später feierte die Disziplin ihr Debüt bei den World Games und gewann damit weltweit an Aufmerksamkeit. 2004 folgte die erste Beachhandball-Weltmeisterschaft in Ägypten. Auch Lena erinnert sich gerne an ihre erste Erfahrung auf Sand: „In der D-Jugend haben wir im Sommer zur Abwechslung an zwei Beachturnieren teilgenommen. Das war eher ein Spaß-Event ohne großen Wettkampfcharakter – aber ich war sofort begeistert.“
Im Jahr 2016 führte dann der Württembergische Handballverband eine Sichtung für Beachhandball durch, die Lena fast verpasst hätte: „Ein paar Freunde und ich dachten, jetzt geben wir dem Mal eine Chance. Aber an dem Tag der Sichtung hat es morgens in Strömen geregnet und ich habe lange überlegt, ob ich überhaupt mitfahren soll. Zum Glück habe ich mich aber dann auf diesen Beachplatz geschleppt.“ Bei der Sichtung hat Lena den damaligen Trainer der Jugendnationalmannschaft auf sich aufmerksam gemacht und ist seither ein Teil der Sportart.
Aber worin unterscheidet sich Beachhandball vom klassischen Handball, den Lena Klingler in der 2. Bundesliga bei den Waiblingen Tigers ausübt? Gespielt wird auf einem kleineren Feld mit jeweils vier Spielerinnen oder Spielern pro Team. Die angreifende Mannschaft hat dabei immer eine Überzahlsituation, da der Torhüter für einen zusätzlichen Angreifer ausgewechselt wird. Ein besonderes Highlight sind die spektakulären Torabschlüsse: Statt nur einem Punkt gibt es für kreative Treffer wie 360-Grad-Drehungen in der Luft oder Kempa-Tricks gleich zwei Punkte.

Im Gegensatz zum Hallenhandball ist Beachhandball nicht nur ein kontaktloser Sport, sondern jede Halbzeit wird auch separat gewertet. Der Sieger einer 10-minütigen Halbzeit erhält einen Punkt. Gewinnen beide Mannschaften jeweils eine Halbzeit, entscheidet das sogenannte Shootout, bei dem jeweils fünf Schützen gegen den gegnerischen Torhüter antreten.
Eine der häufigsten Fragen, die Lena gestellt bekommt, betrifft das Prellen: „Nein, das geht natürlich nicht. Man kann den Ball aber im Sand kurz ablegen und dann wieder aufnehmen oder vor sich her rollen und dabei ein paar Schritte machen. Allerdings wird beides im Beachhandball kaum eingesetzt, weil das Spiel einfach viel zu schnell ist.“ Schnelligkeit ist auch gefragt, wenn es darum geht, den Fokus auf das Spiel zu legen, denn Beachhandball verbindet entspanntes Strandfeeling mit Hochleistungssport: „Es ist natürlich elementar, dass du den Schalter umlegen kannst. Beachhandball ist meistens am Strand, du hast gutes Wetter, laute Musik und eine ausgelassene Stimmung, sodass viel Ablenkungspotenzial vorhanden ist.“
Um Beachhandball noch bekannter zu machen, setzt Lena vor allem auf die Erfolge der Nationalmannschaft: „Die Turniere bauen aufeinander auf. Die Europameisterschaft dient meist als Qualifikation für die Weltmeisterschaft, bei der sich wiederum für die World Games qualifiziert wird, und daran hängt derzeit auch die Förderung durch den DOSB. Daher sollte eine Medaille schon immer das Ziel sein.“ National gibt es mit den German Beach Open eine Turnierserie im Sommer von Ende Mai bis Ende Juli, welche dann in den Deutschen Meisterschaften Anfang August ihren Höhepunkt erreicht. „Das Potenzial ist definitiv da, dass Beachhandball zu einem richtig coolen Trendsport wird. Aber um das zu erreichen, muss die Sportart richtig vermarktet und die Infrastruktur weiter ausgebaut werden. Da passiert schon viel, aber wir wissen auch, dass wir es sind, die Beachhandball immer wieder in unserem Umfeld bekannt machen müssen“, fügt sie zum Abschluss noch hinzu.
Mit dem QR-Code geht es direkt zum Beyond Sports Podcast und zur ganzen Folge:
Beachhandball mit Lena Klingler.

