Die Spielzeit der MHP RIESEN Ludwigsburg ist beendet. Im zweiten Viertelfinal-Heimspiel kassieren die Schwaben, nach aufopferungsvoller Leistung und einer weiteren Partie auf Augenhöhe, gegen den FC Bayern Basketball eine 69:76-Niederlage. Die Playoff-Serie endet vor den Augen von 3.452 Fans damit aus gelb-schwarzer Sicht 1:3. Nach Spielende gibt’s stehende Ovationen für das Team von Josh King und am Sonntag (17:00 Uhr) eine gemeinsame Abschlussfeier.
Unmittelbar vor Spielbeginn gab die Fantribüne den Klassiker ‚Zieht den Bayern die Lederhosen aus‘ zum besten, ab dem Sprungball ließen die Ludwigsburger auch auf dem Parkett den gesungenen Worten Taten folgen und mobilisierten fortwährend und allumfassend alle verfügbaren Kraftreserven. Die anfängliche Intensität wurde garniert mit beidseitig hochklassiger Defensive, die aber eher die Münchner als die Schwaben durchbrachen (2:6, 5. Spielminute). In einer etwas hektisch geführten Anfangsphase war es erst Deion Hammond, der unmittelbar nach seiner Einwechslung aus der Distanz den Bann brach. Der US-Amerikaner musste aufgrund zweier aufeinanderfolgender Foulspiele aber etwas kürzertreten. An seiner statt wusste Jacob Patrick auf Ludwigsburger Seite zu gefallen, der ebenfalls unmittelbar nachdem er aufs Spielfeld kam, aus der 6,75-Meter-Distanz einnetzte. Parallel taten Niels Giffey, Devin Booker und Vladimir Lucic allerdings ebenfalls, sodass die bayerische Führung konstant blieb (11:17, 10.).
Im zweiten Abschnitt benötigte die Partie dann keinerlei Anlaufphase mehr: Patrick, Yorman Polas Bartolo und Co. erhöhten den Druck in der Verteidigung, kamen zu mehr Zählbarem und einfacheren Fastbreak-Abschlüssen. Doch auch hier waren es die Münchner, die im Angriff unter anderem durch Leandro Bolmaro zu Gefallen wussten (15:22 / 21:30). Erst nach einer Auszeit von Josh King gab’s eine aus RIESEN-Sicht bessere Balance im Spiel: Eddy Edigin versenkte Freiwürfe und Polas Bartolo von Downtown, sodass es nun Pablo Laso war, der Gesprächsbedarf anmeldete (28:32). Doch das Geschehen blieb nun maximal intensiv und der Spielstand weitestgehend ausgeglichen. Beidseitig gab’s gelungene Aktionen an beiden Enden des Parketts, Blocks, Dreier und etwas Stückwerk – Offensivfoul Carsen Edwards, verpasster Buzzerbeater Jeff Roberson – und damit eine offene Partie, die den Serienausgleich realistisch werden ließ, beim Gang in die Kabinen.
Eddy Edigin dominiert die Zone
Nach dem Seitenwechsel waren auf beiden Seiten zunächst weitere Distanztreffer durch Serge Ibaka und Silas Melson auf der Agenda, ehe die Zeit zweier Akteure begann. Edwards und Edigin schulterten ihre Farben im Alleingang. Der Ludwigsburger Center machte bei seinem 118. Einsatz in der Beletage des deutschen Basketballs sein bisher bestes Spiel, markierte ein phänomenales Double-Double (15 Punkte / 14 Rebounds) samt guter Wurfquoten (50 FG%) und drei Blocks, verankerte die RIESEN-Verteidigung und veranschaulichte sein Fähigkeiten-Spektrum gegen die beste Big-Men-Riege der Liga (42:45, 24.). Edwards stand dem Gezeigten in nichts nach: Der quirlige Guard, der bereits in den ersten drei Partien Münchens bester Spieler war, warf und traf sich in einen Rausch, scorte aus beinahe allen Lagen und hielt, gemeinsam mit Elias Harris, den FC Bayern Basketball in Front. Trotz herausragender Leistung des RIESEN-Teams, tobender Kulisse und emotionalen Entscheidungen – unter anderem ein technisches Foul gegen King und eines gegen Edwards – kippte die Partie nicht und war aufgrund des Standes auch noch lange nicht entschiede (57:61, 30.).
Viel eher wurde die Intensität nochmals, auch wenn kaum vorstellbar, erhöht und die Wende schien, nach dem vierten Foul von Giffey, einem Dreier von Jayvon Graves und einem Edigin-Dunk erneut möglich (60:66 / 65:69 / 67:69). Doch ebendiese blieb aus: Ludwigsburg traf im Angriff gut herausgespielte Würfe zu selten und zunehmend seltener, war in der Verteidigung erschöpfungsbedingt nun etwas nachlässiger. Während sich beide Mannschaften und alle Faktoren weitestgehend egalisierten, machte ein Mann in der Crunchtime den Unterschied: Carsen Edwards traf die schwierigsten Würfe hochprozentig und verringerte die RIESEN-Chancen Punkt für Punkt. Ludwigsburg gingen Kraft und Zeit respektive Zeit und Kraft aus, sodass der FCBB am Ende zwar nicht das physischere oder leidenschaftlichere Team aufs Parkett schickte, schon aber das siegreiche samt besten Inidvidualakteur.
Obwohl die Saison durch die 69:76-Niederlage ebenso wie Viertelfinal-Serie (1:3) vorzeitig endete, gab’s nach Spielende kaum dauerhaft frustrierte Gesichter. Viel eher stand der Stolz über ein mehrtägiges Aufeinandertreffen auf Augenhöhe mit dem Top-Favoriten und die Freude über das Erreichte im Mittelpunkt – Mannschaft und Fans feierten, siehe Titelbild, gemeinsam eine etwas wilde und sicherlich erfolgreiche Zeit; mit Headcoach King an der Seite von Pirates-Lead-Trommler Vincenzo D’Amico in Reihe eins der Feierlichkeiten und stehenden Ovationen in der gesamten MHPArena.
Gute Stimmung beim Saisonabschluss in der Rundsporthalle
Infolge des Ausscheidens im Playoff-Viertelfinale ist die Saison der MHP RIESEN Ludwigsburg seit Freitag beendet. Zum gemeinsamen Abschluss kamen am Sonntag letztmals Mannschaft, Fans und Verantwortliche in der Rundsporthalle zusammen und blickten gut gelaunt auf das vergangene Jahr zurück.
Nach dem Aus im Viertelfinale (1:3) gegen den Titel- und Top-Favoriten FC Bayern Basketball ist die Spielzeit 2023/2024, eine emotionale und durchaus erfolgreiche, aus Sicht der MHP RIESEN Ludwigsburg seit dem vergangenen Freitag sportlich beendet: Die vierte Playoff-Teilnahme in der Basketball Champions League sowie die Playoff-Qualifikation in der easyCredit BBL und demnach das Viertelfinale in zwei Wettbewerben standen am Sonntagnachmittag, vor den Augen von rund 200 ehrenamtlichen Helfern, Fans und Partnern des Klubs im Mittelpunkt.
„Ich glaube unter dem Strich, auch wenn es Höhen und Tiefen gab, war’s eine sportlich erneut erfolgreiche Saison […] Nachdem wir in den Wochen zuvor schon manchmal auch kritisch über das Auftreten der Mannschaft haben sprechen müssen, haben sie es in der entscheidenden Phase hinbekommen, ein ganz anderes Gesicht zu zeigen und den FC Bayern Basketball wirklich zu ärgern. Das ist glaube ich etwas, was dann zum Schluss auch stehen bleibt. Dafür vielen Dank! […] Vielen Dank auch an alle Fans und Unterstützer für die tolle Unterstützung während der gesamten Spielzeit. Wir konnten erneut über 100.000 Zuschauer in einer Saison in der MHPArena begrüßen. Das ist etwas sehr Besonderes gewesen. Wir waren in den allermeisten Fällen der abgelaufenen Saison beinahe oder komplett ausverkauft. Das ist etwas Großartiges für einen Klub, eine Mannschaft und all diejenigen, die daran arbeiten, dass das Ganze auch funktioniert. Danke an alle Fans, Partner, Sponsoren und Mitarbeitenden, die uns in der vergangenen Spielzeit derart unterstützt haben“, blickte Alexander Reil, 1. Vorsitzender der MHP RIESEN Ludwigsburg zurück.
Neben dem Abschluss der sportlichen Spielzeit hatte auch der Abschied einiger Protagonisten einen großen Anteil: Allen voran der Abgang von Headcoach Josh King wurde endgültig offiziell gemacht und der US-Amerikaner nach fünf gemeinsamen Jahren gen Istanbul verabschiedet. Noch länger Teil des Klubs und des Jugend- und Nachwuchsprogramms waren Nico Santana Mojica und Aeneas Jung, die in den vergangenen Jahren via Doppellizenz für die MHP RIESEN und die Porsche Basketball-Akademie aufgelaufen waren, in der ProB als Co-Kapitäne fungiert und sich in herausragendem Maße für die Gelb-Schwarzen eingesetzt hatten, beide Akteure werden nun allumfassend flügge, sich neuen Aufgaben widmen und in den kommenden Tagen (auch medial) nochmals gesondert verabschiedet werden.
Trotz aller „Lebewohls“ war der Abschiedsschmerz aber keinesfalls omnipräsent. Viel eher standen Stolz und Freude über das sportlich Erreichte und gemeinsam Erlebte im Vordergrund. Mannschaft, Staff und Fans machten bis in den frühen Abend Erinnerungsfotos, sammelten Autogramme und Erinnerungen und beendeten die Spielzeit mit einem zufriedenen Lächeln.
Abschließend möchten die MHP RIESEN Ludwigsburg sich nochmals explizit bei allen Helferinnen und Helfern bedanken, die in kürzester Zeit die Saisonabschluss-Veranstaltung auf die Beine stellten und umsetzten. Neben den Barock Pirates Ludwigsburg geht der Dank dahingehend vor allem an das Team von TOK Döner sowie die Klub-Partner Stuttgarter Hofbräu und Ensinger für das Bereitstellen und Subventionieren von Speisen und Getränken.
Text: MHP RIESEN Ludwigsburg