Sarah Bouceka + Madalena Seidel: Bronzemedaille in Südkorea

Sarah Bouceka und Madalena Seidel sind die neuen Stars am Bietigheimer Eishockeyhimmel. Die beiden 15-Jährigen des SC Bietigheim-Bissingen holten gemeinsam mit der U16-Nationalmannschaft der Frauen durch einen 3:1-Sieg gegen die Schweiz die Bronzemedaille bei den diesjährigen Olympischen Jugend-Winterspielen in Südkorea. Die Talheimerin Madalena und die Stammheimerin Sarah sind neben Torhüterin Lissy Westrich die einzigen Mädels in der U15-Mannschaft des Steelers-Nachwuchses, stehen den Jungs aber in Sachen Talent, Ehrgeiz, Arbeit und Erfolg in nichts nach. Im Interview mit den Schülerinnen erfahren wir alles über ihre Anfänge im Eishockey, die besondere Zeit bei den Olympischen Jugendspielen in Südkorea, sowie die unvergesslichen Momente nach dem Medaillengewinn. 

Autor:Lara Auchter

25. März 2024

Sarah Bouceka (links) und Madalena Seidel mit ihren Bronzemedaillen.  Fotos: TeamDeutschland

Ihr beide spielt schon länger in der Nationalmannschaft, doch die Jugend-Winterspiele waren jetzt euer erstes großes Turnier. Wie war es für euch, bei einem solchen Event dabei zu sein?

Madalena Seidel: Es ist zu allererst eine große Ehre, das Land repräsentieren zu dürfen und an solch einem Turnier teilnehmen zu können. Die Zeit dort war eine sehr coole Erfahrung und ich habe sportlich wie persönlich viel gelernt.
Sarah Bouceka: Es war sehr besonders. Auch die Eindrücke vom Land und den Menschen. Wir sind von Seoul aus erstmal mehrere Stunden über Reisfelder gefahren, bevor wir Schnee hatten und Gangneung erreichten. Die modernen Hochhäuser und die Infrastruktur, an die man bei Südkorea denkt, hat man dort dann gar nicht mehr gesehen. Dafür waren alle Leute und vor allem die vielen Helfer sehr freundlich.

 
Madalena, du hast angesprochen, dass du auch persönlich viel gelernt hast. Was nimmt man als junger Mensch von solch einem Erlebnis mit?

Madalena Seidel: Ich bin selbstständiger geworden und habe gelernt, für einen längeren Zeitraum, weit weg von zuhause, alleine mit allem klarzukommen. Wenn man mal ein schlechtes Training hatte, sich wieder zu motivieren und nicht den Kopf hängen zu lassen. Oder einfach als Teenager in dieser Gemeinschaft mit verschiedenen Sportlern meines Alters zu sein, davon habe ich sehr viel mitgenommen.

 
Sarah, hattet ihr, auch wenn ihr in Gangwon wirklich im Niemandsland wart, die Möglichkeit und Zeit für ein bisschen Sightseeing oder wart ihr komplett auf das Sportliche fokussiert?

Sarah Bouceka: Wir waren wegen dem Sportlichen dort und haben damit auch unsere komplette Zeit verbracht. Wir hatten neben den Spielen viel Training und auch Regenerationszeit, somit haben wir das Olympische Dorf eigentlich nicht verlassen.

 
Wie haben eure Teambuilding-Maßnahmen ausgesehen?

Madalena Seidel: Wir mussten mit der Mannschaft verschiedene Aufgaben lösen und dabei auch andere Nationen mit einbeziehen. Eine Aufgabe war z.B. ein Bild zu machen, auf dem fünf verschiedene Nationen abgebildet sind. Das war schon cool, und man hat nicht nur sein eigenes Team, sondern auch die anderen Mannschaften und Sportler besser kennengelernt.
Sarah Bouceka: Die ganzen Teambuilding-Events haben uns als Mannschaft auch enorm geholfen. Wir sind zu einer Einheit zusammengewachsen. Unter anderem waren wir auch noch gemeinsam Karaoke-Singen und haben einfach viel Zeit miteinander verbracht. Es war schon eine tolle Stimmung.

Ein Moment für die Ewigkeit direkt nach dem Medaillengewinn.

Diese besondere Stimmung hat man dann im Spiel um Bronze gemerkt. Dort hat sogar der Kommentator gemeint, dass er noch nie ein Team gesehen hat, das sich so gemeinsam freut…

Madalena Seidel: Ja das stimmt (lacht). Wir hatten einen besonderen Zusammenhalt und in der Gruppe eine so gute und positive Stimmung, dass wir vor dem Spiel schon gesagt haben: Heute gewinnen wir und holen die Medaille. Ich denke, wir haben es an dem Tag einfach mehr gewollt als die Schweizerinnen.

 

Mit welchen Erwartungen seid ihr in das Turnier gestartet? Hattet ihr es für möglich gehalten, eine Medaille mit nach Hause zu bringen?

Sarah Bouceka: Natürlich träumt man von einer Medaille. Uns war aber auch bewusst, dass wir Gegnerinnen hatten, die uns in den letzten Jahren immer geschlagen haben. Im Turnier waren es dann recht knappe Ergebnisse, besonders bei der 1:2-Niederlage gegen die Schweiz in der Gruppenphase. Uns war bewusst, dass wir, wenn wir das nächste Mal gegen sie spielen, gewinnen werden. So ist es im Spiel um Platz drei dann mit dem 3:1-Sieg auch gekommen.
Madalena Seidel: Ich persönlich wollte auf jeden Fall eine Medaille holen und bin überglücklich, dass es geklappt hat. Das vorgegebene Ziel von unserem Trainer war das Halbfinale – und das haben wir mit der Medaille übertroffen.

Die Momente nach dem Sieg sind warscheinlich Erinnerungen, die ihr nie vergessen werdet, oder?

Madalena Seidel: Wir waren so glücklich und stolz es geschafft zu haben. In der Kabine standen wir Arm in Arm und haben erstmal gesungen. Da hat man schon ein paar Tränchen verdrückt. Gemeinsam mit diesem Team, das so zusammengewachsen ist, war es ein ganz besonderer Moment.
Sarah Bouceka: Wir wussten alle, wir haben etwas Großes geschafft. Den Moment und die Gefühle, als klar war, dass wir das Spiel gewonnen haben, kann ich gar nicht beschreiben. Es sind wirklich Erinnerungen, die ich nie vergessen werde, vor allem da ich sie mit den besten Mädels, die es gibt, erleben durfte.

 

Wie seid ihr beide eigentlich zum Eishockey gekommen?

Sarah Bouceka: Ich war als Kind mit meinen Eltern in den USA bei einem NHL-Spiel der Arizona Coyotes und war von der ersten Sekunde an fasziniert. Als wir wieder zuhause waren, wollte ich unbedingt auch spielen. Da war ich fünf Jahre alt.
Madalena Seidel: Ich komme ursprünglich vom Inlinehockey. Mein Bruder hat aber Eishockey gespielt und deshalb wollte ich es auch mal ausprobieren. Meine Trainerin hat mich dann vor ein paar Jahren nach Bietigheim mitgenommen, und seitdem mache ich quasi nichts anderes mehr als Eishockey zu spielen (lacht).